Von den so genannten „Dinosauriern“ an Bands gehören MAGNUM definitiv zu den fleißigsten ihrer Art. Die Band von der Insel nördlich von Frankreich hat seit ihrer Wiedervereinigung 2002 quasi im 2-Jahres-Rhythmus neue Alben veröffentlicht. Das verdient einerseits natürlich ganz großen Respekt und ist alles andere als selbstverständlich, hat andererseits aber so etwas den Nachteil, dass einigen dieser Alben aufgrund des großen Arbeitspensums so etwas das gewisse Etwas fehlte.
So habe ich mir zur Vorbereitung auf diese Albumkritik mal wieder die letzten paar MAGNUM Album angehört und auch recherchiert, wie ich diese denn so bewertet habe in der Vergangenheit und siehe da, fast immer gab es 8 Punkte, lediglich das 2016er „Sacred Blood, „Divine“ Lies“ musste sich mit 7,5 Punkten begnügen. Man sieht schon, die Band hat in den letzten 20 Jahren eigentlich nie enttäuscht, ich persönlich finde mit dem letzten Album „The Serpent Rings“ kam man sogar den eigenen Glanztaten wie „On A Storytellers Night“ (1985) und „Wings Of Heaven“ (1988) halbwegs nahe.
Rückblickend betrachtet war „The Serpent Rings“ fast zu schön um wahr zu sein und so kommt es dann im 50ten Jahr seit der Bandgründung genauso wie es kommen musste, „The Monster Roars“, so der Titel des aktuellen Albums, fällt gegenüber seinem Vorgänger etwas ab. Das liegt natürlich weniger an dem recht unscheinbaren schwarzen Coverartwork, das an sich besser in die aktuelle Zeit passt als eines dieser typischen bunten Bilder. Ich glaube vielmehr, dass der Band die Livepause nicht gut getan hat, zumal man inzwischen nach den Besetzungswechseln zwar Tony Clarkin und Bob Catley logischerweise auf dem Schirm hat, ansonsten wirkt das Line-Up eher nach Projekt als nach Band. Mit Dennis Ward ist beispielsweise als Bassist nun jemand dabei, der auch sonst recht beschäftigt ist und vermutlich noch gar nicht so häufig mit der Band zusammen gespielt hat.
Doch erst einmal genug gemeckert, denn wo MAGNUM vorne drauf steht, ist zum Glück bei „The Monster Roars“ auch viel von den Trademarks der Band dabei. Zu allererst fällt einem das schöne, melodische „Remember“ auf, das sicherlich einen besseren Opener abgegeben hätte als das recht unscheinbare Titelstück. "Remember" ist so eine Nummer, die einfach nur von dieser Band kommen kann. Zum zweiten fällt auf, dass MAGNUM auch auf dem aktuellen Album nicht so klingen, als wären sie schon im Rentenalter. Es gibt durchaus Passagen in den Songs und Riffs von Tony Clarkin, die vergleichsweise heavy rüber kommen. Die Bluesrock-Nummer „No Steppin‘ Stones“ klingt durch das Engagement von ein paar Bläsern für MAGNUM sogar einigermaßen nach einem kleinen Experiment. Für viele Beobachter stellt „No Steppin‘ Stones“ dann auch das Highlight des Albums dar, dem möchte ich auch gar nicht widersprechen, auch wenn gerade bei diesem Song eines der Mankos dieses Albums deutlich wird.
MAGNUM standen immer für einen angenehmen, warmen Sound, auch deshalb liebe ich den Albumvorgänger so, „The Monster Roars“ hingegen klingt stellenweise etwas zu hart, zu komprimiert, so dass die Melodien und die Feinheiten nicht ganz so zur Geltung kommen. Gerade bei diesen Bläserparts fällt das auf, das klingt nicht nach einem Prozess, der natürlich in einem Studio entstanden ist, sondern so als wären die Bläser nachträglich in den Song integriert worden, jemand wie JOE BONAMASSA hat so etwas ähnliches schon deutlich harmonischer und organischer hinbekommen.
Weitere Highlights des Albums sind meiner Meinung nach das ebenfalls dynamische „The Present Not The Past“ sowie das kleine Epos „Come Holy Men“ gegen Ende des Albums. Am besten gefällt mir „Your Blood Is Violence“, weil der Song einen dieser typischen hymnischen Refrains hat, ansonsten aber dem Titel entsprechend recht heavy rüberkommt und im Gegensatz zu einigen anderen Songs des Albums auch Raum für einen ausgiebigen Soloteil lässt.
Was die Balladen angeht, können MAGNUM dieses Mal leider ebenfalls nicht komplett überzeugen, „Can’t Buy Yourself A Heaven“ ist ein schöner Albumabschluss, mehr aber auch nicht. Bei „That Freedom Word“ denkt man zu Beginn, dass hier eine schöne, epische Ballade Platz gefunden hat, aber auch diese Nummer geht schnell in eine treibende Rocknummer über. Ähnliches passiert auch bei „I Won’t Let You Down“, das etwas zäh als typisches Liebeslied beginnt, dann aber ebenfalls eine andere Richtung einschlägt.
Ich muss schon sagen, je häufiger ich „The Monster Roars“ höre, umso besser gefällt mir das Album und ich kann auch nicht sagen, dass ich enttäuscht bin, das ändert aber letzten Endes nichts daran, dass das aktuelle MAGNUM Album in Gesamtheit betrachtet etwas schwächer ist als die beiden Vorgänger und deshalb muss ich mich wie schon beim angesprochenen „Sacred Blood, „Divine“ Lies“ auf eine 7,5 beschränken. (Maik)
Bewertung:
7,5 / 10
Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 58:40 min
Label: Steamhammer/SPV
Veröffentlichungstermin: 14.01.2022