Um gleich eins vorweg zu nehmen. Auf der vorliegenden Scheibe „Dance Of The Black Tattoo“ lässt es MAGNUM für ihre Verhältnisse richtig krachen. Direkt der Einsteiger „Black Skies“, live neu eingespielt, ist ein schleppender, harter und düsterer Rocksong in BLACK SABBATH-Manier. Damit legen sie mit dem vorliegenden Album, welches am 08. Januar 2021 erscheinen wird, ein „Compilation“-Album vor, welches spezielle Live-Versionen, neu editierte Studiotracks und besondere Songs aus den Tiefen der Archive vereint, alle in völlig neuem Klanggewand.
Auch steht die Scheibe konträr zu der sehr erfolgreichen balladesken Zusammenstellung aus dem Jahr 2017, „The Valley Of Fire-The Ballads“, die MAGNUM mit der ihr originär zugedachten Rolle als melodische Balladenband, mit feinfühliger Gesangslyrik im Bereich der Fantasy-Thematik und der Integration hoher Keyboard-Anteile präsentiert.
Damit wurde die Band bekannt und dafür lieben sie auch ihre Fans. Mir persönlich gefällt das vorliegende rockige Album unglaublich gut und auch die Anhänger werden diese Zusammenstellung würdigen und annehmen.
Die beiden Begründer von MAGNUM, Tony Clarkin und Bob Catley, sind seit Beginn ihrer gemeinsamen Bandgeschichte in den siebziger Jahren durch alle Höhen und Tiefen des Rock` N Roll Business gegangen, vom zögerlichen Beginn, der Abkehr der Plattenfirmen und kaum beachteten Live-Auftritte. Erst die Veröffentlichung von „On A Storytellers Night“, aus investiertem Privatvermögen der beiden Protagonisten im Jahr 1985, die immer an die Band glaubten erzeugte den großen Durchbruch; sie kreierten einen absoluten Klassiker des Genres Melodic-Rock, der weltweite Beachtung erhielt.
Dennoch gelang es MAGNUM zu dieser Zeit nicht an das Überwerk anzuknüpfen. Sie legten schließlich eine künstlerische Pause von 1995 bis 2002 ein, was der Band ausgesprochen gut tat. Nach dem Neubeginn folgten Schlag auf Schlag gute bis sehr gute Alben bis zum heutigen Tag, beginnend mit „Breath Of Live“ im Jahr 2002 bis hin zu „The Serpent Rings“ im Jahr 2020, immerhin auf Anhieb Platz 5 in den deutschen Charts. Dies erscheint in der heutigen Zeit mehr als beachtlich; in einer Konkurrenzsituation mit deutschen depressiven Betroffenheits-(Pseudo) Philosophen. Das permanente Komponieren und Produzieren von Alben seit der Wiedervereinigung zahlte sich aus. Der Lohn der unermüdlichen Arbeit waren gute Plattenumsätze und ständig ausverkaufte Touren.
Alle 14 Songs wurden auf „Dance Of The Black Tattoo“ von Gitarrist/Songwriter und Bandleader Tony Clarkin neu gemastert, klingen unglaublich modern und sind von hervorragender Klangqualität. Auch die Stimme seines kongenialen Freundes, Sängers und Mitbegründers der Band seit den siebziger Jahren, Bob Catley, klingt ausgesprochen klar und weist keinerlei Alterserscheinungen auf. Hierbei hat Tony Clarkin, absoluter Workaholic, von dem sämtliche Stücke seiner Band stammen, auch wiederum das vorliegende Album produziert......und es ist richtig gut geworden.
Zum perfekten Sound hat sich Altmeister Clarkin offen und ehrlich in einem Interview dahingehend geäußert, dass man gerade heutzutage nicht zwanghaft an analogen Aufnahmesystemen oder permanenten Vintage-Nostalgie-Riten festhalten, sondern die immensen Möglichkeiten moderner Technik nutzen sollte.
“ Wir gehen nicht ins Studio und schmeißen als erstes alle Computer raus, weil wir Platz für unser analoges Equipment brauchen. Das ist Quatsch. Heutzutage hast du alle Möglichkeiten. Die Technik ermöglicht es dir, so zu klingen, wie du willst. Und das nutzen wir aus.“ Starke Worte eines 74-jährigen Musikers, der es nicht nötig hat, wie manche junge Künstler, „Old-School“ vorzutäuschen, um 60er- oder 70er Jahre Sound zu imitieren.
So fügt sich „Dance Of The Black Tattoo“ als härteres Gegenstück zu „Valley Of The Tears-The Ballads“ perfekt in die Anthologie der MAGNUM-Alben ein. Die Scheibe ist eine rockige, gradlinige Produktion, die sehr gitarrenlastig mit wesentlich weniger Keyboard-Dominanz auskommt als die sonst so bekannten ruhigeren, gefühlvolleren Produktionen. Auch das Plattencover ist wie immer eine Fantasy -basierende, künstlerisch hervorragende Arbeit des langjährigen Gestalters der Art Covers der MAGNUM-Alben, Rodney Matthews.
Eigentlich sind alle enthaltenen Songs direkt einprägend und für sich stehend äußert gelungen. Das gilt sowohl für die Live-Aufnahmen als auch für die Studioversionen. Direkt nach den ersten drei Stücken war ich begeistert; „Black Skies“ vom Album „The Visitation“ aus dem Jahr 2011 ist für die Verhältnisse der MAGNUM-Machart sehr hart mit eingängigen, „straighten“ Gitarrenriffs, ebenso kommt „Freedom Day“, vom gleichen Album, mit schönem Gitarrenintro und dem gefühlvollen Gesang Catley`s, der in ein tolles Gitarrenriff mündet.
Natürlich ist im Ansatz immer wieder auch das Markenzeichen der Band erkennbar, der weiche balladeske Gesang von Bob Catley, z.B. in der neu aufgenommenen Version von „On A Storytellers Night“ oder dem Song „Show Me Your Hands“ vom 2018er Album „Lost On The Road To Eternety“; allerdings steigern sich auf „Dance Of The Black Tattoo“ nahezu alle Songs stetig in ein härteres, Gitarren dominierendes Arrangement.
Der Kauf lohnt in jedem Fall schon, um einen Eindruck von der härteren Seite der Band zu erhalten. Sehr stark als Anspieltipp kommt auch „Dance Of The Black Tattoo“ vom „Escape From The Shadow Garden“ einher und erwähnenswert ist in jedem Fall der Radio Edit, passend zur Jahreszeit, das grandiose Antikriegs-Epos „On Christmas Day“. Auch die neu aufgenommenen Radioversionen „Not Forgiven“ und „Madman Or Messiah“ vom jüngsten Longplayer überzeugen auf ganzer Linie.
Das seit Urzeiten befreundete Duo Clarkin/Catley ist noch lange nicht fertig. Sie bilden ein perfektes Fundament der Band MAGNUM, die ihre unerschöpfliche Energie und ihre Power aus der Musik ziehen, hoffentlich demnächst auch wieder live. (Ebi)
Bewertung:
8,5 / 10
Anzahl der Songs: 14
Spielzeit: 73:04 min
Label: Steamhammer
Veröffentlichungstermin: 08.01.2021