Dass es nicht immer das schlechteste sein muss, wenn man als Band eher die Do-It-Yourself Schiene fährt, das haben WOLVESPIRIT in den letzten zehn Jahren seit ihrem Debütalbum „Spirit Metal“ unter Beweis gestellt. Da wo sich andere Bands reinreden lassen müssen, zieht die Band aus Würzburg ihr eigenes Ding durch, auch „Change The World“, das neue Album atmet diesen Geist der kreativen Freiheit.
Die Band und ihr Umfeld scheinen jedenfalls voll zufrieden zu sein mit dem Album, denn in Sachen Marketing haut man gerade voll auf den Putz inklusive ganzseitiger Anzeigen in nicht ganz unbekannten Printmagazinen. Das erlebt man bei einer Band, die nicht bei einem größeren Label unter Vertrag steht, auch nicht aller Tage.
Ich kann diese Euphorie durchaus verstehen, denn die etwas längere Pause seit dem letzten Studioalbum „Fire And Ice“ scheint der Band gut getan zu haben, denn das aktuelle Album klingt wieder mehr nach der ursprünglichen Idee von WOLVESPIRIT als der Vorgänger und auch der Sound gefällt wieder besser.
Zu den Aufnahmen der Platte ist die Band wie schon bei den Alben zuvor nach Nashville gereist, um einen möglichst authentischen Sound zu bekommen, da die Band inzwischen ein eigenes Studio hat, kommt das etwas überraschend. Aber da sind wir dann wieder bei dem Thema künstlerische Freiheit.
Meiner Ansicht nach klingt der Sound insgesamt wieder wärmer, damit erinnert „Change The World“ mehr an „Blue Eyes“ als an „Fire And Ice“. Auch das Songmaterial wirkt nun wieder etwas vielseitiger und epischer, gerade die Orgel von Oliver Wolfhart kommt an den richtigen Stellen richtig gut rüber.
Betrachtet man „Change The World“ als Gesamtpaket, dann muss man schon anerkennen, dass WOLVESPIRIT hier ganze Arbeit geleistet haben, das Album klingt wie aus einem Guss und hat relativ wenige langweilige Momente. Außerdem klingt die Platte nicht mehr nur komplett zugeschnitten auf die Frontfrau Debbie Craft, so dass es passend erscheint auf dem Cover die gesamte Band abzubilden.
Etwas schwer tue ich mich allerdings damit, jetzt und hier die besonders starken Songs des Albums auszuwählen, am besten gefallen mir „Strong Against The Wind“ und „Time Is Running“. Etwas weniger begeistert bin ich von „Over The Rainbow“, das einen recht zurückhaltenden Groove hat und ein wenig zu plätschern droht, etwas, was für die Band, die auch schon mal IRON MAIDEN covert, eher untypisch ist. Und dass man bei den ersten Sekunden von „Fallen“ an Jon Bon Jovi denkt, dürfte auch jedem klar sein, der den Song mal gehört hat, dieses Wüstenmotiv hätte man vielleicht etwas geschickter verpacken können.
Bei der beliebten Bandeinordnung werden dieses Mal übrigens Namen wie BLUES PILLS, KADAVAR und GRAVEYARD angeführt, in meinen Ohren klingen WOLVESPIRIT aber zu allererst einmal nach WOLVESPIRIT und das ist auch gut so. Ob „Change The World“ nun etwas besser oder etwas schlechter ist als „Blue Eyes“ aus 2017 spielt dann auch gar keine große Rolle, das 2017er Werk hatte vermutlich die etwas besseren Songs, dafür klingt „Change The World“ insgesamt runder und nicht mehr ganz so retro angelegt. Ja, macht Spaß das Ding, auch wenn die Grundthematik des Albums natürlich alles andere als lustig ist. (Maik)
Bewertung:
8 / 10
Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 45:00 min
Label: Spirit Stone Records/Cargo
Veröffentlichungstermin: 21.01.2022