Soilwork - A Whisp Of The Atlantic

soilwork awhispoftheatlanticZuerst gab es eine lange Pause, jetzt legen SOILWORK fast Schlag auf Schlag neue Veröffentlichungen vor. Im letzten Jahr erschien zum einen das Album „Verkligheten“, danach noch die EP „Underworld“, jetzt kommt mit „A Whisp Of The Atlantic“ die nächste EP. Allerdings ist die dann größtenteils doch nicht ganz so neu. „Feverish“ kennt man schon von der Single „Stålfågel“.

Im Frühjahr hat man dann die „Feverish Trinity“ ins Leben gerufen, die mit einem Video zu „Feverish“ begann. Es folgten zwei weitere Videos zu „Desperado“ und „Death Diviner“. Dabei erzählen die drei Videos eine fortlaufende Geschichte und stellen so den Zusammenhang zwischen den einzelnen Songs dar. Als SOILWORK-Fan kennt man diese Songs und Videos also schon ein gutes halbes Jahr.

Jetzt haben die Schweden mit „A Whisp Of The Atlantic“ einen monumentalen Song von über 16 Minuten nachgeschoben. Auch zum Titelsong der EP gibt es natürlich ein Video. Und in mehr als 15 Minuten Video kann man natürlich einiges unterbringen, da gibt es ja haufenweise Kurzfilme mit ähnlicher oder sogar noch geringerer Länge. Und was machen SOILWORK? Lassen eine Bewohnerin von Atlantis, die sich irgendwie in die Ostsee und die Stockholmer Schären verirrt hat, ein Viertelstunde lang die Tücken der Stockholmer U-Bahn erfahren. Ok, es passiert schon etwas mehr, aber etwas seltsam ist das Video schon. Da fand ich die Videos zu den anderen Songs doch besser.

Aber in erster Linie geht es ja doch um die Musik. Und da gehen SOILWORK zum einen alte Wege, zum anderen bringen sie aber auch ganz neue Elemente ein. Schon der Beginn des Titelsongs klingt so gar nicht nach den Schweden. Doch bereits nach dem kurzen Klavierintro finden sich bald Klänge und Melodien, bei denen man doch unweigerlich an SOILWORK denkt. Auch wenn das mit Metal immer noch nichts zu tun hat. Ein wenig hat man den Eindruck, dass Björn Strid nicht mehr so recht weiß, welche Songs für SOLIWORK sind und welche für THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA. Doch das ist ein falscher Eindruck. Nach gut 2 Minuten setzen dann die Gitarren ein und der Song wird zu einer astreinen SOILWORK-Nummer, garniert mit allerhand interessanten Details. Mal wird es dank Saxophon oder Trompete fast schon jazzig, dann zeigt ein Klavier die sanfte Seite der Band – und dann knüppelt Drummer Bastian Thusgaard mit einem abartigen Drumgewitter wieder alles in Grund und Boden. Mit diesem monumentalen Song ist SOILWORK genau das gelungen, was sie vor hatten: Zu zeigen, was diese Band drauf hat. „The Whisp Of The Atlantic“ braucht zwar eine Zeit lang, bis man den Song voll erfasst hat, aber dann ist es ein wirklich fantastisches Stück Melodic Death, das zu keinem Zeitpunkt langweilig wird.

Gleiches gilt auch für den Rest der EP. Sowohl „Feverish“ als auch „Desperado“ sind Songs, wie man sie von SOILWORK hören möchte – und auch hier hat man immer wieder Details untergebracht, die man so in einem Death-Metal-Song nicht unbedingt erwartet, z.B. die Streicher, mit denen „Feverish“ ausklingt. Aber das macht die Songs dann doch nur besser. Immer wieder scheinen auch ein paar THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA-Vibes durch – aber vielleicht will man das auch einfach hören. Jedenfalls mangelt es auch nicht an einer ordentlichen Portion Härte, die zumindest ich bei SOILWORK schon hin und wieder vermisst habe.

„Death Diviner“ ist dem gegenüber etwas ruhiger geraten, aber immer noch eine schöne fette Nummer, mit tollen Melodien und einfach ein guter Song. Abgeschlossen wird die EP von „The Nothingness And The Devil“, das gleich richtig zur Sache geht und – ja, auch einfach gut ist. Jetzt hatte ich über Jahre hinweg immer so ein bisschen Probleme mit SOILWORK. Live fand‘ ich sie zuletzt eher enttäuschend und auch auf den Alben waren sie zwar ganz nett, aber so richtig vom Hocker reißen konnten sie mich dann auch wieder nicht. Wenn ich mir SOILWORK anhöre, dann doch meistens das alte Material. Aber „A Whisp Of The Atlantic“ kann mich dann glaube ich doch wieder überzeugen. Denn auf dieser EP reiht sich einfach nur ein guter Song an den nächsten. Bleibt zu hoffen, dass das nächste Album diesen hohen Standard halten kann. Denn wenn SOILWORK mit dieser EP eines bewiesen haben, dann: Sie haben’s noch immer voll drauf. (Anne)


Bewertung:

Anne8,0 8 / 10

Anzahl der Songs: 5
Spielzeit: 36:52 min
Label: Nuclear Blast Records
Veröffentlichungstermin: 04.12.2020

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