House Of Lords - New World-New Eyes

houseoflords neworldneweyesNach einer ganzen Reihe Veröffentlichungen, auch in seinem Umfeld ließ es Mastermind James Christian in den letzten Jahren etwas ruhiger angehen. So dauerte es dieses Mal ganze drei Jahre, bevor eine neue Scheibe seiner Hauptband im Kasten war, aber vielleicht hat der Mann selbst gemerkt, dass sich alles ein Stück weit tot lief. Man darf auch auf die stilistische Direktive gespannt sein, denn zuletzt ruderten HOUSE OF LORDS nach einigen Modernisierungen wieder zurück. Wohin geht nun die Reise mit "New World-New Eyes", eröffnen die Melodic Rocker damit tatsächlich einen neuen Kosmos für sich?

Beim eröffnenden Titelsong stellen sich auf den ersten Blick nicht so viele Neuerungen ein. Das etwas modern angehauchte Keyboard ist immer noch da, wenn auch nur klangtechnisch. Doch genau dieses Reiben von reinen Achtzigerelementen in der Melodieführung, sowie den Effekten und dem zeitgemäßen Sound könnte man etwas als Unentschlossenheit deuten, als ob man zwischen Anspruch und Fanbedienung abwägen wolle. Doch bei genauem Hinschauen entdeckt man unter der Oberfläche eine akustische Gitarre, die etwas an den bluesbasierten Hard Rock der frühen Neunziger erinnert, wie ihn etwa BADLANDS zelebrierten.
Das folgende "Change (What´s It Gonna Take)" beschreitet diesen Weg noch ein wenig konsequenter und zeigt sich klar melodischer. Das manifestiert sich in ein paar coolen Vokalarrangements mit herrlichem Eighties-Appeal. Es ist dieser typische Groove, wie ihn auch späte Hair Metaller verwendet haben inklusive ein paar bluesiger Licks, wie man sie von der Truppe bisher nur selten gehört hat. Mir fällt da höchstens der Titettrack vom großartigen "Demons Down", auch die donnernden Drums nach der Bridge erinnern an diese Phase.

Völliges Neuland betreten HOUSE OF LORDS anschließend mit "One More", wobei der sehr eingängige Refrain noch nicht mal so überrascht. Vielmehr ist es das fast rock´n´rollige Riff, welches sich durch den ganzen Song zieht. So sehr waren sie noch nie am ursprünglichen Hard Rock dran, auch mit den knalligen Arrangements, bisher setzte man ja eher auf leicht bombastischen Heavy Rock. Die Nummer könnte durchaus von POISON stammen und gerade der Haarsprayrock hat noch mehr Einfluss auf "New World-New Eyes", wie etwa beim treibenden "The Both Of Us". Hier fällt der Chorus ein bisschen zu cheesy aus, wie auch in der Akustikballade "Perfectly (Just You And I)". Die weist auch die neue Lockerheit auf, das Spiel von Jimi Bell wirkt offener als auf allen anderen Veröffentlichungen.

Höhepunkt dieser Entwicklung ist "The Chase", dessen Riff eindeutig an AEROSMITH angelehnt ist, auch vom Rhythmus ist das für diese Formation außergewöhnlich swingend. Obendrein war sie nie eine, bei der man Honky-Tonk-Piano und Synth-Bläser erwartet hätte, mit dem Stück hätte man "Done With Mirrors", dem schwachen Comeback der Bostoner seinerzeit auf die Sprünge geholfen. Die Achtziger-Schlagseite ist ebenso unüberhörbar, wer einen weiteren Querverweis benötigt, der wird beim GLENN FREY-Film-Hit "The Heat Is On" fündig. In einer anderen Disziplin dieser Spielart, der ruhigen atmosphärischen Strophe nach einem heftigeren Auftakt, um dann die Dynamik zu steigern kann man sich mit "We´re All That We Got" beweisen.

Selbst wenn man dann mal die Muster der letzten Alben bemüht wie beim kernigen Riff von "Chemical Rush", so hat BJ Zampa immer ein paar Breaks am Start, welche die Sache dann wieder auflockern. Und auch wenn das abschließende "The Summit" wieder mit den orientalisch angehauchten Keyboards und dezent metallischer Härte aufwartet, so fügt es sich doch in den Kanon der Scheibe ein. "New World-New Eyes" sieht die Welt von HOUSE OF LORDS tatsächlich aus neuen Blickwinkeln, wenn diese auch nicht völlig weg vom bisherigen Kurs sind. Jedenfalls hatte ich seit "Come To My Kingdom" keinen solchen Spaß mehr mit James Christian und seinen Mannen, das Werk war mit noch mehr Melodie und weniger komprimierten Sound allerdings noch eine andere Hausnummer. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer7,5 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 48:34 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 12.06.2020

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