Etwas weniger als zwei Jahre nach dem letzten Album ist der Lord schon wieder mit einem neuen Album zurück. Da war man also richtig schnell unterwegs und ehrlich gesagt hatte ich so schnell gar nicht mit einem neuen Album gerechnet. Aber über so etwas wollen wir uns ja nicht beschweren. Wie schon beim letzten Album orientiert man sich wieder an einer filmischen Vorlage (was für mich als Filmnoob ja total praktisch ist, da kenn‘ ich mich so richtig aus). Beim letzten Album war das „The Fog“, nun ist es „Blade Runner“. Wobei man sich eher am Blade-Runner-Universum als an der Handlung des zugehörigen Films orientiert. Dazu gibt es auch ein sehr sehenswertes Video zur Singleauskopplung „At The Verge Of Time“, das natürlich auch ganz im Stil von Blade Runner gehalten ist.
Und eine weitere Verbindung zum letzten Album findet sich. Während „Six Must Die“ unter anderem Glocken im Outro hatte, kann man diese auf „Danse De Noir“ in vielen Songs finden. Offensichtlich hat hier jemand gemerkt, dass Glocken fast immer passen (ich hab‘ das gemerkt, als ich ein paar Jahre neben einer Kirche wohnte, deren Glocken jede Viertelstunde läuteten – Glocken passen tatsächlich in erstaunlich viele Songs).
Neben den eigentlichen Songs gibt es auf „Danse De Noir“ aber auch noch einzelne hörspielartige Passagen, in denen die Thematik dann noch mal verdeutlicht wird (und die interessanterweise auch ziemlich gut auf die aktuelle Star Trek: Picard-Serie passen würden). Die sind interessant, gut gemacht, nehmen aber auch etwas den Fluss aus dem Album. Dafür überzeugen die Songs jedoch umso mehr. LORD VIGO haben ja schon längst ihren eigenen Stil entwickelt. Dennoch ist auch auf „Danse De Noir“ wieder eine Weiterentwicklung festzustellen.
Auf den ersten Blick wirkt das Album ruhiger als „Six Must Die“. Und wahrscheinlich ist das auch so. Macht aber nix, denn die Heavyness ist dafür umso stärker. Und immer wieder wird auch das Tempo mal angezogen, die Übergänge zwischen den einzelnen Songs verschwimmen auch schon mal und so verbinden sich die einzelnen Stücke zum großen Ganzen.
Und natürlich ist man bei allem, was man tut, episch. Wie z.B. in „And Then The Planets Will Align“, das mit sehr schönen Melodiebögen und Harmonien aufwarten kann. Passend zum Thema des Albums werden auch immer wieder spacige Sounds in die Songs eingebaut, die sich perfekt in den Gesamtsound einfügen. Apropos Sound: Der hat sich gegenüber dem letzten Album doch leicht verändert. Während man dort noch sehr nach den 80ern klang, wenn auch in etwas modernerem Gewand, so ist man nun noch weiter in die Zukunft gereist und hat einen zeitgemäßeren Sound für das Album gewählt. Was jetzt so klingt, als sei der Sound auf „Six Must Die“ altbacken gewesen. Das stimmt nicht. Zu „Six Must Die“ passte er und nun hat „Danse De Noir“ einen ebenso passenden Sound auf den Leib geschneidert ohne dabei jedoch die Trademarks der Band aus den Augen zu verlieren.
Und dennoch sind sie nicht wirklich massentauglicher geworden. LORD VIGO sind nach wie vor eine Band, die man mögen muss. Man muss den Gesang von Vinz Clortho mögen und man muss den Stil der Band mögen – aber dann wird man es lieben. Qualitativ steht „Danse De Noir“ den großen Namen des Genres nicht nach. Und gegen Ende wird es dann auch noch immer epischer. In „As Silence Grows Old“ und „Memento Mori“ packt die Band nochmals alles aus, was sie an Epik so zu bieten hat. Passend dazu endet das Album mit einem Donnerschlag. Und ich kann mich an dieser Stelle nur wiederholen: Wer auf epischen Doom steht, sollte die Pfälzer auf jeden Fall mal antesten. (Anne)
Bewertung:
8 / 10
Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 44:12 min
Label: High Roller Records /Soulfood
Veröffentlichungstermin: 10.04.2020