W.A.S.P. (12.06.2025, Esch-sur-Alzette (Lux))

W.A.S.P. schlagen 1984 mit ihrem selbstbetitelten Erstlingswerk in der Heavy Metal Szene ein wie ein Sprengsatz. Die Kombination aus aggressivem Sound und einer tabubrechenden Band, die bei ihren exzessiven Liveshows rohes Fleisch ins Publikum wirft oder Kunstblut aus Schädeln trinkt, trägt der Truppe um Mastermind Blackie Lawless umgehend einen höchst zweifelhaften, aber legendären Ruf und (trotz oder gerade wegen ihrer vielen Eskapaden) eine bis heute extrem treue Anhängerschaft ein. So ist es nicht verwunderlich, dass die Ankündigung zur "Album One Alive" Tour die Fangemeinde elektrisiert und die Hallen füllt. Und auch der Rockhal Club platzt an diesem Abend aus allen Nähten. Nach der unglücklich verlaufenen und aufgrund Blackie Lawless‘ schwerer Rückenverletzung letztlich abgebrochenen 2023er Tour ist diesmal im Publikum eine energiegeladene Vorfreude zu spüren, eine herrlich prickelnde Atmosphäre bereits lange vor Konzertbeginn.

Nachdem W.A.S.P. während ihrer Nordamerika-Tour gleich zwei Supportbands verschlissen haben, spricht sich schnell herum, dass sie auch heute keine Lust auf eine Vorgruppe haben. Daher ist die Show bereits für 20.30 Uhr angekündigt, allerdings verzögern die W.A.S.P. typischen Problemchen hier und da den Beginn um eine knappe halbe Stunde. Tatsächlich Ernst gemeint ist dann noch der Hinweis, dass bei Crowdsurfing die Show umgehend abgebrochen wird, was bei einem Großteil des Publikums zu irritierter Heiterkeit führt; wir sind ja nun mal nicht mehr die Jüngsten…

Gleich zu Konzertbeginn zeigt sich die Band in bester Verfassung und den in der Halle herrschenden Dampfkochtopf-Temperaturen entsprechend on Fire. Nun ja, wenn man mit Klassikern wie „I Wanna Be Somebody“ und „L.O.V.E. Machine“ in eine Show starten kann, hat man in seiner Karriere wahrscheinlich nicht allzu viel falsch gemacht.
Das rockt bereits nach wenigen Minuten gewaltig und es ist großartig die Energie und Spielfreude der Band zu beobachten. Besonders Blackie ist überall auf der Bühne unterwegs und bestens bei Stimme. Dass sein gewaltiger Mikrofonständer heute fehlt, ist dabei vielleicht eine Reaktion auf die langanhaltende Playback-Diskussion nach der letzten Tour.

Und so begeben sich Band und Fans von nun an auf eine explosive Zeitreise zurück in die Hochzeit des klassischen Heavy Metal, garniert mit den W.A.S.P. Trademark-Riffs, Aquiles Priesters wuchtigem Drum-Donnerwetter und Doug Blairs großartigen Soli. Zu meiner Freude hat Bassist Mike Duda diesmal wieder deutlich mehr Gesangsparts, das Wechselspiel zwischen ihm und Blackie begeistert durchweg.
Das Tolle an vollständig live dargebotenen Alben ist, dass dabei auch selten gespielte Perlen zum Leben erweckt werden. Und so entwickelt sich beispielsweise das episch in die Länge gezogene „Sleeping (In The Fire)“ zu einem unerwarteten Highlight, das mit entsprechend lautstarkem Jubelsturm vom Publikum goutiert wird. Keine Atempause möglich, die folgenden „On Your Knees“ und „Tormentor“ halten den Druck im Rockhal Dampfkessel hoch.

Mit „The Torture Never Stops“ verabschiedet sich die Band danach zu einer kurzen Verschnaufpause. Einziger Wermutstropfen; trotz vorangegangener Ankündigung ist das berühmt-berüchtigte „Animal (F*** Like A Beast)“ wie bereits bei den anderen Auftritten in Europa nicht auf der Setlist zu finden.
Dafür wartet der für W.A.S.P.-Verhältnisse geradezu ausufernde Best-Of Zugabenteil mit weiteren Highlights aus deren 80er-Alben auf. Band und Publikum nun in Teilen oben ohne unterwegs rocken heftig bei „Inside The Electric Circus”, „The Real Me“, oder „The Headless Children“, die Liste ist lang. Ob man die meisten dieser Songs allerdings in Medleys quetschen muß, sei einmal dahin gestellt, Spaß macht es dennoch. Danach leitet eine selten gehörte anfangs akustische Version von „Wild Child“ das Ende der Show ein, die mit dem lautstarken „Blind In Texas“ den ersehnten letzten Höhepunkt erfährt.

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Was für ein Auftritt, was für eine spektakuläre Zeitreise! Nach der letzten Tour hatte ich W.A.S.P. eine solche 80 minütige Energieleistung nicht mehr zugetraut. Das lässt Hoffnungen für die nächsten Jahre aufkommen; denn das ein oder andere zu feiernde Album gäbe es da ja noch.

Das Fazit zum Abend? Das steht bei W.A.S.P. Nation zu lesen „…it was a celebration of everything rebellious, provocative, and loud. You know, rock ’n’ roll.“ Dem ist nichts hinzuzufügen! (Frank)

Setlist W.A.S.P.
I Wanna Be Somebody
L.O.V.E. Machine
The Flame
B.A.D.
Hellion
Sleeping (in the Fire)
On Your Knees
Tormentor
The Torture Never Stops
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Inside the Electric Circus / I Don't Need No Doctor / Scream Until You Like It
The Real Me / Forever Free / The Headless Children
Wild Child
Blind in Texas

(Fotos: Frank)

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