Thrall - Gloom Glares In Their Hearts

THRALLggith160pxTHRALL haben es endlich geschafft ihr Debüt einzutüten, nach langen Wochen der Feinarbeit und Tüftelei. Sogar ein komplettes zurück im Mix auf Null, weil JP Harper jetzt doch Logic Pro anstatt Pro Tools ausprobieren wollte um einen noch besseren Sound zu bekommen, mussten die Jungs leider durchstehen. Einige Monate sind seitdem ins Land gegangen, vier Monate um genau zu sein. Hat sich das Warten letztendlich gelohnt? Hat es sich gelohnt die Nerven kaputt zu machen für ein paar Songs in die Welt hinaus zu tragen, um diese mit potentiellen Fans zu teilen und anschließend auf den Bühnen dieser Welt vorzutragen und zu hoffen, dass ihre Musik die Zuhörer ebenso mitreißt wie die Band selbst?

Die Band brauchte erst einmal eine Auszeit nach der Studioarbeit. Tagelang unter Zeitdruck und auf Kosten der Gesundheit die mühsam komponierten Songs eintüten, zerrt an den Nerven. Sänger Marc war in dieser Zeit mit einer Erkältung gesegnet und ärgert sich im nach hinein nicht eine bessere Leistung abgeliefert zu haben. Trotzdem lieferte er eine respektable Leistung ab, wenn man sich vorstellt wie extrem Unterschiedlich er seine Stimme in jedem Song quält. Da ist vom tiefen Growling bis zum heiseren Metalcore-Gekreische alles dabei. Auch clean Singen ist da sogar noch drin gewesen. Der Mangel an finanzieller Unterstützung durch eine Plattenfirma, wirkt sich dann in Form von Unsauberheiten in der Aufnahme aus. Man sieht dann eben zähneknirschend über vieles hinweg. Die Gitarrenfront hat eh immer was zu meckern. Der Bass wurde, wie der Gesang auch, innerhalb eines Tag aufgenommen. Was trotz aller kritisierten Unsauberheiten auffällt ist, dass die Platte unheimlich nach „live" klingt! Die Songs sind alle im Fluss und es grooved mächtig.

Mir fällt das sogar noch eher auf, da ich die Jungs im Proberaum besucht habe, und sie die Songs das erste Mal seit dem Studiotermin wieder gespielt haben. Die Erinnerung an dieses intensive (Hör)-Erlebnis stellt sich, während ich die Platte an einem Stück höre, wieder bei mir ein. Der Sound der Platte ist gut durchhörbar, wobei das Schlagzeug leider klingt, als wäre es in einem anderen Raum aufgenommen worden wie der Rest der Instrumente. Da ist zu viel Hall drauf, dafür ist der Gesang zu trocken und zu sehr in den Vordergrund gemischt. Man gewinnt beim Hören über Kopfhörer dennoch den Eindruck, als würde man einer Liveshow lauschen. Mein Fuß wippt deshalb ohne Unterlass zu dem groovigen doomigen Sound des Fünfers aus Saarbrücken.

Wie mir Sänger Marc in einem unserer Chats verrät, gibt es auf dem Album thematisch einen losen Zusammenhang zwischen den Songs. Quasi eine Geschichte zum Teil aus mehreren Perspektiven erzählt. Eine Mischung aus kryptischem Sci-Fi, Sozialkritik, Religionskritik, Umwelt und natürlich Liebe werden thematisiert. Die Texte sind dabei aber so allgemein verfasst, dass man auch eine Situation des Mittelalters oder des aktuellen Weltgeschehens bzw. des eigenen alltäglichen Lebens damit Verbinden kann.

Das Album startet mit dem Song „Death Ferments It's Roots" sehr verhalten mit einer leicht angezerrten Gitarre und einer sehr melancholischen Melodie aus der sich nach einiger Zeit die Stimme von Marc in des Hörers Ohr bohrt. Hier wird man schon auf die kommenden 40 Minuten eingestimmt. „Forsaken" wird durch pumpende Gitarrenläufe und einem dicken Bass vorangetrieben. Bei diesem Song kann man die ganze kompositorische Klasse von THRALL erleben, die man auch in den anderen Liedern wieder findet. Man kann erahnen wo der Musikgeschmack der einzelnen Musiker angesiedelt ist. Der Gesang orientiert sich stilistisch an DEFTONES und in der Anmutung an KYUSS, QOTSA, CROWBAR, DOWN, THE OCEAN, MESHUGGAH, ISIS, NEUROSIS, CULT OF LUNA, CONVERGE, ZAO, BLACK SABBATH, MASTODON, GOJIRA uva.

Aber so ist das, wenn musikmachende Musikfans (liest sich etwas komisch, weiß ich! Anm. d. Redakteurs) unterschiedlicher Couleur sich in einem Raum zusammenfinden um Lieder zu schrieben. Gitarrist Volker, mit dem ich vor Jahren einmal zusammen in einer Band war, kann hier von seiner langen Erfahrung im Komponieren profitieren. Sänger Marc war Gitarrist Timo noch bei PARASIGHT aktiv. Drummer Denny hatte auch mit Timo in einer Band namens L.O.P. gezockt. Basser Patrick hat Erfahrung in diversen Stonerrock Kapellen gesammelt.

Weiter geht es im Programm mit dem KYUSS-artigen „Dethrone The Scorcher". „Vortex Breakdown" schleppt sich brutal und massiv an den Gehörknochen vorbei und wirkt mit seinen doomigen zweistimmigen melodiösen Gitarrenläufen auch gerne etwas an CROWBAR. „Necromancer" ist schön flott und lässt mich an QOTSA denken. Diese Mischung aus schnellen Parts und stampfenden Abschnitten lässt einen sich anspannen wie der Zug am Gummi einer Steinschleuder, die einen Stein mit voller Wucht in die Luft schießt. Der Stein fliegt noch während der Bridge, in der Marc aus dem Hintergrund seine Verzweiflung krächzt, und nimmt dann wieder Geschwindigkeit auf um dann mit voller Wucht einzuschlagen. Bei diesem Song muss ich einfach ausrasten und durchs Zimmer hüpfen. Ich hoffe die Fans auf den Konzerten sehen das genauso.

Die Wucht mit der das Riff in „Your Soul Bursts Through The Coffin's Wood" anfangs auf einen einschlägt, wird anschließend mit einem federnden Beat in der Strophe in einen gerne auch zweistimmig gesungenen Refrain geleitet. Ein sehr interessanter und vielschichtiger Song. Damit könnten Sie gut und gerne eine Liveshow einleiten. „Tanked Up Kodiak" ist ein sperriger zäher Metalcore Song der übel aus den Boxen drückt. Abschließend bringt „Before We All Will Burn" eine weitere Prise Verzweiflung und Melancholie in die Gehörgänge und lässt einen zum Ausgang heimtückisch abstürzen ,weil der Boden, der von der Saitenfraktion vorher bereitet wurde, plötzlich unter den Füßen wegbricht . Herrlich deprimiert und ratlos wird man nun sich selbst überlassen.

Ich kann die Platte mit dem sperrigen Namen „Gloom Glares In Their Hearts" allen ans Herz legen die der Musik, der vor genannten Bands zugetan sind. Sie werden nicht enttäuscht, eher überrascht wie eigenständig THRALL dennoch klingen. Hoffentlich bleibt es nicht bei diesem einen Aufbäumen der Kreativität und die Band, aus diesen doch verschiedenen Seelen, schafft es diesen Spirit in die weite Welt hinauszutragen. So könnte aus dem Projekt THRALL eine Bereicherung für die Musikszene werden. (Andreas)

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 39:28 min
Eigenproduktion
Veröffentlichungstermin: 27.04.2013

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