Na bitte, geht doch. AXEWOUND, die Supergroup aus Wales bzw. verschiedenen Teilen der USA, sind definitiv keine Retrofanatiker, dennoch bringen sie genug Traditionelles und Elemente des Old-School-Geistes mit ein. Das aktuelle Album "Vultures" schafft es endlich nach langer Zeit und vielen misslungenen Versuchen seitens anderer Bands, eine persönliche Note in ihr doch überwiegend modernes Gewand zu sticken, richten sie sich doch nicht nur nach den ganz modernen Bands, sondern mischen den Kompott mit einigen interessanten und bekannten Stilmitteln. Schon bei der Entstehung des Albums erkannte man, dass es hier keine weitere 08/15-Metalcore-Platte geben wird, sondern ein Album, das zumindest versucht, den Kopf aus der Einheitssuppe des modernen Metal zu recken.
Vielleicht liegt das auch an den verschiedenen Einflüssen der Bandmitglieder, u.a. Matthew Tuck (BULLET FOR MY VALENTINE), Liam Cormier (CANCER BEATS) und Jason Bowld (PITCHSHIFTER). Keine der genannten Bands sorgen für Begeisterung bei mir, aber dieses Projekt scheint sich doch zum Guten zu entwickeln.
"Vultures" macht mir wirklich Hoffnung, nach all den Enttäuschungen über die modernen Trends sehe ich da endlich Licht, dass es mal eine Band schafft, ein wenig über den selbst gesteckten weiten Tellerrand hinwegzuschauen. Wenn auch so ziemlich alle Bestandteile des modernen Metals verwendet werden, so werden sie recht individuell eingesetzt, ausnahmsweise auch geschickt, persönliche Stolpersteine wie melodiöser Gesang werden erstaunlich eigenständig und innovativ eingestreut, dass es schon fast gut klingt. Schön abwechslungsreich klingt es bei AXEWOUND, wobei man akustisch zwischen alter und neuer Schule hin und her geworfen wird.Scheint ja gut aufzugehen, das Konzept, sich mit Nebenprojekten mal austoben zu können und den doch eng gesteckten Rahmen des kommerziellen Erfolgs etwas aufzubiegen. Dann explodieren mal ein paar gute Freunde im Studio vor lauter Übermit und Spielfreude und zimmern in Rekordzeit ein Album als Reminiszenz der musikalischen Ursprünge ein. Obendrein klingt das Album dann auch nur grenzwertig modern (über)produziert. Ja, manchmal nervt der monotone Maulgesang, hier und da klingt mal was wie in einem Song davor oder sehr nach einer anderen Band, aber hey, ich fühle mich bestätigt in meiner Erfahrung, dass auch weniger geliebte Musiker immer wieder eine erfolfgreiche Chance bei mir bekommen mit der Vorstellung ihres Nebenprojekts. Da bin ich mal gespannt, ob da nicht noch was Dickes daraus wird.
Auch wenn wir bestimmt nicht die dicksten Freunde werden, so freue ich mich doch über eine moderne frische Scheibe, die mir zeigt, dass man auch 2012 modernen und gleichzeitig interessanten Metal machen kann, der sich von der immer breiter werdenden Masse abhebt. (Jochen)
Bewertung: 8 / 10
Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 42:38 min
Label: Sony Music
Veröffentlichungstermin: 12.10.2012
