Asia - Spirit Of The Night - Live In Nottingham 09

asia_spiritofthenightSie sind wieder zurück auf den Bühnen der Welt, die Herren Wetton, Downes, Howe und Palmer. Nachdem sie nach der Reunion noch mit Gigs gespart haben, waren ASIA in den letzten zwei Jahren öfter in Europa unterwegs. Das freute die Fans, ebenso wie die zwei Studioalben, welche die Truppe seit der Neuauflage des Original-Line-Ups auf den Markt brachte. Es war also an der Zeit ein Konzert, bei dem auch neues Material zu Zuge kam, festzuhalten. Das kann bei den Briten eine heikle Sache werden, denn bislang existiert kein wirklich beeindruckendes Live-Dokument ihrer Karriere, obwohl geradezu die verschwenderisch auf den Markt geworfen wurden. Ob "Spirit Of The Night - Live In Nottingham 09" daran was ändern kann?

Wie Julius Cäsar schon sagte: "Wiederholungen gefallen nicht immer" und das gilt auch für die Melodic-Prog-Institution. Denn einen Titel "Live In Nottingham" habe ich schon öfter in diversen CD-Regalen gesehen. Keine Ahnung, ob das ein offizielles Release ist, etwas unglücklich ist die Titelwahl schon, wobei die erste Scheibe etwas älter sein dürfte.
Der zweite Minuspunkt, der sofort ins Auge fällt ist der Zeitpunkt der Aufnahmen, denn der datiert von der letzten Tour zum "Phoenix"-Longplayer. Dabei ist das aktuelle Werk "Omega" das klar bessere der beiden, so dass Lieder daraus wünschenswert gewesen wären. Doch auch auf der laufenden Tour wird die Setlist vornehmlich aus Stücken der beiden ersten Alben bestehen.

So startet man auch gleich mit dem für einen Opener zu ruhigen Klassiker "Only Time Will Tell" und dem besser geeigneteren "Time Again" vom Megaseller-Debüt. Spielerisch ist die Formation voll auf der Höhe, spielt absolut tight, harmoniert sehr schön zusammen und zeigt vor allem bei der "Fanfare For The Common Man" ihre Klasse. Seien es nun die Soli von Steve Howe, die vielen Breaks von Carl Palmer oder die Keyboardteppiche von Geoff Downes.
Leider steht da Frontmann John Wetton ein wenig zurück, einige Töne trifft er einfach nicht, vor allem in den höheren Lagen hat er Probleme. Da klingt seine Stimme teils brüchig und gequält, souverän zeigt er sich jedenfalls nicht, auch wenn es im Verlauf etwas besser wird. Die unbeschwerte Melodiösität bleibt aber auf der Strecke, der Mann wird leider auch nicht jünger. Zumindest ein wenig mehr Leidenschaft hätte er an den Tag legen können, vieles klingt emotionslos. Auch als Frontmann wirkt er etwas steif, die Ansagen kommen konstruiert rüber und Kommunikation mit dem Publikum findet mit Ausnahme vom Singalong beim Über-Hit "Heat Of The Moment" nicht statt.

Dabei sind Live-Auftritte von ASIA durchaus eine sehr unterhaltsame Angelegenheit, doch auch die Stimmung wurde kaum eingefangen. Der Sound kommt zwar differenziert, aber auch steril und ein wenig trocken rüber. Hier hätte ein wenig mehr Volumen gut getan, denn auch bei den Konzerten kann ich mich an mehr Druck erinnern. Bei den Improvisationen hält man sich auch merklich zurück, am Ende von "My Own Time" verbessern schwere Hammonds zwar den überproduzierten Eindruck der Tonträgerversion, doch ansonsten übernimmt man meist die Studiofassung. Schade, hier wäre mehr drin gewesen, man hätte vielleicht warten sollen, bis man einen besseren Mitschnitt auf der Rundreise zum aktuellen Werk bekommt. So erscheint "Spirit Of The Night" wie ein Schnellschuss, der uns weiter auf ein gutes ASIA-Livealbum warten lässt. (Pfälzer)


Bewertung: 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 77:46 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 15.10.2010