Bei Promos aus dem Hause Lion Music verhält es sich meistens so, dass man von drei Veröffentlichungen zwei im Prinzip in die Tonne kloppen kann, die Dritte aber, die hat es in sich! Denn eines kann man dem Label aus dem Norden nicht absprechen, nämlich sein feines Händchen für Newcomer und aufstrebende Bands. DAY SIX aus den Niederlanden gehören genau zu dieser Kategorie. Ganze sieben Jahre an Arbeit hat diese Band in ihr zweites Album investiert, das Debüt „Eternal Dignity“ erschien bereits 2003, ein Jahr nachdem man sich von PEANUTS in DAY SIX umbenannt hat, und jedes einzelne davon scheint sich gelohnt zu haben, denn „The Grand Design“ macht seinem Titel alle Ehre und ist nahe dran an einem „masterpiece“!
Abendfüllende 72 Minuten an Musik haben DAY SIX für „The Grand Design“ komponiert und jede einzelne hat es verdient, gehört zu werden. Dazu haben die vier Musiker ein übergreifendes lyrisches Konzept entwickelt, das „The Grand Design“ zugrunde liegt. Kurz zusammengefasst geht es in den neun Songs um ein paar Wissenschaftler, die in der Antarktis außerirdisches Leben entdecken und deshalb von der Regierung für verrückt erklärt und aus Sicherheitsgründen aus dem Verkehr gezogen werden. Die genaue Storyline scheint ziemlich vertrackt zu sein und das Fehlen der Texte macht die Sache auch nicht einfacher.
Hingegen rein von der musikalischen Warte aus stellt sich die ganze Sache dann als weniger komplex heraus als angenommen. Trotz Songlängen von bis zu 16 Minuten ist das Material überraschend zugänglich, was einerseits daran liegt, dass der Sänger der Band über eine sehr eindringliche Stimme verfügt, und andererseits daran, dass DAY SIX es vermeiden ihre Songs unnötig mit Gefrickel in die Länge zu ziehen. Zwei oder drei Umläufe reichen bereits aus und „The Grand Design“ hat gewonnen. Wieder einmal merkt man, dass progressive Musik vor allem dann gut ist, wenn es eine Band schafft, ihre technischen Finessen mit nachvollziehbarem Songwriting unter einen Hut zu bringen.
Denn selbstverständlich ist es trotz der Eingängigkeit Prog, den uns die vier Herrschaften hier bescheren, der sich irgendwo zwischen PORCUPINE TREE, DREAM THEATER und QUEENSRYCHE bewegt, ohne dass man dem niederländischen Vierer jetzt vorwerfen müsste, übermäßig viel abzukupfern. Die meisten Gemeinsamkeiten haben DAY SIX sicherlich mit den Modern-Prog Helden aus England, denn auch sie arbeiten viel mit Laut/Leise-Dynamiken innerhalb der einzelnen Songs, so dass ich nicht sagen kann, das hier ist der härteste Songs oder das hier ist die Ballade. Es fällt sowieso schwer einzelne Songs herauszupicken, „The Grand Design“ ist ein typisches Konzeptalbum, das vor allem als Ganzes funktioniert. Im Zweifel bietet sich natürlich der Longtrack „Inside“ an, wobei ich auch den Opener „Massive Glacial Wall“ oder das verhältnismäßig metallische „Castel Gandolfo“ als Highlights herausstellen könnte. Lediglich das kurze, atmosphärische und vor allem von den PINK FLOYD-Gitarren lebende Abschlussinstrumental „In The End...“ scheint verzichtbar zu sein, im Albumkontext schadet es aber auch nicht, eben weil es ganz am Ende steht.
DAY SIX haben mit „The Grand Design“ wirklich ein großes Album geschaffen, das sie vielleicht selbst nie mehr toppen werden können, aber von DREAM THEATER hat man das nach „When Dream And Day Unite“ damals auch behauptet. (Maik)
Bewertung: 8,5 / 10
Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 72:36 min
Label: Lion Music
Veröffentlichungstermin: 18.06.2010
