Bizarre. Unique. Indescribable. So werden BEISSERT von der internationalen Presse bezeichnet. Und sie hat verdammt recht. Hier wird man wie in einem guten Moshpit hin- und hergeworfen zwischen Stilelementen, abgefahrenen Ideen und musikalischen Innovationen. Abwechslungsreichtum ist hier noch gelinde ausgedrückt, die Mucke auf „The Pusher“ umfasst so ziemlich alles, was man sich unter (harter) Rockmusik vorstellt, selbst wenn es auch mal in die seichte Poprichtung geht. Während einem bei so manchem Song Bands wie CLUTCH, DANZIG oder JOE COFFEE in den Sinn kommen, klingt es plötzlich schon wieder nach klassischem Punkrock oder auch gleich wieder nach derbem Hasscore à la TOTENMOND. Und schon geht’s gesanglich schon wieder in die andere Richtung mit Namen wie THE DARKNESS und Konsorten. Ich habe auf jeden Fall schon überall blaue Flecken vom heftigen Stilgeschubse. Aber egal wie der Gesang, der die musikalischen Nuancen hauptsächlich trägt, auch klingt, ob deutsch oder englisch, er klingt immer verdammt gut, professionell und leidenschaftlich. Der Rest der Musik aber auch, es gibt schöne fette Rhythmusgitarren, die auch mal doomig klingen, verspielte, aber dennoch strukturierte Soli und hübsche Melodien führen einen durch die gesamten Gitarrenäonen hindurch.
Zugegeben brauchte auch ich ein wenig, um Zugang zu diesem brutalen Mix zu bekommen, aber egal wie viele Durchläufe notwendig sind, um endlich warm mit dem Konzept von BEISSERT zu werden: die Mühe lohnt sich. Als musikbegeisterter Zuhörer, der nicht nur eingleisig fährt, weckt der ostdeutsche Vierer mehr oder weniger schnell das Interesse und ebenso die Lust auf mehr. Hier der Reihe nach aufzuzählen, was die Band auf diesem 50-Minuten-Werk so alles verwurstet, würde definitiv den Rahmen sprengen.
Kaum einer Band gelingt es, so geschickt und gekonnt verschiedenste Stilistiken zusammenzukochen zu einem harmonischen und erstaunlich bekömmlichen Süppchen. Und wie auch im Moshpit macht man danach die Erfahrung, dass die blauen Flecken trotz aller Pein eine sehr nette Erinnerung sind, die einen motivieren, sich erneut darauf einzulassen. Und schon rotiert die Platte von vorne und öffnet einem weitere Wunderwelten der Gitarrenmusik.
Warum ich von dieser Band noch nie etwas gehört habe, ist mir ein Rätsel, ist „The Pusher“ doch schon das Zweitwerk nach ihrem 2005er Demo, aber spätestens bei ihrem nächsten Konzert in unserer Region werde ich die unkonventionelle Truppe unweigerlich im Gedächtnis behalten. (Jochen)
Bewertung: 8,5 / 10
Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 50:23 min
Label: Agonia Records
Veröffentlichungstermin: 21.05.2010
