Progressive Metal aus deutschen Landen fristet eigentlich schon seit jeher ein Dasein im Schatten und seitdem die ehemaligen Vorzeigebands VANDEN PLAS, POVERTY'S NO CRIME und EVERON fast gar nichts mehr von sich hören geschweige denn sich auf den Bühnen blicken lassen, ist es ganz dunkel geworden. Diese Situation ist für den Proggie traurig, aber wahr. Da ist es wenigstens schön zu sehen, dass es nach wie vor aufstrebende heimische Newcomerbands gibt, die der progressiven Musik frönen. Eine dieser Bands ist NORIAN aus dem bayerischen Freilassing, die schon im letzten Jahr ihr erstes eigenproduziertes Album „Reversion Of Matter And Time“ rausgebracht hat, das aber erst in diesen Monat bei mir angekommen ist.
Auf besagtem „Reversion Of Matter And Time“ serviert uns der Vierer 5 Songs, die es auf eine ordentliche Spielzeit von 30 Minuten bringen, was sich für Prog Verhältnisse noch im Rahmen hält; DREAM THEATER hätten aus fünf Songs mindestens 70 Minuten Musik rausgeholt. Zum Glück machen NORIAN genau das nicht, denn als Newcomer Band kann man damit nur verlieren. Für diese 30 Minuten gilt jedenfalls, dass das Songwriting durchweg gutklassig ausgefallen ist; noch nicht hochklassig, aber das kann ja noch kommen. Man erkennt bereits beim ersten Hördurchgang, dass diese vier jungen Musiker ein Talent dafür haben, spannende und zugleich griffige Songs zu schreiben, die inhaltlich eine Menge bieten, den Hörer aber nie überfordern. Interessant und talentiert sind NORIAN auch vor allem deshalb, weil sie es nicht für nötig halten, ihre technischen Fertigkeiten zu jeder Sekunde in den Vordergrund zu stellen, sondern sie nehmen sich auch mal zurück, geben den Songs Raum zum atmen und streuen gerne auch mal eine ruhige Passage ein.
Das ist übrigens einer von zwei großen Unterschieden zu den Amigöttern von DREAM THEATER, an denen man sich bei einigen Passagen orientiert. Dass das so ist, verschweigt der Vierer erst gar nicht. Der Frickelanteil in den Songs tendiert jedenfalls gegen Null, ein längeres Gitarrensolo von Nick Bakay pro Song ist in der Beziehung bereits das höchste der Gefühle. Ein weiterer wesentlicher Unterschied im Vergleich zu DREAM THEATER und im Prinzip zu fast allen Prog Metal Band liegt in der Klangfarbe des Gesangs von Sänger Stefan Karl, die etwas außergewöhnlich, dafür aber auch gewöhnungsbedürftig ist, und mich öfter an den Sänger von ALIAS EYE erinnert.
Von den fünf Songs gefallen mir das eher bedächtig gehaltene „Two Steps“ sowie der Opener „Between The Rock And The Hard Wave“ am Besten, wer es lieber härter möchte, sollte mal in „My Last Moon“ hineinhören. Mehr über NORIAN findet ihr hier: www.myspace.com/norianmusic (Maik)
Bewertung: 7,5 / 10
Anzahl der Songs: 5
Spielzeit: 29:40 min
Label: Eigenproduktion
Veröffentlichungstermin: 2009
