„Gut Ding will Weile haben!“ Dieses alte Sprichwort haben sich die saarländischen Death Metaller von ICON augenscheinlich sehr zu Herzen genommen. Ganze vier Jahre ist es bereits her, seit das Debütalbum „Blindzone“, das damals von meinem Kollegen Mika völlig zu Recht mit 8 Punkten honoriert wurde, das Licht der Welt erblickte. Warum so viel Zeit ins Land zog, bis nun endlich das Zweitwerk „Pain Trust Lies Disharmony“ draußen ist, weiß vermutlich - wenn überhaupt - nur die Band selber; aber wie heißt es so schön „erstens kommt es anders und zweitens als man denkt“. An Ideenlosigkeit kann es jedenfalls nicht gelegen haben, denn wie man bei den vielen Gigs in den letzten Jahren miterleben konnte, stand ein Großteil der Songs schon seit ewigen Zeiten wie eine eins, und auch das Konzept hinter „Pain Trust Lies Disharmony“ steht schon seit mehr als drei Jahren fest; wie die beiden Gitarristen im Interview mit Neckbreaker ausplauderten. Als Underground Metal Band hat man es eben nicht immer leicht. Wie auch immer, eines lässt sich jetzt schon konstatieren: Das lange Warten bzw. die intensive Arbeit haben sich definitiv gelohnt, „Pain Trust Lies Disharmony“ ist ein deutlicher Fortschritt gegenüber seinem Vorgänger „Blindzone“ und einer der Top-Releases, die die saarländische Szene je zu hören bekommen hat!
Die Hauptzutaten bleiben aber die Gleichen: starke Riffs, starke Vocals, starke Songs! Wobei gerade letzteres nicht so ganz stimmt, wenn man „Blindzone“ einmal mit etwas Abstand retrospektiv betrachtet. War das ICON Debüt von 2005 ein Album, das man problemlos in die sehr guten („Reign Of Fire“, „Friendly Fire“, „Blindzone“, „Revenge“) und die eher durchschnittlichen Songs („Red“, „Gladiator“ u.a.) unterteilen konnte, so überzeugt „Pain Trust Lies Disharmony“ durch seine durchgehende Homogenität. Im Grunde ist jeder der 11 Songs für sich genommen ein Treffer, und je nach Betrachtungsweise kann man jeden Song als DAS Highlight der Scheibe herausstellen. Mir zum Beispiel gefallen der intensive und harte Opener „Trust“ (mit von „Reign Of Fire“ bekanntem Urschrei), das variable „Lies“ (der Begin erinnert verdächtig an NEVERMORE), das Death, Power, Black und Doom Metal abdeckt, sowie der verkappte Titelsong „Disharmony“ am Besten, was jetzt nicht heißen soll, dass der Rest auf irgendeine Art und Weise schwächer wäre. Reife Leistung, Jungs! Von daher bin ich sicher, dass „Pain Trust Lies Disharmony“ den „test of time“ in Gänze bestehen wird.
Will man objektiv zwei Songs aus der Masse von „Pain Trust Lies Disharmony“ herausstellen, so sind das zum einen „Misanthropic Mayhem“ (allein schon wegen diesem überragenden Eröffnungsriff/-solo), das in gerade mal drei Minuten so ziemlich alles abdeckt, wofür ICON stehen, und zum anderen das abschließende „Sea Of Suffering“, das erneut den Death Metal Horizont überschreitet, und mit großartigen Gastvocals von Jennie Kloos (CHEENO) begeistert. So einen Gesang kriegt selbst der sonst so vielseitige Ausnahmeshouter Thommy nicht hin ;).
Weniger gelungen sind allerdings die Übergänge zwischen den einzelnen Songs, oder besser gesagt die fehlenden Pausen, zum Beispiel zwischen „Lies“ und „Beast“ und „Cold Mountain“, das hätte man noch ein wenig geschickter ausarbeiten können. Wirklich negativ ins Gewicht fällt das aber nicht.
Den größten Fortschritt machen ICON im Vergleich zu „Blindzone“ aber nicht in Sachen Songwriting, das ohne Zweifel ausgereifter geworden ist, sondern vor allem in Sachen Sound, der ganz gewaltig aus den Boxen knallt. Nicht dass „Blindzone“ von Siggi Schüßler schlecht produziert worden wäre, aber was Phil Hillen soundmäßig in seinem SU2 Studio aus „Pain Trust Lies Disharmony“ gemacht hat, ist einfach phänomenal und selbst international absolut konkurrenzfähig! Daran wird sich zukünftig jede Eigenproduktion messen lassen müssen, und das darf man nie vergessen, hinter vorliegendem Album steht keinerlei Label oder dergleichen.
Insgesamt ist „Pain Trust Lies Disharmony“ als Gesamtwerk absolut schlüssig, das beginnt bei den Songs, geht über die Produktion, hin zur Verpackung (Coverartwork/Booklet). Man kann ohne Übertreibung von einer Blaupause einer Eigenproduktion sprechen. Respekt! Man darf wirklich gespannt sein, was die Zukunft für ICON noch so bringen wird … Mehr über ICON gibt’s unter www.iconmetal.de (Maik).
Bewertung: 8,5 / 10
Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 43:57 min
Label: Eigenproduktion
Veröffentlichungstermin: 22.08.2009
