Kerry King - From Hell I Rise

Kerry “Fucking” King hat sich in den letzten Wochen und Monaten bei vielen SLAYER Fans, einschließlich meiner Wenigkeit, alles andere als beliebt gemacht. Der 59-jährige ist zwar schon länger als ziemliches Großmaul bekannt, aber mit seinen jüngsten Aussagen schoss er dann doch den Vogel ab. So behauptete er unter anderem auf sämtlichen SLAYER Alben seit den frühen Neunzigern den Bass eingespielt und außerdem auf sämtlichen Demos den Gesang übernommen zu haben. Selbst, wenn dem tatsächlich so ist, finde ich dieses Verhalten gegenüber Tom Araya zutiefst respektlos. Und auch sein Statement, dass Dave Lombardo, der immerhin auf sieben der insgesamt elf Werke aus dem Hause SLAYER das Schlagzeug einspielte, für den guten Kerry gestorben sei, traf bei mir nicht gerade auf viel Gegenliebe.

Dazu muss man wissen, dass ich seit meinem sechzehnten Lebensjahr ein riesiger Fan der Band bin, der die Ehre hatte sie zur Veröffentlichung von „Seasons In The Abyss“ persönlich zu treffen. Und gerade Araya und Lombardo sind so ziemlich die sympathischsten Typen, die mir je begegnet sind. Aber das nur am Rande.

Am 30.11.2019 spielten SLAYER in der Besetzung Paul Bostaph (Schlagzeug), Tom Araya (Gesang, Bass), Kerry King (Gitarre) und Gary Holt (Gitarre) ihr letztes Konzert in Inglewood. Für mich war das, genau wie für viele andere, ein trauriger Tag. Auch wenn mir klar war, dass die von mir so verehrte Originalbesetzung aufgrund des viel zu frühen Todes von Jeff Hanneman im Jahr 2013, nie wieder zusammen auf einer Bühne stehen würde, so hatte ich doch bis zuletzt gehofft, dass wenigstens die drei Viertel der Band, die noch am Leben sind, also Araya, King und Lombardo, sich noch ein letztes Mal zusammenraufen und die Sache würdig zu Ende bringen würden. Das ist leider nicht passiert.

Aber kommen wir zur Gegenwart. Immer wieder machte KERRY KING in den letzten fünf Jahren Andeutungen, dass er an neuen Songs arbeite und diese in nicht all zu ferner Zukunft veröffentlichen wolle. Im Februar dieses Jahres wurde die Angelegenheit dann endlich konkret als King sowohl die Namen seiner Mitstreiter als auch den Namen seiner Solo-Band bekannt gab. Nachdem der Kalifornier zunächst an KING’S REIGN und später an BLOOD REIGN gedacht hatte, firmiert man nun doch schlicht und ergreifend unter KERRY KING.

Mit Paul Bostaph (Schlagzeug) (ex-SLAYER, ex-TESTAMENT, ex-EXODUS, ex-FORBIDDEN), Kyle Sanders (Bass) (HELLYEAH), Mark Osegueda (Gesang) (DEATH ANGEL) und Phil Demmel (Gitarre) (ex-VIO-LENCE, ex-MACHINE HEAD) hat er eine echte Allstar-Truppe am Start. Kurze Zeit war auch Phil Anselmo (PANTERA) als Sänger im Gespräch. Diese Besetzung ließ Großes für das am 17.05. veröffentlichte Debüt „From Hell I Rise“ von KERRY KING erwarten. Doch werden diese Erwartungen auch erfüllt und wie sehr klingt das nun nach SLAYER?

Nun, ich beantworte einmal die zweite Frage zuerst. Natürlich klingt „From Hell I Rise“ nach SLAYER. Schließlich hat KERRY KING auf sämtlichen Alben der Gruppe gespielt und sie 1981 mitbegründet. Doch genau hier liegt in meinen Augen die Crux an der Sache. Ich habe mir „From Hell I Rise“ ganze sechsmal angehört und ich könnte hier jetzt, wie es ja oft üblich ist, in irgendwelche verlogenen Lobeshymnen ausbrechen. Genau das werde ich aber nicht!

Mittlerweile denke ich, dass meine Frau vollkommen Recht hat. Diese sagte nämlich auf meine Aussage, dass das Album mir so überhaupt nicht gefällt, dass es mir auch nach einhundertmal Hören nicht gefallen wird, weil ich nun einmal seit so langer Zeit Fan von SLAYER bin. Wie das gemeint ist?

Nun, ich bin ausdrücklich Fan von SLAYER und nicht Fan des Solokünstlers KERRY KING. Man möge mich steinigen, doch jede einzelne der 13 Nummern auf „From Hell I Rise“ klingt wie Ausschussware von „God Hates Us All“ aus dem Jahr 2001. Mit „Shrapnel“ ist gerade einmal ein guter Song enthalten und der erinnert verdammt an etwas das bei den Sessions zu „Seasons In The Abyss“ (1990) aussortiert wurde. Doch das ist gar nicht mein Hauptproblem. Was mich hier am meisten stört ist die Tatsache, dass hier jeder einzelne Musiker, mit Ausnahme von King selbst natürlich, versucht jemand anderes zu sein.

Da hätten wir Phil Demmel, der versucht wie Jeff Hanneman oder Gary Holt zu klingen, der aber vor allem Jeff, welcher unter anderem „Angel Of Death“ geschrieben hat, nicht im Entferntesten das Wasser reichen kann, und einen Paul Bostaph, der zwar kein schlechter Schlagzeuger, aber eben kein Dave Lombardo ist. Und was zur Hölle hat Mark Osegueda geritten?! Dieser ist eigentlich ein richtig guter Sänger, der mir als Frontmann von DEATH ANGEL auch sehr gut gefällt. Bei KERRY KING klingt ebenjener Osegueda jedoch plötzlich wie eine schlechte Kopie von Tom Araya! Und zwar durchgehend.

Mittlerweile ist ja eine Rückkehr von SLAYER in der letzten Besetzung für zunächst zwei Auftritte angekündigt worden. Vielleicht hat sich KERRY KING also bald sowieso erledigt.

Nur so viel: Eine Kopie von SLAYER brauche zumindest ich so nötig wie ein Geschwür am Allerwertesten. Wenn ich SLAYER hören will, greife ich auch heutzutage zu den Originalscheiben und nicht zu KERRY KING! (Matthias)

Bewertung:

Matthias9,5 6 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 46:34 min
Label: Reigning Phoenix Music
Veröffentlichungstermin: 17.05.2024

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