Will man heutzutage im Gitarrenbusiness auffallen, muss man schon etwas Besonderes erschaffen - LLYNCH aus Saarbrücken sind da ein heisser Kandidat für: Ganze 3 Jahre hat man nach zweier EP´s in das erste Full Length-Album "We are our Ghosts" investiert, um nun endlich die Früchte der detailverliebten Arbeit zu ernten.
Grob umrissen kann man LLYNCH im Post-Hardcore einordnen; Referenzen wie DEFTONES, ISIS oder CONVERGE sollten als eine ungefähre Oreintierung gelten. Und was hier an atmosphärischer Dichte geboten wird, ist wirklich aller Ehren wert!
Denn hier wurde fernab aller metallkernigen 08/15-Standards ein neuartiger Bastard geboren, der zwischen ungezügelten Ausbrüchen, bedrohlich-ruhigen und schwermütigen Parts zu pendeln weiß und somit eine emotionale Achterbahnfahrt sondersgleichen darstellt. Das macht es dem Hörer selbstverständlich nicht leicht, in die wirre Welt von LLYNCH einzutauchen, aber wenn man den Schritt erst einmal gewagt hat, bereut man es nicht. Der druckvolle Sound mit großer Betonung auf dem Bass tut sein Übriges hierzu.
Von progressiven und (im ersten Moment) undurchsichtigen Parts ("A History of Gentleman") bis zu straighten Riff-Rockern ("Athena") bieten LLYNCH tatsächlich eine sehr große Palette an Elementen. "Eyes towards Oort" sei hier mit seiner neunminütigen Berg- und Talfahrt ebenso genannt; aber auch in kürzeren, noisigen Songs wie "Lost! Lost!" reisst man den Hörer unbarmherzig mit.
Als Gegenpol werden sehr ruhige Interludes ("Floating North") und das mit weiblichen Vocals gepaarte "Morla" gesetzt; an musikalischer Abwechslung mangelt es sicherlich nicht.
Sänger P Hell weiß sein Organ variabel einzusetzen: Passend zur Musik gibt er die Emotionen passend wider ohne in simple Kreisch- oder Growlattacken verfallen zu müssen.
"Hut ab" vor LLYNCH! Eine solche Scheibe entwirft man bestimmt nicht nebenher. Die Liebe zum Detail, die hohe Klangdichte und die verschiedensten vertonten Emotionen machen "We are our Ghosts" zum Hörerlebnis - auch wenn manch ein Part doch ein wenig ZU langatmig ausgefallen ist, attestiere ich den Saarländern eine mehr als reife Leistung! Weiter so!
(Brix)
Bewertung: 8 / 10
Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 64:53 min
Label: Bastardized Recordings
Veröffentlichungsdatum: 28.11.2008
