SYLVAINE ist für mich immer mit ALCEST verbunden, obwohl das irgendwie Quatsch ist. Und irgendwie auch nicht. Zum einen heißt die Gastsängerin, die man bei ALCEST des öfteren hört Audrey Sylvain und ist Französin. Während SYLVAINE Norwegerin ist und mit bürgerlichem Namen ganz anders heißt. SYLVAINE ist im Grunde eine Ein-Frau-Band, bei der die Multiinstrumentalistin alle Songs alleine schreibt und auch die meisten Instrumente selbst einspielt. Lediglich bei den Drums hat sie sich bei einigen Songs Hilfe geholt. Und zwar bei Stephen Shepard und Neige – womit wir wieder bei ALCEST wären. Neige gehört auch zu ihrer Liveband (allerdings am Schlagzeug, denn auch er ist Multiinstrumentalist), so dass auch optisch eine Verbindung da ist.
Und auch musikalisch kann man eine gewisse Nähe zu ALCEST sicher nicht verleugnen. Nichtsdestotrotz ist SYLVAINE eine absolut eigenständige Band, die ihr Ding durchzieht. Und das kann nur jedem Fan von Bands wie ALCEST, LES DISCRETS, AMESOEURS und Konsorten empfohlen werden: Hört euch SYLVAINE an, es wird euch gefallen. Das Label bezeichnet die Musik der Norwegerin zwar als Ambient Post-Metal, ich würde aber einfach die Bezeichnung Shoegaze wählen. Zumindest ich kann mir darunter am ehesten etwas vorstellen. Dennoch wählt SYLVAINE die etwas härtere Gangart, neben wunderschönem, engelsgleichem Cleangesang gibt es hier auch richtig fiese Screams.
Und auch textlich ist es anspruchsvoll. Auf „Atoms Aligned, Coming Undone“ finden sich Songtitel in drei Sprachen. Die schönen poetischen Texte (die ebenfalls an ALCEST erinnern) gibt es allerdings nur in zwei Sprachen. Was aber zumindest für sprachlich weniger interessierte Hörer keine große Rolle spielen wird. Denn rein akustisch betrachtet setzt SYLVAINE ihre Stimme als wunderbares zusätzliches Instrument ein. Ihre Stimme passt einfach immer perfekt zu den Stücken, egal ob sie nun engelsgleich singt oder sich die Seele aus dem Leib schreit.
Heraus stechen auf diesem Album vor allem der Opener und Titeltrack „Atoms Aligned, Coming Undone“ sowie „Mørklagt“, das einzige norwegische Stück auf dem Album und zudem auch das längste. Dabei nimmt der Gesang am wenigsten Raum ein, lange Instrumentalpassagen ziehen den Hörer in ihren Bann, sanft bahnen sich die Melodien einen Weg ins Hirn, nur um immer wieder Richtung Black Metal abzudriften. Genau wie ALCEST so ist auch SYLVAINE Musik zum Träumen, Musik, die einen in fremde Welten entführt und die man am besten mit geschlossenen Augen hört. Einfach wunderwunderschön. Und ich kann einfach nichts finden, was ich an diesem Album auszusetzen hätte. Es ist einfach ein Genuss, von vorne bis hinten. Wer auf Shoegaze der französischen Schule steht, der sollte hier auf jeden Fall einmal reinhören. (Anne)
Bewertung:

9 / 10
Anzahl der Songs: 6
Spielzeit: 42:11 min
Label: Season Of Mist
Veröffentlichungstermin: 02.11.2018
