pohlmann weggefährtenBei der Suche nach gut gemachter deutschsprachiger Popmusik bin ich diesen Monat bei POHLMANN, bürgerlich Ingo Pohlmann, und seinem neuen Studioalbum „Weggefährten“ hängen geblieben. Dass das so ist, ist keine große Überraschung, denn POHLMANN mag zwar nicht zu den aller erfolgreichsten deutschen Künstlern gehören, seine sorgsam ausgewählten Veröffentlichungen gefallen abseits der höchsten Chartregionen vielmehr durch eine angenehme Ausrichtung zwischen Rock, Pop und Singer/Songwriting und seine Musik bewegt sich ebenfalls angenehm abseits des Mainstreams.

Beim Lauschen von „Weggefährten“ habe ich in den letzten Wochen sehr häufig an die deutsche Künstlerin CÄTHE denken müssen, welche einen ähnlichen Weg eingeschlagen hat und den Charakter der Kunst über den Kommerz stellt. Die deutsche Sängerin gilt als guter Vergleich bei den fetzigeren, lebhafteren Stücken von „Weggefährten“ wie „Silvestermond“, „Sweet Granada“ und „Vor Deiner Tür“, auf dem fünften POHLMANN Album findet sich natürlich auch eine ganze Reihe an ruhigeren Momenten. Diese wecken wiederum starke Erinnerungen an den deutschen Sänger und Songschreiber PHILIPP POISEL, der gerade abseits von Radiopop mit „Mein Amerika“ sein erstes Nummer 1 Album abgeliefert hat.

Insgesamt bietet POHLMANN auf seinem „Weggefährten“ Album eine gute Balance aus diesen beiden Polen, man findet kaum eine Nummer, die sich schnell bereits abgenutzt hat, im Gegenteil tut es gut, Songs vor sich zu haben, die zumeist vier bis fünf Minuten lang sind und damit aus dem gängigen 3-Minuten-Rahmen rausfallen.
Mir persönlich gefällt zwar nicht jedes der 13 enthaltenen Stücke, was auch damit zusammenhängen mag, dass ich mich nicht mit allen Texten und Themen identifizieren kann, die POHLMANN uns hier anbietet, teilweise bleiben die Texte auch etwas verschlüsselt, so dass man als Hörer gar nicht so genau weiß, was POHLMANN sagen und ausdrücken möchte. Er benutzt in seinen Texten eine dezent seltsame Ausdrucksweise, einerseits sehr direkt, andererseits wird auch gerne mit Wortspielen gearbeitet, da steckt auf jeden Fall einiges an Bemühungen drin, spannend zu bleiben...siehe auch BOSSE.

Als jemand, der Freude an der Melancholie finden kann, sind es dann auch insbesondere die ruhigeren Songs, die mir am besten gefallen und die am meisten Tiefgang besitzen, das geht direkt los mit dem 7-Minuten-Opener „Im Wald Nebenan“, ein Mitvierziger reflektiert seine unbeschwerte Kindheit, und endet dann nach einer Stunde mit „Gedanken In Blumen“, in der Tat ein interessanter Titel.

„Weggefährten“ ist sicherlich schon ein Stück weit entfernt von Perfektion, was auch gar nicht weiter schlimm ist, denn das, was POHLMANN hier anbietet, wirkt authentisch und nach ehrlicher, handgemachter Musik und die Kernaussage einer Nummer wie „Gelassenheit“ sollte man sich ruhig häufiger zum Vorbild nehmen, wenngleich es schwer fällt. Zitat: "Ich gebe lieber mit der warmen Hand, als als Leiche". (Maik)


Bewertung: 

Maik 20168,0 8 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 60:00 min
Label: BMG/Warner
Veröffentlichungstermin: 24.03.2017

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