Subsignal - A Song For The Homeless-Live in Rüsselsheim

subsignal asongforthehomelessÄhnlich wie die Vorgängerband SIEGES EVEN leiden auch SUBSIGNAL unter dem Stigma des Unterbewerteten. Dabei könnten die Prog-Metaller mit ihrem weitaus zugänglicheren Stil eigentlich mehr Leute begeistern, doch diese phantastische Band bleibt ein Nischenthema. Gewiss gab es ein paar härtere Alben, doch vor allem das aktuelle "La Muerta" ist ein wahres Melodienfeuerwerk. Nach fünf Studioalben sah die Formation es an der Zeit ein zweites Livedokument zu veröffentlichen, 2012 erschien bereits "Out There Must Be Something" als DVD. Nun folgt mit "A Song For The Homeless-Live in Rüsselsheim 2019" ein reiner Audiomitschnitt.

Für diese hat man sich mit dem " Das Rind" in der Opel-Stadt einen Club ausgesucht, der von Image her irgendwie zu dieser Truppe passt. Ein kleiner, feiner Laden nahe des Mainufers, welcher auch in diesen Tagen mit der Existenz zu kämpfen hat, obwohl er zu den relevantesten Progressive-Adressen hierzulande zählt. Aufgenommen wurde der Gig am 28. März 2019 auf dem zweiten Teil der Tournee zum neuen Album. Produktionstechnisch bleibt es in familiären Händen, haben doch die beiden Labelchefs Yogi Lang und Kalle Wallner von RPWL Hand daran angelegt.
Die Musiker waren sich schon beim Betreten der Bühne bewusst, dass dies ein besonderer Abend werden würde, weswegen sie den unverfälscht auf Konserve bannen wollten, Gut da es sich nicht um eine Doppel-CD handelt fehlen die ein oder anderen Stücke, doch es ging vor allem um das Feeling. Somit verzichtet man auf den warmen Klang ihrer Studiowerke und ließ dem Livesound seine Ecken und Kanten. Dass trotzdem kein Chaos herrscht, auch wenn die Musiker kaum miteinander proben können, zeigt das ganze Können der Fünf.

Beim eröffnenden Longtrack tönen die Riffs von Markus Steffen noch richtig harsch aus den Boxen und drängen die Keyboards in den Hintergrund. Ein Umstand, denn die Mischer Charly Czajkowski und Tim Grote vor Ort später in den Griff bekommen haben, wie man an den Staccato im Titeltrack des letzten Drehers hören kann. Auch das Schlagzeug von Dirk Brand ist wie bei Clubkonzerten üblich sehr dominant, was die tolle Arbeit des Mannes gut zur Geltung bringt, der immer wieder mit starken Breaks aufwartet. Bei seinem Solo hat er sich eindeutig vom jüngst verstorbenen Neil Peart inspirieren lassen, dessen Handschrift ist bei der Konzeption heraus zu hören. Vor allem wie er die Glocken einsetzt erinnert an Werke wie "O Baterista", wobei es viel über die Bedeutung eines Drummers aussagt, wenn man als Fan seine Soli im Kopf hat.

Dabei ist der Einfluss von RUSH nicht zu überhören, vor allem was die Stimmung der Lieder angeht, denn diese unfassbaren, weiten, süchtig machenden Melodien habe die selbe mental entspannende Wirkung wie die Songs der kanadischen Götter. Was Arno Menses gesanglich leistet ist ganz großes Kino, seine hohe klare Stimme tänzelt leichtfüßig durch alle Melodielinien und gibt ihnen Kraft und Raum. Noch größer wird es wenn seine Kollegen mit einsteigen, was das flächige "My Sanctuary" an mehrstimmigen Arrangements zu bieten hat, wie sauber diese live dargeboten werden lässt einem die Kinnlade runterklappen. Trotz des sperrigeren Klangbildes gelingt es den Charakter der Songs beizubehalten, jene Stimmung in die man komplett versinken kann.

Viel mehr fördern die stärkeren Kontraste noch mehr Dynamik hervor, so dass sich die Wechsel zwischen Verletzlichkeit und Angriff sind noch klarer heraus kristallisieren. Vor allem beim gespenstischen "Walking With Ghosts" vertieft das die Atmosphäre, bei der sich FATES WARNING-affine Riffs über Synthesizerflächen legen. Hier kann Steffen seine ganzen Fähigkeiten auspacken, die fein gesponnenen Tonfolgen umgarnen den Zuschauer und Hörer, ebenso wie in seinen wunderschönen Leads von "The Passage" oder seine Soli fernab jeder Selbstdarstellung.
Davon lebt mit "The Sea" auch ein Jahrhundertsong, von der Tom-Arbeit Brands über die zurückhaltenden Akkorde des Gitarristen bis hin zu dem traumhaften mehrstimmigen Refrain stimmt hier einfach alles. Als ob man einfach eintauchen würde in den Ozean, der Bass von Ralf Schwager zieht noch tiefer nach unten. Wenn er etwas Raum bekommt, dann kann er die Wirkung seines Instrumentes voll entfalten, auch wenn nicht immer alles optimal ausbalanciert ist. Dafür zog man es vor, die Zuschauer gut mit einzubeziehen, die von Menses immer wieder angefeuert werden und sich lautstark bemerkbar machen.

Mit "A Song For The Homeless" liefern die deutschen Vorzeigeproggies eine gelungene Werkschau ab, welche alle Alben umspannt, wobei natürlich das unfassbare Debüt "Beautiful & Monstrous" und mit "La Muerta" das jüngste am öftesten zum Zuge kommen. Gilt ihr Genre öfter als verkopft treten SUBSIGNAL gerade mit ihrer Herangehensweise den Gegenbeweis an, indem sie alles sehr lebendig und direkt auf Platte gebannt haben. Wie man einen Refrain, der so drückend beginnt wie in "Even Tough The Stars Don´t Shine" so weit auflösen kann, zeigt die Vitalität einer Band, die so viel mehr verdient hätte. So mancher Chorus, wie eben der jener RUSH meets MUSE-Nummer schreit so laut nach Stadion, dass man endlich aufwachen und diese Musik genau dorthin befördern muss. Gehet hin, kaufet und verneiget Euch! (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer8,5 8,5 / 10


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 73:54 min
Label: Gentle Art Of Music/Soulfood
Veröffentlichungstermin: 22.05.2020

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