Crystal Ball - 2020

crystalball 2020Seit zwanzig Jahren mischen die Schweizer nun schon im Hard Rock-Zirkus mit, auch wenn sie sich nie entscheidend durchsetzen konnten. Der Verfasser dieser Zeilen hat die meiste Vorband der Welt wirklich schon mit allen möglichen Größen im Hard´n´Heavy-Sektor erlebt, als Headliner waren sie indes selten unterwegs. Woran es lag, dass die Truppe nie aus dem Fahrwasser von KROKUS und GOTTHARD heraus kam, lässt sich schwerlich sagen, an Talent mangelte es nie, und große Einschnitte gab es nur einmal mit dem Sängerwechsel. Zum Jubiläum haut man nun eine Scheibe mit Neueinspielungen der eigenen Hits heraus. Die ist treffenderweise "2020" betitelt, denn es befinden sich zwanzig Titel in der Sammlung und man gibt einen Ausblick darauf, dass es auch im nächsten Jahr mit CRYSTAL BALL weitergeht.

Das Ganze erscheint als Doppel-CD, die sich thematisch in zwei Kategorien einteilt. Doch keine Angst, eine Seite mit Rocksongs und eine mit Balladen überlassen sie dann doch ihren eidgenössischen Kollegen. Ohnehin waren Schmachtfetzen noch nie das Ding dieser Band, weswegen sich auch keine einzige auf der vorliegenden Compilation findet. Vielmehr nimmt man auf der ersten CD die Lieder mit Mark Sweeney am Originalmikro vor, während man auf der anderen noch einmal die jüngeren Stücke überarbeitet hat.
Die Songauswahl soll indes durch Fanbefragung und Playlistenauswertung getätigt worden sein, allerdings fehlen einige Stücke, die zuletzt oft live gespielt wurden wie "Never A Guarantee", "Dr. Hell No" oder "Gentlemen´s Agreement". Das zeigt einerseits dass nicht jeder Song auf der Bühne funktioniert, jedoch auch, dass die Fans die Nummern eben oft anders wahr nehmen. Mein persönlicher Favorit "Queen Of The Night" ist weder hier noch auf Konzerten der letzten zehn Jahre vertreten.

Zum Auftakt lässt man gleich "Hellvetia" vom Stapel, der wohl größte Hit der Band vom gleichnamigen Album. Der Stampfer vereint alle Trademarks der Formation vom drückenden Riff über die pumpende Rhythm Section bis hin zu den klaren Melodien und dem griffigen Chorus. Vom den 2003 erschienen vierten Longplayer hat man auch gleich noch zwei Tracks drauf gepackt, das etwas kitschige "My Life" und das leicht metallische "Forever And Eternally". Letzteres bewegt sich an eben jener Schnittstelle zwischen Hard Rock und Metal, an welcher schon die PRETTY MAIDS gerne entlang gewandert sind. Von jedem Album gibt mindestens eine Kostprobe zu hören, vom Debüt das früher live unverzichtbare "Lay Down The Law".

Auch die vier neuen Scheiben werden allesamt bedacht, wobei es von "Dawnbreaker" mit dem flotten "Anyone Can Be A Hero" nur ein Stück gibt, dessen Nachfolger "Liferider" stellt mit vier Stücken den Löwenanteil. Sicher nicht unberechtigt, wie das fanfarenhafte "Hold Your Flag" klarstellt, doch auch "Eye To Eye" kann viel, nicht nur weil Noora Louhimo von BATTLE BEAST mitwirkt. Vom aktuellen Werk "Crystallizer" gesellen sich das keyboardlastige "Curtain Call" sowie das flotte "Alive For Evermore" dazu.
So richtig sticht dabei aber keine Nummer heraus, irgendwie läuft das in Sachen Tempo immer in die ein und selbe Schiene, die große Abwechslung sucht man auf "2020" vergeblich. Das liegt auch daran, dass eben alle Neueinspielungen von Stammproduzent Stefan Kaufmann betreut wurden, und somit der originäre Charakter der einzelnen Alben ziemlich weg gewischt wird. Die Kompositionen hier könnten alle aus einer Songwritingphase stammen, was aber auch eine gewisse Homogenität mit einbringt.
Leider könnte das auch mit ein Grund sein, weshalb CRYSTAL BALL, ähnlich wie SHAKRA nie aus dem Status des Geheimtipps heraus kamen. Ein wenig mehr Mut hätte nicht geschadet, den kann man nur im groovenden "Moondance", dem coolen Bassmotiv von "Am I Free", dem schweren modernen Bluestouch von "Déjà Voodoo" oder dem dezent symphonischen Ansatz der beiden Auszüge vom "Time Walker"-Langeisen ausmachen. Zum Kennenlernen der Band sicher nicht verkehrt, doch Fans bekommen eigentlich nichts Neues geboten. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer0,0 - / 10


Anzahl der Songs:  10 (CD1) / 10 (CD2)
Spielzeit: 42:47 min (CD1) / 39:06 min (CD2)
Label: Massacre Records
Veröffentlichungstermin: 02.08.2019

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden