Interview mit Markus Steffen (Subsignal)

interviews 20200530 subsignal1Wie meine Redaktionskollegin Sarah-Jane in ihrem Artikel bereits angekündigt hat, haben wir vom Neckbreaker Magazin in den vergangenen Wochen eine ganze Reihe von Interviews geführt mit Vertretern der nationalen und internationalen Kulturszene - genauer gesagt mit vielen verschiedenen Veranstaltern, Bands, Künstlern und Promotern.
Wir möchten damit den Menschen, die für uns Musikliebhaber mit ihrer Kreativität und ihrem Engagement so besonders wichtig sind, eine Plattform bieten, euch und uns mitzuteilen, wie sie mit den Einschränkungen durch die "Corona-Maßnahmen" leben und umgehen.

SUBSIGNAL gehören sicher zu den besten Prog-Formationen hierzulande und stehen auch bei einigen Redakteuren von Neckbreaker hoch in der persönlichen Liste. Gerade haben sie mit "A Song For The Homeless" ein starkes Livealbum heraus gebracht (Review hier), das sie nach vorne bringen könnte. Denn bisher fliegen sie kommerziell völlig unverdient unter dem Radar, obwohl sie durchaus kommerziellen Appeal in ihrer Musik haben. Kaum eine Band verbindet so geschickt den Melodiereichtum des AOR mit dem Anspruch des Prog Metal. Unter dem Hintergrund des Releases und abgesagter Konzerte dazu hat unser Redakteur Pfälzer Gitarrist und Gründer Markus Steffen Anfang April dazu befragt.

Neckbreaker Magazin: Wie beeinflusst das Veranstaltungsverbot Eure tägliche Arbeit? Welche Auswirkungen hat das ganz konkret auf Euch?

Markus Steffen: Da wir aktuell nur zwei Konzerte gebucht hatten, sind die Auswirkungen für uns überschaubar, aber es gibt natürlich viele Künstler, die gerade längerer Tourneen gebucht haben. Für unseren Drummer Dirk Brand sieht es härter aus, weil er sehr viel live spielt. Ärgerlich (auch in finanzieller Hinsicht – für uns und den Veranstalter) ist, dass die Release-Show für unser neues Live Album "A Song For The Homeless" im Rüsselsheimer Rind nicht stattfinden kann. Das war lange geplant. Schade, aber das ist jetzt höhere Gewalt.

Neckbreaker Magazin: Wie beeinflusst das Kontaktverbot Eure tägliche Arbeit? Welche Auswirkungen hat das ganz konkret auf Euch? Wie probt Ihr zum Beispiel aktuell?

Markus Steffen: Da wir nur vor Tourneen zusammenkommen und ansonsten über die Republik verstreut leben, betrifft uns das in dieser Hinsicht eigentlich nicht. Ich persönlich verdiene mein Geld hauptsächlich mit Unterrichten – das habe ich fast komplett online umstellen können. Insofern geht ist es momentan alles noch irgendwie machbar. Aber es ist natürlich auch nur einen Verlegenheitslösung, um das Schlimmste zu überbrücken.

Neckbreaker Magazin: Haltet Ihr persönlich das Veranstaltungsverbot/Kontaktverbot für eher angemessen oder eher übertrieben?

Markus Steffen: Ich denke schon, dass es sinnvoll ist. Ob es richtig war, werden wir in den kommenden Monaten sehen. Ich hoffe nur, dass vor allem auch die kleineren bis mittleren Clubs diese Krise durchstehen können. Ich denke da an den 7er im Mannheim, das Rind in Rüsselsheim oder das Colos- Saal in Aschaffenburg.

Neckbreaker Magazin: Wärt Ihr als Band ggf. bereit Veranstaltern und Clubs zu helfen, bsppw. durch Verzicht auf Gage?

Markus Steffen: Das ist eine lustige Frage, weil es bei Clubgigs schon lange Jahre keine Gage mehr gibt, sondern nur noch prozentuale Beteiligungen. Ich denke, momentan ist es an der Politik, die Veranstalter und die Clubs zu unterstützen und die Auswirkung der Maßnahmen abzufedern. Oder eben an Menschen, die finanziell besser gestellt sind. Zu dieser Kategorie kann ich uns leider nicht zählen.

Neckbreaker Magazin: Welche Maßnahmen, ggf. auch freiwillige, werdet Ihr ergreifen, damit Besucher zukünftig sicher Eure Konzerte besuchen können? Rechnet Ihr in Zukunft mit konkreten Auflagen des Gesetzgebers bei der Durchführung von Events? Wann glaubt Ihr, geht es endlich mit Konzerten und Festivals wieder weiter?

Markus Steffen: Wir können gar nichts machen – wir können nur versuchen, die Anordnungen umzusetzen. Ich könnte mir schon vorstellen, dass es, solange das Virus nicht durch eine Impfung bekämpft werden kann, weitere Auflagen geben wird. Ich schätze, dass wir frühestens im Herbst oder Winter wieder mit Konzerten rechnen können – aber ich will mich hier nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Vielleicht ist das nur eine Hoffnung.

Neckbreaker Magazin: Wie steht Ihr zu dem Thema Livestreaming von Konzerten?

Markus Steffen: Ich finde das grundsätzlich begrüßenswert. Aber wenn es sich um Geisterkonzerte handelt, fehlt halt etwas ganz Entscheidendes. Auch hier ist es wohl auch nur eine Notlösung.

Neckbreaker Magazin: Habt Ihr bereits eine staatliche Unterstützung erhalten oder habt Ihr Hoffnung darauf, dass der Staat Euch unterstützt?

Markus Steffen: Mitglieder von Subsignal haben schon die staatliche Soforthilfe in Anspruch genommen. Bei mir geht es momentan ja noch. Aber klar: der Staat ist in der Pflicht uns zu helfen. Und sollte es zum Äußersten kommen, dann hoffe ich, dass die Worte der Politik zählen. Aber ich gebe zu, dass ich schon Angst um meine Existenz habe.

Neckbreaker Magazin: Was hättet Ihr als Teil der Kulturszene anders gemacht, wenn Ihr auf Entscheidungen hättet Einfluss nehmen können?

Markus Steffen: Ich denke, man hätte nicht viel anders machen können. Jeder wurde von dieser Geschichte überrollt.

Neckbreaker Magazin: Wie können Fans und Interessierte Euch ganz konkret unterstützen? Plant Ihr oder habt Ihr schon ein Crowdfunding?

Markus Steffen: Indem die Fans das neue Live Album direkt von uns kaufen und nicht streamen. Ein Crowdfunding ist derzeit nicht geplant, aber wer weiß, wie die Situation in ein paar Monaten aussieht.

Neckbreaker Magazin: Vor was habt Ihr momentan am meisten Angst?

Markus Steffen: Wie wohl jeder, habe ich konkret um meine Existenz und die meiner Kinder und Angehörigen und Freunde. Aber ich bin auch optimistisch, dass man diese Krise in absehbarer Zeit in den Griff kriegen wird. Die Frage ist: Wie machen wir alle dann weiter? Ich glaube nicht, dass Corona eine biblische Strafe ist, aber es ist wohl unbestritten, dass die Art und Weise, wie wir mit diesem Planeten und seiner Natur umgehen, auf uns zurückfällt.

Neckbreaker Magazin: Könnt Ihr der Situation eigentlich auch etwas Positives abgewinnen?

Markus Steffen: Nein, leider nicht. Leute, die von 'der Krise als Chance' reden, haben den Ernst der Situation nicht begriffen. Oder versuchen, daraus Profit zu schlagen.

interviews 20200530 subsignal2

Bildquelle: Subsignal

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden