Blue Öyster Cult - Hard Rock Live Cleveland 2014

blueoystercult cleveland2014In den Siebzigern war die Truppe für ihre Liveshows berühmt, bei denen sie teilweise eine stattliche Zahl an Gitarren auf die Bühne brachten. Nebenbei fuhren sie auch lichttechnisch einiges auf und waren die ersten, die Lasereffekte benutzen. Natürlich backe sie heute kleinere Brötchen, auch wenn sie in den USA immer noch reichlich Zuschauer ziehen. Jetzt da BLUE ÖYSTER CULT wieder einmal durchstarten wollen hat ihr neues Label Frontiers ein paar Livedokumente in Aussicht gestellt. Den Anfang macht eine jünger Aufnahme, die dann auch von der anderen Seite des großen Teichs stammt. Kann es "Hard Rock Live Cleveland 2014" mit den legendären Aufnahmen wie "Some Enchanted Evening" aufnehmen?

"On your feet or on your knees" ertönt es  von einem Ansager am Abend des siebzehnten Oktober 2014 im Hard Rock Live, einer Mehrzweckhalle in Northfield, Ohio und schon legt der Fünfer los. Wobei loslegen etwas übertrieben ausgedrückt ist, er fängt an zu spielen trifft es besser. Denn wirkliche Bewegung will zu Beginn nicht aufkommen und das soll auch lange so bleiben. Klar passt die klassische Konzertankündigung auch nicht mehr so recht, denn mittlerweile sitzt das Publikum bei der Formation.
Zwar packen sie gleich bei der Eröffnungsnummer „Od´d On Live Itself“ drei Äxte aus, doch wirklich Power versprühen sie damit weniger. Das ist schade, wenn man sich die einstige Livemacht in Erinnerung ruft. Viel zu behäbig ist das Stageacting der beiden verbliebenen Originalmitglieder, sie scheinen hinter ihren Mikrofonen festgeklebt. Donald „Buck Dharma“ Roeser sieht zwar immer noch recht frisch aus, doch sein Radius wird höchstens mal von einem dezent hochgekickten Bein erweitert.

Eric Bloom schaut mit seinem sehr kurzen grauen Haar deutlich älter aus, Bart und Sonnenbrille wirkten bei ihm schonmal cooler. Seine Mimik weiß noch ein Stück weit das manische vergangener Tage zu vermitteln, speziell bei seinen Ansagen oder wenn er seine Gibson SG mit beiden Händen packt. Einzig Richie Castellano vermag ein wenig Dynamik auf die Bretter zu bringen, während auch Bassist Kasim Sulton eher blass bleibt.
Kein Wunder, dass es nicht der dritte Sechssaiter ist, der die meisten Einsätze hinter den Tasten hat, Bloom ist da hinten viel öfter zu finden. Dabei kann er den Songs auch da etwas geben wie mit den Synthesizern beim schwebenden „Shooting Shark“, während sein jüngerer Kollege eine coole Orgel unter „Career Of Evil“ legt und „Black Blade“ mit ein paar elektronischen Spielereien verziert.

Was zeigt, dass die Truppe zumindest spielerisch noch auf der Höhe ist und ein umfangreiches Programm mit viel Klasse interpretiert. Nicht nur das Zusammenspiel zwischen den beiden Altgedienten ist superb, auch ihre drei Mitstreiter setzen ihre Töne blitzsauber und mit dem richtigen Feeling. Sulton kann sich an den vier Saiten immer wieder in Szene setzen, während sein Rhythmuspartner Jules Radino präzise den Takt vorgibt und dabei die unterschiedliche Tempi gut arrangiert. Bei den Soli können vor allem Roeser und Castellano glänzen, „Then Came The Last Days Of May“ strecken sie so auf über zehn Minuten und passen dabei ihre Parts immer hin und her. Wenn alle vier dann vorne stehen und in die Satzgesänge mit einstimmen, kommt eine tolle Atmosphäre auf.

Klangtechnisch ist das Ganze auch sehr gut in Szene gesetzt, so dass die einzelnen Details gut zu vernehmen sind und „Hard Rock Live Cleveland 2014“ zu einem Hörgenuss machen, weswegen man sich die CD sicher öfter ins Auto packt. Das Bild kann sich ebenfalls sehen lassen, analog zum Bühnengebaren bleibt die Kamera lange auf einem Bild und vermeidet hektische Schnitte. Die Lightshow kommt allerdings weniger zur Geltung, sie fällt ohnehin bei weitem nicht so opulent aus wie in der Hochphase.
Das Publikum ist auch ab und an zu sehen, wenngleich da kaum Kommunikation stattfindet. Die Leute verhalten sich während den Songs sehr ruhig, stehen aber dazwischen immer auf und spenden reichlich Beifall. Dazu haben sie viel Gelegenheit, denn BLUE ÖYSTER CULT lassen sich zumindest in der Hinsicht nicht lumpen. Überraschend fehlt zwar „E.T.I.“, dafür bietet man einen phantastischen Querschnitt durch die ersten neun Scheiben, wobei der Fokus auf „Tyranny And Mutation“, „Secret Treaties“ und „Spectres“ liegt.

Und gegen Ende gehen die Herren dann doch aus sich raus, lange genug Zeit um warm zu werden hatten sie ja. Kasim Sulton rennt beim abschließenden „Cities On Flames With Rock´n´Roll“ über die Bühne, die Drei an den sechs Saiten reißen ihre Arbeitsgeräte hoch, warum nicht gleich so. Die Aufnahme bietet zwar gute Musik und gekonnt Improvisationen, bietet dem Auge aber zu wenig. Da bleibt nur zu hoffen, dass man bei den angekündigten weiteren Livedokumenten vielleicht mal eines aus den großen Zeiten ausgräbt, welches dem großen Namen wirklich zu Ehre gereicht. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer6,5 6,5 / 10


Anzahl der Songs:  10 (CD1) / 7 (CD2) / 17 (DVD)
Spielzeit: 58:05 (CD1) / 52:47 min (CD2) / 117:45 min (DVD)
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 24.01.2020

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