Hardline - Life Live

hardline lifeliveNachdem Joihnny Gioeli seine Truppe beinahe zu Grabe getragen hätte, ging es für sie erst richtig los. In den letzten Jahren blieb das Line-Up zwar nicht sonderlich stabil, aber dennoch veröffentlichten HARDLINE regelmäßig neue Alben, von denen vor allem "Human Nature" fast an das legendäre Debüt "Double Eclipse" anknüpfte. Vor knapp einem Jahr kam mit "Life" das letzte auf den Markt, woraufhin auch eine ausgedehnte Tour folgte. Einen Tag nach dem Release erfolgte auf dem Festival ihrer Plattenfirma Frontiers bereits der Startschuss. Diese Show wurde wie viele andere auf dem Event aufgezeichnet und wird nun unter "Life Live" veröffentlicht. Wir denken an THIN LIZZY und schauen rein.

Der Auftritt am Abend des 26.April sollte der abschließende Höhepunkt des hauseigenen Festivals in Mailand werden, dazu hatte man auch die fähigste Band beauftragt. Schon mit den ersten Tönen geht die Truppe voll ab und präsentiert sich in bester Spiellaune. Allen voran natürlich der Frontmann, der wie immer wie ein gehetzter Hund über die Bühne rennt. Dabei turnt er wie ein Wilder herum, macht etliche Verrenkungen und beobachtet mit kindlicher Freude seine Mitstreiter bei ihrem Spiel.
Die Zuschauer hat er voll im Griff, sie geben ihm jeden Singalong, den er fordert, ein kurzes Nicken ins Auditorium genügt, dafür bekommen sie von Johnny auch viel zurück. Die Bühne ist ihm oft zu klein, immer wieder beugt er sich nach vorne, um ein paar Hände zu schütteln und einmal packt es ihn endgültig und er rennt singend durch den Fotograben. Respekt, dass er bei der hingebungsvollen Performance noch die Töne kraftvoll und sicher trifft, so mancher wäre alleine davon außer Atem.

Seine Nebenleute stehen dem in Nichts nach, vor allem Drummer Marco Di Salvo, der wie ein Tier auf seine Kit eindrischt, und dennoch immer Kontakt zu den Zuschauern hat. Durch die niedrige Konfiguration seines Kits kann man ihn bei seiner Performance sehr gut beobachten, teilweise lässt er beim Trommeln die Haare kreiseln. Seine Rhythmuspartnerin Anna Portalupi, die schon länger in der Band ist, gibt sich eher cooler und post lässig, zudem kann sie im kurzen Jeans-Suit optische Reize setzen. Die Dame ist aber ebenfalls viel unterwegs, wobei sie ein verhältnismäßig großes Langholz über die Bühne wuchtet, welches sie gerne breitbeinig traktiert.

Bei ihren Ausflügen über die Bühne sucht sie immer Gitarrist Mario Percudani, mit dem sie viel gemeinsam spielt, überhaupt präsentiert sich die Combo als geschlossener Haufen, der miteinander agiert. Sicher hatte Josh Ramos als ich HARDLINE live sah Vorteile im Feeling, doch der Italiener macht seine Sache sehr ordentlich, haut die Riffs kantig heraus und weiß bei den Soli zu überzeugen. Dazu tritt er öfter als Backgroundsänger in Erscheinung, wie auch der unvermeidliche Keyboarder Alessandro Del Veccio. Dieser übernimmt sogar ein paar Leadvocals und lässt sogar hinter den Tasten vom Habitus her den Rockstar heraus hängen, ein Indiz für die Spielfreude des Fünfers.

Natürlich gibt es auch drei Kostproben vom seinerzeit brandneuen Werk, wobei "Take A Chance" nur auf der DVD vertreten ist. Die ist daher um einiges länger als die Audioversion, neben einem Abspann gibt es noch ein paar kurze Backstageeinblicke von dem Momenten vorm Konzert, bevor man die Musiker live auf die Bühne begleitet. Der Großteil des Materials stammt natürlich vom legendären Debüt, eines der starken Alben zu Beginn der Neunziger, die seinerzeit im Zeitgeist untergingen.
Dafür war sie ein Sprungbrett für Gioeli, der sich an der Seite zweier JOURNEY-Cracks erstmals einem größeren Publikum präsentieren konnte. Mit Dean Castronovo hat er ja vor eineinhalb Jahren ein Album aufgenommen, der bei Frontiers ebenfalls bekannte Schlagzeuger  kommt dann auch für zwei Titel auf die Bühne und übernimmt die Sticks von Di Salvio. So sehr ich den energischen Stil des Italieners mag, der heutige REVOLUTION SAINTS-Fellgerber hat einfach den groovigeren Swing.
Neben ein paar Songs der letzten Scheiben lösen aber eben jene Klassiker die meisten Reaktionen aus, direkt nach dem Opener "Place To Call Home" von "Life" gibt es den ersten Doppelschlag. In der Mitte des Sets nimmt man vielleicht ein wenig zu sehr das Tempo heraus und präsentiert eine Ballade zu viel, wobei das rein vom Piano begleitete "Take Me Home" schon öfter direkt an eine andere softe Nummer angehängt wurde. Am Ende hagelt es die ganz großen Hits wie "Hot Cheri", woraufhin die Stimmung im Saal überkocht.

Leider kann die Aufnahme nicht ganz mit der Qualität des Gigs mithalten, der hätte es verdient besser eingefangen zu werden, zumal ich auch bei den vielen DVDs von dem Festival schon viel bessere Mitschnitte gesehen habe. Gerade das Licht überblendet alles, fällt aber insgesamt zu dunkel aus, so dass viele Bilder eher schemenhaft wirken. Klanglich ist auch viel Luft nach oben, gerade wenn er selbst als Musiker involviert ist, hat Del Vecchio kein so gutes Händchen. Zwar kommt das dynamische Bassspiel von Portalupi gut zur Geltung, doch das Schlagzeug lässt einfach Volumen vermissen, da kann selbst Castronovo nichts ausrichten. Schade, ich würde gerne mal ein Dokument von dem Festival sehen, welches rundum gelungen ist. (Pfälzer)

 

 

Bewertung:

Pfaelzer7,5 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 12 (CD) / 13 (DVD)
Spielzeit: 70:13 min (CD) / 78:30 min (DVD)
Label: Frontiers Records/Soulfood
Veröffentlichungstermin: 14.02.2020

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