Die US-Hardrocker beehrten in den letzten Jahren den alten
Kontinent öfter als sie es in ihrer gesamten Karriere getan haben. Das hätten
sie besser, denn dann wäre der große Durchbruch auch in Europa möglich gewesen.
Neben der vielen Live-Präsenz brachte man nach der Reunion zwei Studioalben
heraus, dem nun ein neues Konzertdokument mit dem Titel „Live In Europe“ folgt.
Normalerweise sind Live-Alben eine dankbare Aufgabe für einen Schreiberling, da
es oft lediglich um Sound und Stimmung geht, doch bei dem hier vorliegenden
Live-Album der Hardrocker von TESLA entpuppt sich die Sache für mich als ein
zweischneidiges Schwert. Warum, das könnt ihr weiter unten lesen.
Also fangen wir mal mit der Qualität an und die ist bei weitem nicht so toll wie ich mir sie vorgestellt habe. Denn schon zu Beginn werde ich den Eindruck nicht los, dass viele Stellen so klingen, als hätte ein Fan aus der sechzehnten Reihe ein Diktiergerät hochgehalten. Es mag zwar für den Fünfer aus Sacramento sprechen, dass er auf technische Hilfsmittelchen wie Overdubs verzichtet, doch wenn man so unfähig ist ein halbwegs gutes Stage-Werk zu veröffentlichen, dann sollte man es doch lieber komplett lassen. Die Scheibe enttäuscht in allen Belangen und erst Recht im Vergleich zum 2001-Album „Replugged Live“, auf welchem dem geneigten Fan zwei Scheiben, randvoll mit Songs präsentiert wurden und das auch noch in ansprechender Qualität.
Aber es geht auch noch ein wenig schlechter. Denn die
Setlist lässt auch sehr zu wünschen übrig. Nun gut „Forever More“ war das
direkt vorangegangene Album und das man hiervon (auch wenn es nicht besonders
gut war) vier Stücke zum Besten gibt, kann man vertreten, aber sonst? Vom
genialen Debüt gerade mal zwei Songs und das mit „Modern Day Cowboy“ (auch wenn
es die Band so gerne spielt, gibt es wirklich Leute die den Song richtig gut
finden?) und „Little Suzie“ (trotz eigener Interpretation bleibt es nun mal
eine Cover-Version) nicht die stärksten. Und ja ihr habt richtig gelesen, kein
„Cumin’ Atcha Live“.
Wenigstens sind die meisten relevanten Lieder des Zweitlings vertreten und dass
man von „Psychotic Supper“ dann doch nur „What You Give“ darbietet und es bei
„Bust A Nut“ sowieso mehr Stücke gibt, die einen Griff ins Klo darstellen (auch
hier nur ein Song), kann schon als Bagatelle abgewunken werden. Doch auch was
die Lieder ihrer famosen Comeback-Scheibe „Into The Now“ angeht, hat man sich
lediglich auf den Titelsong und „What A Shame“ beschränkt.
Es ist einfach sehr bedauerlich, dass sich die Setlist, die ich noch 2007 von
der Band geboten bekam so ins Negative geändert wurde. Warum muss man an
einigen der durchwachsenen alten Stücke festhalten und bringt keine Abwechslung
rein bzw. streicht mit „Cumin’…“ sogar eines der besten Stücke? Und warum
bringt eine Gruppe, die singt, dass man im Hier und Jetzt leben soll immer noch
zwei Coversongs (“Little Suzie“ und „Signs“) in ihre Setlist mit ein, obwohl es
eh schon schwer genug ist das eigene Material gebührend darzubieten. Wie wäre
es mal (seit langem) mit Stücken wie „EZ Come, EZ Go“, „Lady Luck“, „Edison’s
Medicine“, “Need Your Lovin’“ oder „Heaven Nine Eleven“?
Ganz im Ernst, dieses Album kann ich beim besten Willen nur
absoluten Die-Hard-Fans empfehlen, die wirklich ALLES von TESLA besitzen möchten.
Alle anderen sollten dann doch besser zu der Variante von 2001 greifen oder,
falls sie die schon besitzen sollten, sich das Geld einfach sparen. (David)
Bewertung: - / -
Anzahl der Songs: 15
Spielzeit: 72:49 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 23.04.2010