Myrkvar - Als Een Woeste Horde

myrkvar_alseenwoestehorde.jpgJetzt hat der Pagantrend auch unsere holländischen Nachbarn vollends erreicht. Ein paar Monate nach HEIDEVOLK’s "Walhalla Wacht" erblickte im Herbst des letzten Jahres nach mehreren Demos und Singles das Debütalbum von MYRKVAR das Licht der Welt. Ich spreche von "Als Een Woeste Horde". Und HEIDEVOLK ist nicht nur musikalisch eine der Referenzbands, sondern beide Bands verbindet noch viel mehr. Beide stammen aus der holländischen Provinz Gelderland und verarbeiten in ihren komplett niederländischen Texten die Geschichte ihrer Heimat. Dass MYRKVAR und HEIDEVOLK eine Violonistin in ihren Reihen haben, ist noch eine weitere Gemeinsamkeit. Trotzdem werden es MYRKVAR deutlich schwerer haben, ein Fähnchen auf die Karte des internationalen Fidelmetals zu bringen, als ihre Landsleute.

Denn "Als Een Woeste Horde" ist einfach zu unspektakulär ausgefallen. Vom Hocker reißt einen nur wenig. Das Sextett schwimmt viel zu sehr im Fahrwasser von eben HEIDEVOLK, KORPIKLAANI, FINNTROLL und wie sie alle heißen. Neben der typischen Instrumentierung einer Metalband gibt’s bei MYRKVAR auch Fideln, Flöten und Harfen; also nichts Neues für das Genre. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass diese Instrumente nicht immer Bestandteil von MYRKVAR waren, denn die Holländer sind ursprünglich als reinrassige Black Metal Band gestartet, die Folk- und Paganeinflüsse kamen erst im Laufe der Zeit hinzu. Warum, soll an dieser Stelle nicht hinterfragt werden.
Dennoch sind die Black Metal Einflüsse an vielen Stellen noch herauszuhören. Beispielsweise im Keifen und Kreischen von Fronter Pieke Sehoonbrood, das durch und durch schwarzmetallisch daherkommt. Dazwischen mischen sich ab und zu als Gegenpol tiefe und schwere Chorgesänge wie sie ebenfalls für das Pagangenre üblich sind.
Und auch die 9 Songs bewegen sich härtemäßig überwiegend im heftigeren Bereich, MYRKVAR gehen mit Vorliebe flott zu Werke, allen voran in "Wolftijd", einer gut einminütige Blastkeule; NAPALM DEATH goes Fidelmucke. Vom partytauglichen Midtempo sind die Holländer schon ein ganzes Stückchen entfernt. Dagegen sprechen auch Songlängen von durchschnittlich 7 Minuten, die in diesem Genre alles andere als Standard sind. Von Verweichlichung kann man also im Falle MYRKVAR nicht sprechen. 

Eröffnet wird "Als Een Woeste Horde" von einem sehr gelungenen Intro namens "Stille Voor De Storm", das so ähnlich klingt wie es der Titel vermuten lässt. Nach einem bedächtigen Anfang steigert sich das instrumentale Intro mehr und mehr, bis einen direkt zu Anfang des ersten richtigen Songs "I Viking" der erste Blastspeedpart überrollt. Doch leider geht es nicht so überzeugend weiter. Dass das zweiminütige Intro der beste Song der Scheibe ist, sagt bereits einiges. Der gelungendste der richtigen Songs ist dann sogleich "I Viking". Nach der wilden Raserei zu Beginn, wird zwischendrin mal Platz gemacht für einen längeren epischen Part, die Holländer finden aber wieder in die Spur zurück. Auch wenn sich MYRKVAR bei "I Viking" noch im grünen Bereich bewegen, so wird schon hier das Hauptproblem des Albums deutlich. MYRKVAR schaffen es nicht, ihre Songs auf den Punkt zu bringen, fast alle der 9 Songs sind einfach zu lang geraten. Viking Metal ist schließlich kein Prog Metal.

Bei der, nomen est omen, FINNTROLL artigen Nummer "Trollisfarne" und bei "De Jagersmaan" können MYRKVAR wenigstens noch in Ansätzen überzeugen, aber in der zweiten Spielhälfte leistet man sich 3 Ausfälle am Stück (das kurze Speedintermezzo ausgenommen): "Den Ware Held", "Geboren Uit Oorlogslendenen" und "Krijgers Van Walhalla"! Bei diesen Songs plätschert alles nur noch so vor sich hin, selbst nach mehreren Hörversuchen bleibt bis auf Langeweile nichts!
Erst die Abschlussnummer "Helreid Brynhilde" lässt wieder aufhorchen, gerade weil sie etwas von der Norm abweicht, und MYRKVAR sich von ihrer ruhigen Seite präsentieren; nach all dem Gebolze tut das akustische Gitarrenintro richtig gut.
 
Auf "Als Een Woeste Horde" finden sich einige passable Ansätze, insgesamt aber auch viel zu viel an unausgegorenen Ideen. Da hilft selbst der Exotenbonus wenig, denn erstens findet man holländische Texte nicht allzu oft und zweitens haben die durchaus ihren Reiz. MYRKVAR mögen zur Speerspitze der holländischen Paganszene zählen, im internationalen Vergleich gehören sie allenfalls zum breiten Mittelfeld. (Maik)

Bewertung: 5 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 49:13 min
Label: Shiver Records
Veröffentlichungsdatum: 30.09.2008
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