Marianna Winter - Sorry, I'm A Libra

mariannawinter sorryimalibraMarianna Winter ist in der färöischen Musikszene beileibe keine Unbekannte. So hat sie schon bei einigen Veröffentlichungen mitgewirkt, sei es jetzt als Texterin oder als Backgroundsängerin. Im letzten Jahr war sie auch als Co-Moderatorin bei den Faroese Music Awards zu sehen und nun erscheint ihre erste EP. Aufgewachsen ist Marianna sowohl auf den kalten Färöern als auch im sonnig-warmen Kalifornien und diese gegensätzliche Mischung gibt sie auch in ihrer Musik wieder.

Der Albumtitel – „Sorry, ich bin eine Waage“ - spielt nicht nur darauf und auf die Eigenschaften, die man Waagegeborenen zuschreibt, an. Denn zum einen ist Marianna bewusst, dass sie selbst viele Gegensätze darstellt bzw. lebt und fühlt, zum anderen stellt sich aber auch die Gesellschaft ganz gegensätzlich dar. So ist sie fasziniert von dem Gedanken, dass wir Menschen uns, obwohl wir doch von Millionen anderen Menschen umgeben sind, noch immer einsam fühlen können. Und dass die Gründe dafür, dass wir uns so einsam fühlen, doch eigentlich dazu führen sollten, dass wir uns miteinander verbunden fühlen, denn jeder macht doch die gleichen Dinge durch: Liebe, Herzschmerz, Trennungen, Trauer…

Darum will sie in ihren Songs diese Themen ansprechen, damit sie sich mit dem Publikum und dieses sich untereinander verbunden fühlen kann. Dass man das aber durchaus augenzwinkernd tun kann, das beweist sie mit dem Opener „BMM“, kurz für „Busy Making Money“. Der Song wurde – wie drei Viertel der EP – bereits vorab als Single veröffentlicht. Auf ironische Weise geht es im Text darum, dass Marianna zu den Menschen gehört, die es am liebsten jedem Recht machen würden und sich um alles sofort kümmern wollen, obwohl sie tief in sich drin auch gerne mal sagen würden „Ach, scheiß drauf, ich bin jetzt beschäftigt.“ Während die Musik fröhlich-sanft vor sich hin swingt.

In „Over You“ geht es um die innere Zerrissenheit, wenn man weiß, dass etwas eigentlich schlecht für einen selbst ist, man es aber wider besseres Wissen dennoch macht, weil es sich gut anfühlt. Zumindest am Anfang. Hier steht der Gesang weit im Vordergrund und betont Mariannas schöne Stimme. Oft setzen die Instrumente sogar ganz aus und Marianna singt a Capella, aber es gibt auch heftigere Passagen.

„Take It Slow“ ist der einzige Song auf der EP, der nicht vorab veröffentlicht wurde. Auch dies ist ein eher reduzierter Song, der von Synthiesounds und sanften Beats dominiert wird. Hier zeigt sich vielleicht am deutlichsten, dass Marianna eine der wenigen färöischen Vertreterinnen des Lofi ist. Und das gibt dem Song und der ganzen EP auch einen ganz eigenen Reiz. Vielleicht muss man auf diese Art, Musik aufzunehmen, stehen, aber ich finde, es hat durchaus etwas und Marianna ist es gelungen, das sehr gut umzusetzen. Ein toller Song und ich finde es schade, dass ausgerechnet dieser noch nicht veröffentlicht wurde.

Auch „Voodoo“ wurde bereits ausgekoppelt, auch dieser ist ein vordergründig flotter, swingender und durchaus tanzbarer Song, dessen dunkle Seite sich beim Text entfaltet. Aber das legt ja auch schon der Titel nahe.

„Sorry, I’m A Libra“ ist ein gelungenes Debüt für Marianna Winter. Hier fehlen viele der Elemente, die man sonst oft auf färöischen Popalben findet und die dazu führen, dass man färöischen Pop oft sofort erkennt. Marianna geht andere, eigenständigere Pfade und hebt sich damit positiv von vielen färöischen Popacts ab. Mutig geht sie ihren Weg und zeigt ganz neue Facetten in der färöischen Musik auf. Hier lohnt es sich reinzuhören. (Anne)

Bewertung:

Anne7,5 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 4
Spielzeit: 14:01 min
Label: Tutl Records
Veröffentlichungstermin: 18.02.2022

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