U.D.O. - Live in Bulgaria 2020

UDO LiveinBulgariaSchon die fünfte Live-Veröffentlichung vom „German Tank“ mit U.D.O. aber der fast siebzigjährige Udo Dirkschneider denkt mit keiner Faser seiner Tarnkleidung ans Aufhören. Zu Beginn völlig am Boden zerstört nach dem endgültigen Ausstieg bei ACCEPT bin ich heute sehr froh, dass durch Mark Tornillo eine meiner Lieblingsbands weiterhin auf hohem Niveau sehr aktiv ist und zudem Udo Dirkschneider permanent neues Schwermetall aus dem Studio oder eben Live-Kompilationen veröffentlicht.

Als ich U.D.O. vor einigen Jahren „On Stage“ erlebte, dachte ich schon, dass seine Reibeisenstimme altersbedingt an Intensität und Kraft verloren hätte. Auf dem neusten Live-Werk „Live In Bulgaria 2020“ mit dem sehr passenden Untertitel „Pandemic Survival Show“ ist davon keine Rede, selbst wenn dies der Technik ein wenig zugestanden sein sollte.

Geschichte hat U.D.O. auf jeden Fall in Bulgarien geschrieben, denn in dem Größenumfang war das Live-Konzert vor zweitausendfünfhundert Fans unter strikter Einhaltung der Corona-Regeln eins der größten in Europa überhaupt. Somit erlebte die Fangemeinde ein außergewöhnliches Event in einer Ära, welche in massiver Weise die Kultur schädigte und die Livemusik zum Stillstand zwang. Auch die „Location“ war von Besonderheit; das antike Amphitheater im heutigen bulgarischen Plowdiw, welches wohl im Jahr 116 bis 117 nach Christus erbaut wurde und normalerweise Sitzplätze für ca. siebentausend Gäste bietet.

Seit Jahrzehnten absolvieren U.D.O. jährlich bis zu zweihundert Shows weltweit. 2020 sind auch sie zum Stillstand verdammt gewesen und Plowdiw war ihre einzige Show. Allein die administrativen Hemmnisse und Schwierigkeiten, alle Bandmitglieder und die Crew Corona-konform ins Land zu lotsen, stellte die Band vor große Herausforderungen und gefährdete das Konzert bis kurz vor Schluss.

Schließlich war es doch so weit, dass endlich ein Live-Event stattfinden konnte und die Stimmung, die Udo Dirkschneider mit seiner multinationalen Truppe, bestehend aus seinem Sohn Sven an den Drums, den Gitarristen Andrey Smirnov (Russland), Fabian Dee Dammers (Deutschland) und dem slowenischen Bassisten Tilen Hudrap entgegenschlug, war einzigartig und äußerst euphorisch. Es war „A Night To Remember“.

Im Interview beschrieb Udo Dirkschneider die Umstände folgendermaßen: „Man sah den Leuten an, dass sie kaum glauben konnten, endlich wieder ein Konzert zu erleben. Die Stimmung, die von jedem einzelnen von denen und uns ausging, hat uns alle gegenseitig unglaublich beflügelt. So etwas hat keiner von uns jemals zuvor erlebt.“

Und in der Tat war es ein denkwürdiger Abend. Die Band spielte ein herausragendes Konzert mit einer Energie, die lange brodelnd endlich ausbrechen musste nach der langen Zwangspause. Hierbei lieferten sie der Fangemeinde einen Querschnitt der gesamten Schaffensphase von U.D.O und garnierten diese natürlich mit den erwarteten ACCEPT Songs.

So bieten Udo Dirkschneider und seine Band auf dem veröffentlichten Werk eine explosive, ultraharte, fast 2:20-stündige Vorstellung mit einem teileweise unerwarteten Mix aus den bisher erschienenen U.D.O.-Alben, wobei von der 2018er „Steelfactory“-Scheibe gleich sechs Songs repräsentiert werden. Das Set enthält auch live eher selten gespieltes wie „Independence Day“ vom 1997er Solid-Album. Der Bandleader lässt seinen Mitstreitern zudem viel Platz für Gitarren-, Bass- und Schlagzeugsoli. Udo ist bester Laune und animiert das frenetische Publikum permanent zu singen und zu klatschen.

Er harmoniert perfekt mit den Fans und kommuniziert permanent „Do You Want To Sing With Me?“ Und spätestens beim zwölfminütigen „Princess Of The Dawn“ schreit sich das Publikum meist allein die Seele aus dem Leib. Sehr stark kommt auch die Ballade im Mittelteil des Konzertes rüber, um den „Grand Old German Metal-Tank“ etwas verschnaufen zu lassen; nein, nicht ACCEPT`s „Winter Dreams“ sondern „I Give As Good As I Get“ vom Rev-Raptor-Album aus dem Jahr 2011.

Auf „Live In Bulgaria“ liefert U.D.O. in perfektem Maß konstant das, was die Fans von ihm erwarten: bodenständigen Oldschool-Metal mit seiner einzigartigen Reibeisenstimme. Das am 19. März veröffentlichte „Live In Bulgaria 2020“ ist als Doppel-CD/DVD/Bluray oder Drei- LP LTD Red Vinyl erhältlich und ein unbedingtes Muss für alle Fans. Das Album ist von hervorragender Soundqualität und büßt dennoch nichts von der eingefangenen Live-Atmosphäre ein.
U.D.O. rocken in brachialer Härte und zeitweise glaubt man, der junge Sven Dirkschneider würde die Felle seines Schlagzeugs zertrümmern. Als Anspieltipp empfiehlt sich das hervorragende, vorab als Video-Single ausgekoppelte „Man And Machine“. Vor dem abschließenden Outro des Albums beglückt Udo D. die anwesenden Fans im historischen Amphitheater mit drei Accept-Klassikern und leitet einen donnernden Showdown ein mit „Metal Heart“, „Fast As A Shark“ und „Balls To The Wall“.

Udo Dirkschneider ist der wahre Volksmusiker und Garant für „Metal-Made In Germany“. Ich bin mir sicher, dass er seinen Fans bis zum letzten Atemzug entgegen schreit:“ Show Me The Signs Of Victory“. (Ebi)

Bewertung:

Ebi9,0 9 / 10

Anzahl der Songs: 25
Spielzeit: 134:00 min
Label: AFM Records
Veröffentlichungstermin: 19.03.2021

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