Black Rain - Dying Breed

blackrain dyingbreedOb es an der leichten Richtungslosigkeit liegt, dass die Franzosen sich nie so richtig durchsetzen konnten, ist schwer zu sagen. Anfangs war die Truppe eher im Heavy Metal verhaftet, bot aber eher ein Glam-Image auf. Vor dreieinhalb Jahren kam dann mit "Released" der Schwenk zu erdigeren Klängen mit einen dezent modernen Hauch. Dabei änderte man auch das Image und wandelte damit musikalisch sowie outfittechnisch auf eben jenem Pfad, den MOETLEY CRÜE in den Achtzigern beschritten hatte. Der Sleaze-Anzug passte aber auch nicht ganz so gut, weswegen BLACK RAIN weiter unter ihren Möglichkeiten blieben. Für "Dying Breed" wechselte man von UDR zu Steamhammer, der Weg wurde von einigen Bands auch anders herum gegangen. Hat der Vierer, der bis auf den Drummer immer unverändert blieb nun die Formel gefunden?

Schon die ersten Töne machen deutlich, dass man wieder auf geschliffenere, ich will nicht sagen poppige, aber zumindest weniger dreckige Töne setzt. War da nicht zuletzt eine Band, die auch den Werdegang vorzuweisen hatte, vom leicht Kitschigen zum ernsthaften Fach, um dann weit zurück zu rudern? Da fallen einem doch spontan H.E.A.T. ein, die vor zwei Jahren "Into The Great Unknown" mächtig überproduzierten und sich damit keinen Gefallen taten.
Die "Nanana"-Chöre zu Beginn zeugen nicht gerade von Geschmackssicherheit, insgesamt wirkt der Song etwas überzogen. In der Strophe machen die Drums und die deftigen Akkorde zwar schön Alarm, doch der Refrain kommt dann zu kitschig und aufgesetzt. Dicke Chöre in kitschigem Gewand finden sich auch in "Blast Me Up", wobei hier die Strophe mit den verzerrten Stimmen den Eindruck noch verstärkt, das alles klingt ein Stück zu poliert und komprimiert.

Dabei liegt es sicher nicht an den Songs, es ist vielmehr die Produktion, die auch dieses Mal nicht voll überzeugen kann. War mir der Sound beim Vorgänger noch zu dünn, so streicht man jetzt ein wenig zu dick an. Doch nicht nur die Franzosen oder H.E.A.T., man kann gerne im Power Metal weitermachen und BEAST IN BLACK oder SONATA ARCTICA anprangern. Das fällt auch bei der Ballade "All Angels Have Gone" negativ ins Gewicht, die von Keyboardteppichen getragen wird. Sicher ist der Song nicht schlecht, doch die erdigere Herangehensweise hat mich beim Vorgänger mehr überzeugt. Überall diese auf Airplay getrimmten, seltsam unorganischen Klänge, welche die Sterilität der Achtziger auf die Spitze treiben.

Dabei hatten die Achtziger auch gute Seiten, ähnlich wie H.E.A.T. zuletzt zitieren sie öfter die Popmusik dieser Dekade. "Rock Radio" rockt mit schönen Leadgitarren schön nach vorne, gibt den Keyboards aber immer wieder Freiräume. In der Mitte tendiert das ganz klar zum New Wave, was den Song allerdings etwas verzettelt. Dann doch lieber die klare Punk-Ansage, welche es in "Nobody Can Change" gibt, wobei auch das Stück seine ruhigen Passagen hat.
Die tun indes gut, stören weniger als beim zuvor angesprochenen Titel. Dazu werden hier ein paar fiebrige Leads aufgeboten, die aufhorchen lassen und den Vergleich mit HARDCORE SUPERSTAR zerstreuen, der noch auf der vorherigen Scheibe strapaziert wurde. Diese setzen BLACK RAIN auch im schwerfälligen "Public Enemy" ein, der am geschicktesten arrangierten Nummer. Nach dem heavy Einstieg wird erst einmal das Tempo gedrosselt, um es im Refrain von Gangshouts flankiert von der Kette zu lassen.

Denn wenn es geradeaus los rockt, kann "Dying Breed" absolut überzeugen. Das metallisch treibende "Hellfire" erinnert an die Frühphase der Band, wobei hier vielleicht "Looks That Kill" von MOETLEY CRÜE zu sehr Pate stand, ohnehin stets ein Einfluss. Und mit "We Are The Mayhem" gelingt sogar ein richtiger Hit, Licks und Rhythmsection treiben über dezenten Keys nach vorne. Und im Chorus explodiert ein schöner AOR-Anstrich und lässt die Haare im gefühlten Wind des offenen Cabrios auf der Landstraße wehen. Damit rettet die Truppe das Album, das in seiner Gesamtheit etwas stärker ausfällt als der Vorgänger, weil man noch mehr auf den Punkt kommt. Nur diese zeitgemäßen Tendenzen stören, aber vielleicht gefällt es anderen gerade deswegen. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer6,5 6,5 / 10


Anzahl der Songs:  10
Spielzeit: 39:41 min
Label: Steamhammer/SPV
Veröffentlichungstermin: 06.09.2019

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