Thunder - Stage

thunder stageSeit der neuerlichen Reunion laufen die Briten auf Hochtouren, vor allem mit "Wonder Days" glückte ein sehr starkes Album und auch der Nachfolger "Rip It Up" erreichte fast dieses Niveau. Als ob man zeigen wollte, wie ernst man es dieses Mal meint, gab Drummer Harry James seinen Job bei MAGNUM auf, um sich voll auf THUNDER konzentrieren zu können. Daher tourte man auch im Anschluss an den aktuellen Longplayer sehr viel, wobei man erneut ein Livedokument aufnahm. Dieser ist schlicht "Stage" betitelt und liegt als DVD+2CD als auch als Blu-Ray-2CD vor. Mir lag lediglich die Blu-Ray-Version vor, bei der ich keine Möglichkeit fand, diese abzuspielen. Daher kann ich jetzt auch lediglich den Audioteil bewerten, doch der macht Lust auf mehr.

Noch mehr als auf Platte offenbaren sich die Stärken der Blues-Hard Rocker auf der Bühne, wo sie wirklich zuhause sind. Schon bei den Livereviews vor dem zweiten Split hatte ich den damaligen Unsinn angemahnt und glücklicherweise haben sie sich eines Besseren besonnen. Hier kommt einfach eine ungeheure Power rüber, den Enthusiasmus haben sie sich durch alle Irrungen und Wirrungen behalten. Man höre nur das Eröffnungsriff von "Higher Ground", das hat so viel Elan, das ist so beseelt, hier legt eine Band alles in einen ihrer Klassiker, der nun auch schon fast dreißig Jahre auf dem Buckel hat.
Neben ihrer Kraft in ihrem Spiel ist es vor allem ihr Gefühl, mit dem THUNDER noch mehr zu überzeugen wissen, den Blues lassen sie immer wieder raushängen. Für die feinen Töne waren die Briten ohnehin seit jeher bekannt, agieren sie doch typisch für die Tradition ihres Heimatlandes. Die Truppe packt in letzter Zeit sogar gerne wieder "Don´t Wait For Me" vom Debüt aus, in dem die Verquickung von knalligen Arrangements und Feeling ideal funktioniert. Hier kann auch der zweite Gitarrist Ben Matthews am E-Piano glänzen, eine Rolle, die im bei "In Another Life" oder "Right From The Start" sehr gut steht.
Die absolute Glanznummer in der Machart, "Empty City" fehlt leider, seltsamerweise auch sonst ein Beitrag vom Zweitwerk "Laughing On Judgement Day". Natürlich muss man es der Formation zu Gute halten, das Set zu mehr als der Hälfte mit dem neuen, starken Material zu bestreiten, doch vielen Fans fehlen dann doch "Low Life In High Places" oder "Better Man". Der Erstling hingegen ist wie immer sehr prominent vertreten, vom dritten Langspieler "Behind Closed Doors" kommt mit "River Of Pain" ein eher gewöhnliches Stück, hier wäre mehr Vielfalt drin gewesen. Und die ganzen zwanzig Jahre dazwischen werden mit nur einem Beitrag abgespeist, wobei sich das Stück als Standard etabliert hat.

Doch es ist weniger der großartige und spielerisch punktgenaue Vortrag, welcher diese Livescheibe so prägt, selten wurde das Publikum so gut eingebunden wie auf "Stage". Im Übrigen wurde ja die Motorpoint Arena in Cardiff aus genau jenem Grund ausgesucht, um die Show am 24. März 2017 aufzunehmen. Als THUNDER schon einmal zuvor dort gastierten, waren sie von den Reaktionen so begeistert, dass die Wahl nur logisch erschien. Und Danny Bowes wäre nicht der überragende Frontmann, wenn es ihm nicht gelungen wäre, diese noch einmal aus der walisischen Hauptstadt zu kitzeln. Neben seinem wie immer phantastischen Gesang kann man ihn sich fast vorstellen, wie er auf der Bühne umher tänzelt und die Meute immer weiter anfeuert, wobei er sein britisches Understatement nie verliert.

Und die Leute gehen voll mit, man spürt sie förmlich zu Stücken wie "Rip It Up" oder dem riffrockenden "The Thing I Want" abgehen. Und wenn Bowes und seine Hintermänner sie dann alleine lassen, explodiert das Auditorium förmlich, man höre nur das eingangs erwähnte "Higher Ground" oder die Passage vorm Refrain im Klassiker "Love Walked In". Hier singt alles mit und ich wünsche mir in den Momenten sehr, dass ich den visuellen Teil auch sehen könnte, naja irgendwann. Der gute Danny steht bestimmt da und hebt immer wieder seine flach ausgestreckte Hand, um noch etwas mehr zu bekommen.
Das kriegt er auch in den Singalong-Musterbeispielen "I Love You More Than Rock´n´Roll" oder "Dirty Love" am Ende. Bei "She Likes The Cocaine" kommt noch SAINT JUDE-Frontdame Lynne Jackaman zum Duett auf die Bühne. So endet ein starker Auftritt mit viel Begeisterung, der auch soundtechnisch toll eingefangen wurde, das erledigt Hauptsongwriter Luke Morley ebenfalls selbst. "Stage" zeigt, dass die Fünf immer noch in Hochform und in der Lage sind, der Rockwelt einiges zu geben, hoffentlich bleiben sie sich dessen noch lange bewusst. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer8,5 8,5 / 10


Anzahl der Songs 8 (CD1) / 8 (CD2)
Spielzeit: 42:28 min (CD1) / 51:39 min (CD2)
Label: EAR Music
Veröffentlichungstermin: 23.03.2018

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