The Dead Daisies + Bad Butler (23.06.2022, Saarbrücken)

live 20220623 0000 thedeaddaisiesDas hätte ich nun wirklich niemals für möglich gehalten: Zunächst verpasse ich GLENN HUGHES gleich mehrfach hintereinander, um ihn nun in einer Woche zweimal zu sehen. Nachdem THE DEAD DAISIES im Vorprogramm von JUDAS PRIEST bereits einen Tag zuvor in der Rockhal überzeugen konnten, mache ich mir heute ein Bild von einem Headliner-Auftritt der Band.

 

 

 

 

 

 

 

BAD BUTLER

Doch zunächst startet der Abend mit BAD BUTLER, einer Band aus Saarbrücken, die ihre C-Virus-Zwangspause für ein neues Album genutzt haben. Die Band wirkt etwas steif an diesem Abend, was aber auch an dem wenig verfügbaren Platz auf der Bühne liegen mag.

Ansonsten sorgen sie ordentlich für Stimmung und kommen beim Publikum überwiegend gut an. Leider passen sie musikalisch nicht ganz zu dem, was die THE DEAD DAISIES spielen, daher wird ihr Job vom Publikum zuweilen auch etwas undankbar aufgenommen. Der Mix aus modernen und klassischen Metal-Elementen klingt gekonnt und Sänger Dominik kommt mit seiner Stimme in ungeahnte Höhen.

Insgesamt hinterlässt die Band einen guten Eindruck, schade nur, dass es gefühlt ein wenig vor dem falschen Publikum war. Die Reaktionen hielten sich im Verlauf des Sets doch relativ zurück, was etwas schade ist.

live 20220623 0113 badbutlerlive 20220623 0101 badbutler

THE DEAD DAISIES

Wie einen Abend zuvor Leuten die DEAD DAISIES ihre Ankunft mit dem AEROSMITH-Klassiker “Sweet Emotion” ein. Anschließend startet das Intro-Tape und die Bühne hüllt sich in mystisches Licht und ein Donnergrollen ist zu vernehmen. Man spürt in der Garage förmlich das Knistern in der Menge, die Leute sind hungrig und wollen endlich wieder Rock’n’Roll!

Und genau das liefern uns die DEAD DAISIES in den nächsten knapp 90 Minuten. Es ist unfassbar, wie sich diese Band in den letzten Jahren entwickelt hat. Angefangen von einer Art All-Star-Projekt mit einigen Coversongs besticht das Set inzwischen durch hochkarätiges Eigenmaterial, das wahnsinnig gelungen ist. Mit dem legendären GLENN HUGHES an Board hat die Band nochmal einen ganz neuen Weg gefunden, ihren Stil zu revolutionieren. Brian Tichy (Ex-WHITESNAKE), der inzwischen die Drums bedient, passt sich bestens in die Band ein, zu Doug Aldrich werde ich sicher kaum noch Worte verlieren müssen, selten ist jemand so sympathisch und spielerisch auf der Höhe. An der zweiten Gitarre ist auch heute Abend Yogi, ein Freund der Band, der als Ersatz für den erkrankten David Lowy einspringt. Im Gegensatz zum Termin gestern in Luxemburg ist dieser heute aber wesentlich aktiver und fühlt sich offensichtlich pudelwohl.

Die Band hat die Setlist hervorragend zusammengestellt, von den sechzehn Songs sind lediglich vier gecovert, sofern man die DEEP PURPLE-Nummern, an denen GLENN HUGHES mitbeteiligt war, als Cover zählen möchte. “Midnight Moses” und “Fortunate Son” sind in jedem Fall Cover und werden hervorragend vorgetragen.

 

live 20220623 0216 thedeaddaisieslive 20220623 0219 thedeaddaisies

Der Rest setzt sich gekonnt aus der bisherigen Werkschau der DEAD DAISIES zusammen. Wobei hier besonders die aktuelle Scheibe “Holy Ground” im Vordergrund steht, von der neben dem Titeltrack auch die Groove Monster “My Fate”, “Bustle & Flow” und “Unspoken” gespielt werden. Ich muss gestehen, dass mir die Nummern live noch um einiges besser gefallen als auf Platte. Die Songs haben unglaublich viel zu bieten und viele Details erkennt man erst bei sehr genauem Hinhören. Der Bass-Sound, den der gute Glenn an dem Abend fährt, legt nochmal ordentlich eine Schippe drauf, unfassbar.

Doch auch sonst lassen sich die DEAD DAISIES nicht lumpen und tragen ihr Material hervorragend vor, bis auf “Mexico”, das noch nie zu meinen Favoriten zählte, ist die Setlist gut zusammengestellt. Glenn Hughes präsentiert auch die älteren Nummern wie z. B. den starken Konzert-Opener “Long Way To Go” richtig gut, und so vermisst man John Corabi mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Glenn macht überraschend viele Ansagen an diesem Abend und kündigt unter anderem das neue Album der Band an, welches in sechs Wochen bereits auf unseren Plattentellern liegen soll. Selten war ich mehr auf etwas gespannt, gerade weil “Holy Ground” bereits so gelungen ist. Noch dazu kann ich nicht müde werden, den Gesang von Glenn zu loben. Dass er in dem Alter und nach seiner Geschichte noch derart gut singen kann, ist einfach nur unglaublich. Nicht nur bei den DEEP PURPLE-Nummern geht er in ungeahnte Höhen und lässt einem im Publikum nur mit Grinsen und Staunen. Seine extrem weißen (neuen) Zähne sind zuweilen hingegen etwas irritierend, doch das soll nicht weiter stören.

Doug Aldrich ist für die Bühne geboren und spielt derart unterhaltsam auf seiner Klampfe, dass man fast nicht wegschauen möchte, wenn er wild über die Bühne flitzt. Bei vielen sieht das Posing etwas aufgesetzt auf, bei Doug spürt man deutlich, dass er wahnsinnig viel Spaß bei der Sache hat. Außerdem integriert er auch Yogi sehr gekonnt, und es entsteht insgesamt der Eindruck, als hätte die Band wahnsinnig viel Spaß zusammen. Hier steht eben nicht irgendein Bandprojekt auf der Bühne, sondern die DEAD DAISIES, die sich selbst als waschechte Band verstehen, und das spürt man auch im Publikum.

Vom grandiosen Abschluss mit “Burn” muss ich mich anschließend erst etwas erholen, Glenn Hughes hat alle Register gezogen und lässt mich fast sprachlos zurück. Schaut man sich in der Halle um, ist zu sehen, dass das auch anderen Besuchern so geht.

Ein großartiges Konzert einer wirklich großartigen Band. Bleibt zu hoffen, dass uns diese noch lange erhalten bleibt und es nicht ähnlich wird wie einst bei BLACK COUNTRY COMMUNION. Nun steigt die Vorfreude auf das nächste Album der Band und ich hoffe mal, dass ich sie das nächste Mal mit David Lowy live erleben kann. Wer die Chance hat, sich THE DEAD DAISIES anzusehen, sollte sie auf jeden Fall nutzen. Hier kommen Rock-Fans voll auf ihre Kosten. Nach einer so langen Auszeit umso mehr. (Pascal)

 

Setlist THE DEAD DAISIES: 

Long Way to Go
Unspoken
Rise Up
Dead and Gone
Radiance
Mexico
Bustle and Flow
Lock 'n' Load
Fortunate Son
Drum Solo
Mistreated
My Fate
Leave Me Alone
Like No Other
Holy Ground

Midnight Moses
Burn

 

live 20220623 0217 thedeaddaisieslive 20220623 0225 thedeaddaisies

 (Fotos: Klaus)

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden