The Brew + The Hydden (19.10.2018, Trier)

live 20181019 00 TheBrewWer den Balkensaal vom Exhaus Trier kennt, der wird wissen, wie gemütlich dieser Gig war. Die Location für den intimen Auftakt der “Art Of Persuasion”-Tour könnte nicht besser gewählt sein. Zwar mag ich es, THE BREW auf großen Bühnen zu erleben, da gerade Tim sehr viel in Bewegung ist, doch auch auf einer kleinen Bühne haben THE BREW ihren Charme, was dieser Abend einmal mehr unter Beweis stellt.

THE HYDDEN

Als Vorband gastiert das Duo THE HYDDEN. Roger Hämmerli (Schlagzeug, Gesang) und Roli Würsch (Schlagzeug, Gesang) haben mit zwei Personen nicht mit Platzproblemen zu kämpfen und steigen pünktlich in ihr Set ein. Es ist interessant, wie viel Energie bereits zwei Leute erzeugen können, wenn sie es gut anstellen, und THE HYDDEN stellen es sehr gut an. Mit großartigem Humor, der jede Ansage ein wenig würzt, spielen die beiden eine sehr interessante Stilmischung. Auffällig ist dabei, dass Roger das Mikro nicht etwa zum Publikum, sondern zu seinem Kompanion Roli gewendet hat. Gesungen wird demnach in dessen Richtung, für längere Solo-Passagen dreht er sich dann zum Publikum.

Generell sind solche Duos für mich immer wieder eine große Überraschung. Ähnlich wie JACKSON FIREBIRD vor einigen Jahren überraschen mich an diesem Abend auch THE HYDDEN. “Blues trifft Punk trifft Grunge trifft Hardrock” trifft es hier tatsächlich auf den Punkt. Ein guter Auftakt für THE BREW, die in der finalen Ansprache schon vorab frenetisch gefeiert werden.

 

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THE BREW

Es wäre glatt gelogen zu behaupten, man würde der Band die Anspannung beim Opener “Seven Days Too Long” nicht anmerken. Kein Wunder, die Band hatte eine längere Tourpause und es werden heute Abend neue Stücke gespielt, die es so live noch nicht auf die Ohren gab. Umso schöner ist es zu sehen, wie die Band im Verlauf des Sets mehr und mehr in ihrer Musik aufblüht. Nicht dass man die Anspannung musikalisch bemerken würde, dafür sind THE BREW zu professionell und haben zu viel Erfahrung. Es sind die kleinen Momente, wenn Tim grinsend zu Jason rüberschaut, oder Kurtis von den Drums gut hörbar ruft: “So far so good!”. Anfangs gibt es ein paar Tuning-Probleme bei Bass und Gitarre, die aber spätestens nach “One Line Crimes” der Vergangenheit angehören und von der Band passend kommentiert werden.

Die große Frage, die sich Fans und Band bei einem derartigen Tourauftakt meist stellen, ist die, ob die neuen Songs live gut ankommen. Oder werden sie sogar besser sein als auf Platte? Jeder Brewligan (Anm. d. Red.: weitläufige Bezeichnung für Fans von THE BREW) kann diese Frage bereits vorab beantworten: “Sie werden noch besser!”. Und genau so ist es auch an diesem Abend, bereits der Opener macht es deutlich, wobei mir das folgende “One Line Crimes” zum ersten Mal für diesen Abend das Blech wegfliegen lässt. Der Song erzeugt live dermaßen viel Druck, dass man sofort alles um sich herum vergisst. Auf Platte war mir das gar nicht so sehr bewusst - Wahnsinn. Mit dem Opener “Johnny Moore” vom letzten Album geht es freudig weiter eine Nummer, die live nicht mehr wegzudenken ist. Jason ist sichtbar gelockert und die Band gänzlich in ihrem Element. Das Strahlen auf den Gesichtern der Band und der Fans ist nicht zu übersehen. In den ersten Reihen starten derweil die ersten Tanzeinlagen, die bis zum Ende des Konzertes nicht mehr enden werden. Sichtlich erfreut darüber legt auch Tim einen Zahn zu und bewegt sich rhythmisch zur Musik. Ein Paradebeispiel für den Einfluss von guter Musik auf den menschlichen Körper. Mit “Boomerang Fool” geht es zurück zum aktuellen Longplayer, live ebenfalls nochmals stärker als auf Platte. Speziell Jasons Gesang und die abgestoppten Song-Teile erzeugen hier deutlich mehr Druck. Mit “Mute” kommt anschließend einer meiner All-Time-Faves zum Zuge; ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich diesen Song auf Platte möglichst laut gehört habe, live immer wieder Genuss auf höchstem Niveau.

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Mit “Naked As I Stand” und “Pointless Pain” folgen zwei weitere aktuelle Songs. Der erste, etwas ruhigere, erzeugt live eine magische Atmosphäre. Wohingegen letzterer ordentlich Arsch tritt - grandiose Kombination. “Pointless Pain” geht mittels ausgiebiger Jam-Session nahtlos in “Shaking The Room” über. Ein Song, der bereits auf dem Album Live-Feeling aufkommen ließ - Der Balkensaal bebt. Mit dem unglaublichen “Kam” kehrt man zurück zum Album “Million Dead Stars”, live ist dieser Song unschlagbar. Das Gefühl, das Jasons Gesang hier erzeugt ist unglaublich, die aufkommende Dynamik schlichtweg unbeschreiblich, für mich einer der zentralen Songs eines BREW-Konzertes. Das soll der Band mal einer nachmachen. Im Anschluss geht es schön rockig mit “Knife Edge” über in Kurtis grandioses Drum Solo. “Ich mag normal keine Schlagzeug-Solos, aber das hier war geil!”, sagt meine bessere Hälfte später, und diese Beschreibung trifft den Nagel auf den Kopf.

Anschließend drückt “Gin Soaked Loving Queen” nochmal ordentlich auf die Tube, bis sich mit “Pink Noise King” schließlich ein perfekter Konzertabend dem Ende zuneigt. Die Band kann stolz sein auf diesen großartigen Tour-Auftakt. Wie zu erwarten hält sich Jason live an der Gitarre nicht so zurück wie auf dem Album, und die Solos sind deutlich ausufernder. Selbstverständlich darf auch der Geigenbogen beim Solo nicht fehlen. Der Bass-Sound von Tim überrollt die Fans und donnert auf dieser Tour deutlich stärker durch die Boxen. Gemeinsam mit den Fans lässt die Band im Anschluss den Abend am Merch-Stand ausklingen. Fotos werden geschossen, Autogramme gegeben, und man unterhält sich kurz über das neue Album. Auch mit dem neuen Label im Rücken ist die Band bodenständig wie immer, schön zu sehen.

Alles in allem ein großartiger Abend, die anfänglichen Sorgen über den recht kleinen Balkensaal lösten sich zum Anfang des Konzertes in Luft auf. Die Band spielte tight und brachte den Balkensaal ordentlich zum Beben. Ich hoffe wirklich, dass ich THE BREW auf dieser Tour noch einmal live sehen kann. Denn auch wenn man nach jedem Konzert denkt “Besser geht es nicht!”, legt die Band beim nächsten Gig noch einmal einen drauf. Warum sollte man hier um den heißen Brei herum schreiben, THE BREW sind mit das Beste, was man derzeit live geboten bekommt. Also auf geht’s, schaut nach wo die Band in der Nähe spielt und macht euch auf den Weg, ihr werdet es garantiert nicht bereuen. (Pascal)

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Setlist THE BREW:

Seven Days Too Long
One Line Crimes
Johnny Moore
Boomerang Fool
Mute
Naked As I Stand
Pointless Pain
Shaking The Room
Kam
Knife Edge
Gin Soaked Loving Queen
Pink Noise King

(Fotos: Pascal)

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