Positive Aggressive - Pre-Listening Session mit Godslave

godslave positiveaggressiveDie saarländischen Thrasher GODSLAVE werden am 23.07.2021 ihr sechstes Studioalbum veröffentlichen. Am letzten Freitag haben sie daraus ihre erste Single namens „How About No?“ veröffentlicht. Doch bevor es soweit war, durften wir Medienvertreter in einer Listening Session vorab in das Album reinhören. Früher hat man sowas ja im Studio oder beim Label gemacht, heutzutage läuft es dann, wie ja fast alles, über Zoom. Was aber auch ganz witzig war.

Da ich die Band ja quasi schon von Beginn an verfolge (oder sie mich, wie man es nimmt), musste ich natürlich daran teilnehmen. Bernie, Manni und Mika nahmen uns also an einem Mittwochabend virtuell in Empfang, um uns „Positive Aggressive“ näherzubringen. Wenn man den Albumtitel so liest und dazu noch die Songtitel, dann könnte man schon auf die Idee kommen, dass es sich dabei um ein Konzeptalbum handelt. Doch die Drei betonen, dass es zwar durchaus eine lyrische Verbindung zwischen den einzelnen Stücken gibt, es aber nicht als Konzeptalbum zu sehen ist.

Wie also klingt das neue Album? Es geht gleich mit der ersten Single los, die auch der Opener des Albums ist. „How About No?“ spricht ein Problem an, das derzeit wohl viele haben: Man verzettelt sich im Internet in endlosen Diskussionen mit fremden (oder auch bekannten) Menschen im Versuch, diese von der eigenen Meinung zu überzeugen, obwohl diese gar nicht überzeugt werden wollen und verzweifelt schier an der (gefühlten?) Dummheit der anderen. How About No? Warum es nicht einfach sein lassen und seine Energie – auf welche Weise auch immer – sinnvoller nutzen? Musikalisch klingt der Song in den ersten Takten gar nicht mal so sehr nach GODSLAVE, das kommt erst etwas später. Und wer sich fragt, wer da solch lieblich-fiese Backingvocals röhrt – das ist Britta Görtz von CRITICAL MESS, die hier einen Gastbeitrag beisteuert.

Der zweite Song ist bereits der Titeltrack. Mittlerweile hat das Stück schon rund vier Jahre auf dem Buckel. Hier trifft man auf Thommys typischen Gesang, etwas überraschend ist jedoch der doch sehr Power Metal-lastige Refrain, der gut ins Ohr geht und Laune macht. Hier ist der Titel Programm: „Positive Aggressive“.

„Straight Fire Zone“ ist dann der neue Song für die Slavegrew, die eingefleischten Fans, der ordentlich groovt und viel Epik beinhaltet – und „leichte PRIMAL-FEAR-Allüren“, wie Manni es ausdrückt. PRIMAL FEAR und GODSLAVE? Passt das zusammen? Ja, tut es. Auch wenn es zunächst einmal komisch klingt. Hier eröffnet Bernie uns auch, dass er (zumindest an der Gitarre) gar nicht auf dem Album zu hören ist, sondern Manni aufgrund deutlich geringerer Wurstfingerigkeit sowohl die Lead- als auch die Rhythmusgitarren eingespielt hat.

In „From Driven“ treffen dann Power Metal und PANTERA aufeinander und insgesamt ist das Stück eher wenig thrashig geraten. „Flap Of A Wing“ stammt aus der Feder von Mika und ist wenig überraschend der melodischste (man könnte auch poppig oder soft sagen) Song des Albums. Hier kommen auch wieder die BLIND GUARDIAN-Anleihen, die man auf dem Album verdächtig oft zu hören bekommt, richtig durch, überhaupt dürfen hier die Gitarren wirklich schöne melodische Läufe produzieren. Auch Thommys Gesang ist hier richtig cool und mich erinnert das Stück immer wieder an RAGE (zu ihren guten Zeiten).

Beim Titel „King Kortex“ wollte man unbedingt das Stilmittel der Alliteration bedienen, und um gleich dabei zu bleiben, geht es in dem Song um Krieg im Kopf, also darum, dass man selbst gerne mal sein größter Feind sein kann. Auch hier wird es wieder sehr Power-Metal-lastig, dennoch hört man von der ersten Sekunde an, welche Band hier zu Werke geht – so eigenständig ist der Sound von GODSLAVE mittlerweile.

„Show Me Your Scars“ stammt aus Bernies Feder und ist laut seiner Aussage der persönlichste Song, den er je geschrieben hat. Dieses Stück wird ebenfalls als Single ausgekoppelt werden und geplant ist auch, ein Video mit Fanbeteiligung dazu zu machen, so dass das Ganze noch persönlicher und intimer wird. Da bin ich wirklich schon auf das Ergebnis gespannt. Auf das Album bezogen ist dies wohl der ernsthafteste Song – auf einem ernsten, aber dennoch positiven Album. Passend dazu ist das Stück musikalisch eher düster und in der Mitte kommt ein Part, mit dem man so nicht unbedingt gerechnet hat. Was genau es ist, werde ich hier aber nicht verraten, das soll jeder selbst herausfinden (sonst ist es ja auch keine Überraschung mehr).

„I Am What Is“ wurde von Bernie und Mika gemeinsam geschrieben, hier gibt es ein Solo von Damir Eskić von DESTRUCTION zu hören. Es gibt viele Tempowechsel, insgesamt bewegt man sich aber eher im Midtempo.

Den wohl ungewöhnlichsten Song des Albums hat man ziemlich ans Ende gestellt. „See Me In A Crown“ ist ein Song über Selbstwert und passt damit ja perfekt zum Rest des Albums. Musikalisch etwas vertrackt ist es einer der ältesten Songs der Platte, aber auch einer der wenigen GODSLAVE-Songs in denen man eine siebensaitige Gitarre hören kann. Das schreibe ich hier extra, da es Manni ein Anliegen war, diese Gitarre hier unterzubringen. Außerdem hört man Thommy hier mal wieder growlen.

Entgegen seinem Titel „Final Chapters First“ steht der Song dann doch am Ende des Albums. Hier gibt es zwar gleich beim Einstieg richtig harte Gitarren, alles in allem herrschen hier jedoch positive Melodien vor, die dem Hörer zum Ende des Albums noch einmal motivieren.

Und so ist „Positive Aggressive“ zwar irgendwo ein typisches GODSLAVE-Album geworden, andererseits aber doch auch ungewöhnlich. Für Thrash ist es sehr melodisch, fast schon zu melodisch geraten und zeigt viele Power-Metal-Einflüsse. Immer wieder fühlt man sich an BLIND GUARDIAN, PRIMAL FEAR oder RAGE erinnert. Aber gerade das macht das Album doch ziemlich gut (zumindest für mich persönlich, ich bin ja kein allzu großer Fan von Schrammelthrash). Und es ist natürlich immer noch Thrash, keine Frage. Um mir ein genaues Urteil bilden zu können, muss ich „Positive Aggressive“ aber noch ein paarmal hören. Das einzige, was mich jetzt bei diesem ersten Durchlauf etwas gestört hat, ist, wie plötzlich viele Songs enden. Es kann aber auch gut sein, dass das jetzt nur so wirkte, weil wir ja alle Songs einzeln angehört haben und es auf dem Album in seiner Gesamtheit sicher nochmal anders klingen wird.

Auf jeden Fall hat diese Listening-Session aber sehr viel Spaß gemacht. So viel, dass wir mal eben noch 30 Minuten überzogen haben. Neben dem Album und vielen Erläuterungen zu den einzelnen Songs blieb auch noch etwas Zeit, um über die GODSLAVE-Doku zu reden, die auch sehr persönlich werden wird. Unter anderem wird man dort erfahren, wieso sich die Band im letzten Jahr beinahe aufgelöst hätte. Doch auch dazu wollen wir hier nicht zu viel verraten, denn ihr sollt ja alle die Doku noch anschauen.

Die erste Single „How About No?“ samt Video könnt ihr hier unten sehen (und hören) und euch dann mit uns auf das Album freuen, das in gut 2 Monaten erscheinen wird. (Anne)

 

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