September Code - Remembering Mirrors

septembercode_rememberingmirrorsEs gibt Dinge, die verderben mir einfach die Laune. Zum Beispiel, wenn mich auf einem Album der erste Song in helle Begeisterung versetzt, so dass ich mich schon freue, hier vielleicht ein kleines Juwel entdeckt zu haben – und dann einfach (fast) nichts mehr kommt, was an die Qualität dieses Songs heranreicht. Genau das haben aber SEPTEMBER CODE auf ihrem neuen Album "Remembering Mirrors" verbrochen. Jetzt bin ich sauer, das habt’er nun davon.

Aber alles der Reihe nach. Die fünf Griechen sind offensichtlich schon seit dem Jahre 2002 aktiv. Das Debut-Album "2 Smiles Ago" stand trotzdem erst vier Jahre später in den Läden und ging an mir seinerzeit völlig vorbei. Offensichtlich lassen sich die fünf ganz gerne Zeit beim Songschreiben, denn bei dem vorliegenden Album handelt es sich auch erst um ihr Zweitwerk. Das kommt mit nettem, unpeinlichem Cover-Artwork daher und ist mit rund einer Stunde Dauer auch nicht zu kurz geraten.

Wie oben bereits angedeutet, geht’s mit "Humanize" auch erstmal sehr amtlich los. Handwerklich gibt's bei dem Song nichts zu meckern: Nettes Piano-Intro, ein Refrain der sofort ins Ohr geht ohne zu banal zu sein und zwischendrin auch ein Tempowechsel – das Ganze erinnert an RIVERSIDE oder ein bisschen auch an POVERTY'S NO CRIME. Progger-Herz, was willst du mehr? Aber dann: Nichts mehr. Die nächsten Songs rauschen einfach so an mir vorbei. Links rein, rechts wieder raus. Erst gegen Ende des Albums bessert sich das ein bisschen, aber dann ist der Zug für mich schon abgefahren. Klar, das ist alles nach wie vor gut gemacht – ihre Instrumente beherrschen SEPTEMBER CODE zweifellos. Allein: Die Musik läßt mich emotional einfach völlig kalt, das Songwriting kann mich hinten und vorne nicht überzeugen. Es ist das gleiche Problem, das ich auch mit den neueren ENSLAVED habe: Eigentlich müsste mir das gefallen. Tut es aber nicht! Daran muss die Band eindeutig noch arbeiten und vielleicht auch mal den ein oder anderen Song mehr aus dem Bauch heraus schreiben; denn Frickelprog machen sie ja ohnehin nicht. Punktabzug gibt's auch für den Sound: Da wurden für meinen Geschmack einfach zu viele Ecken und Kanten glattgefeilt.

Alles in allem kann ich "Remembering Mirrors" nicht wirklich empfehlen. Wer unbedingt wissen will, wie Prog aus Griechenland klingt, kann zugreifen, allen anderen würde ich abraten. Enttäuschend finde ich es, dass die Band trotz der langen Wartezeit kein besseres Album auf die Reihe bekommen hat. Aber vielleicht platzt ja in sechs Jahren mit dem so wichtigen Drittwerk der Knoten. (Jan)

Bewertung: 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 14
Spielzeit: 58:00 min
Label: The Leaders Records
Veröffentlichungstermin: 22.12.2012