This Or The Apocalypse - Dead Years

TOTA-LFR124Auch das dritte Werk der Amis mit dem viel zu langen Namen gibt all das wieder, was ein Postmetalfan hören und auch sehen möchte. Von der Presse gelobt war ich mal wieder so blauäugig und dachte, ich würde mir mal ein modernes eigenständiges Album zu Gemüte führen. Das hat leider nicht ganz so gepasst wie ich es mir vorgestellt hatte, denn THIS OR THE APOCALYPSE oder auch TOTA haben mit "Dead Years" auch nicht mehr und nicht weniger als ein Metalcore-Album der Neuzeit abgeliefert, das, wie der Trend es vorhersagt, immer weniger klassische Metal-Elemente beinhaltet und sich stark an aktuellen Trends ausrichtet. Hatte ich schonmal erwähnt, wie viel ich mit solcher Mucke anfangen kann, und wie schwer es mir fällt, damit umzugehen? Wer wissen will, wie ich dazu stehe und wie man das Ganze möglichst objektiv verpackt, kann ja noch ein paar Zeilen weiterlesen - ich werde aus meiner Erfahrung scheinbar nicht klug.
Bei diesem Album haben die Amis - erneut - alles richtig gemacht, um ein 1A Modern Metalcore-Album zu präsentieren. Harter Core mit einigen Melodieeinstreuungen, druckvolle Produktion, ein langer Bandname und vielversprechende. aber eher nichts sagende Songtitel. Der Metal-Anteil ist deutlich reduziert, aber auch mit ursprünglichem Hardcore inklusive aller Nebenfacetten hat "Dead Years" nicht mehr viel am Hut.

Daher stoße ich mich immer bei einer Umschreibung wie "Metal-Core". Alleine verzerrte Gitarren und Schreigesang reichen da lange nicht aus.Und was gehört noch in die moderne Einheitssuppe? Richtig, stellenweise melodischer Gesang. Der hebt sich sogar noch etwas positiv hervor, da er nicht allzu abgekupfert erklingt und etwas von Eigenständigkeit mitbringt. So, habe ich jetzt alle Zutaten? Da fehlt doch noch was...stimmt, die flirrenden Gitarren. Ein interessanter Begriff und gleichzeitig eine ebenso interessante Spielweise, die anfangs auch wirklich eben diesen Effekt mit sich brachte. Aber wie so oft wird auch dieses musikalische Element leider über Gebühr eingesetzt. Und da sind sie auch schon, die Flirrer, bei Song Nr. 3 ("In Wolves") ertönen sie endlich, und man kann sich endlich wieder in Ruhe den Scheitel legen.

Auch optisch wurde kein Klischee ausgelassen: Neben einem reichlich überladenen gezeichneten Cover mit "dezent" applizierten Totenschädel und einer unmetallischen Farbwahl wirkt der schlichte Bandschriftzug eher künstlerisch wertvoll gegenüber dem Rest.

Die fünf Jungs aus Lancaster, PA haben sich auch jenseits jeden Metalklischees ablichten lassen. Kaum ein einziger schwarzer Stofffetzen zu entdecken, farbenfrohe Kleiderwahl, dazu kurze, modern gestylte und gescheitelte Kindermatten sowie jegliches Fehlen von anständiger Gesichtsbehaarung machen den modernen Eindruck komplett und weichen das Heavy im Metal auf.

Eine heimische Brauerei hatte mal einen sehr treffenden Werbeslogan für eine neue Biersorte, der mir immer noch zurecht gegenwärtig ist: "Eigentlich trinke ich gar kein Bier". Anders als hier scheint sich eine Vortäuschung falscher Tatsachen nicht lange zu bewähren, die Tendenzen des modernen Metals lassen aber mich zumindest schwer besorgt reagieren. Ist das die Zukunft des Metal? Ist das jetzt Postmetal? Ist der traditionelle Heavy Metal tot oder wird er nur totgeschwiegen? Meinen Erfahrungen nach trifft Gott sei Dank letzteres eher zu, so dass ich die Sorgen noch ein paar Jahre auf Lager legen kann.

Sieht man die Scheibe außerhalb des metallischen Rahmens, ist sogar noch viel wertvolles Material zu hören. Eine glasklare Produktion dank Produzent Andreas Magnusson untermauert diese These auch. Aber kann dieses Kreisch-/Schrei-/Gröhl-/Sing-Geschraddel mit Härte und Melodie auch die nächsten Jahre überstehen? Gerade Alben wie "Dead Years" wirken für mich einfach belanglos und austauschbar. Natürlich ist auch das traditionelle Schwermetall recht schnell an seine Grenzen gestoßen, aber dort sehe ich immer noch mehr Potential als in der modernen Variante, zumal trotz aller Widrigkeiten immer noch wie damals der rebellische Gedanke im Vordergrund steht. TOTA klingen mir einfach zu gecastet, gepusht, gesponsort und alles andere als "true". Dabei sind sie nur eine von Millionen Bands, die scheinbar erfolgreich dieses Konzept verfolgen. Beim Metal sollte der Trend aber eher vom Radio weggehen als zielstrebig drauf los. Und ein Alibi für den Metal sind die verzerrten Gitarren und das Gekeife schon lange nicht mehr. Aber wem's gefällt...(Jochen)


Bewertung: 6 / 10

Anzahl der Songs: 15
Spielzeit: 41:18 min
Label: Lifeforce Records
Veröffentlichungstermin: 24.09.2012