In unserer schnelllebigen Zeit ist es für eine Band äusserst wichtig am vielzitierten Ball zu bleiben, um nicht in der Fülle der Neuveröffentlichungen nach längerer Abstinenz unterzugehen.ARCHITECTS aus Brighton, Grossbritannien waren in dieser Hinsicht in der jüngeren Vergangenheit das beste Beispiel für Fleiß und Aktivität: Gerade anderthalb Jahre nach dem Release der Hammer-Scheibe "The Here And Now" (die im übrigen bis heute immer wieder gerne in meinen Playern rotiert) und diversen größer angelegten Touren (u.a. mit Szenegrößen von PARKWAY DRIVE bis RISE AGAINST) und bedeutenden Festival-Auftritten (SONISPHERE, ROCK AM RING, READING,...) steht nun mit "Daybreaker" bereits das nächste Album in den Startlöchern - die Gefahr, einen halbgaren Schnellschuss zu fabrizieren ist bei dieser kurzen Zeitspanne zwischen den Releases eine nicht zu vernachlässigende Gefahr...
Aber da kann ich euch sofort beruhigen: Diese Klippe umschippert das Quintett um Sam Carter einmal mehr gekonnt! Denn ARCHITECTS haben trotz enormem Stress erneut an ihren musikalischen Stilmitteln gefeilt und sind ganz und gar nicht darauf aus, die poppige und eingängige Linie der Vorgängerscheibe weiterzuverfolgen oder gar auszubauen. Nein, auf "Daybreaker" gehen die Südengländer wieder einen Schritt zurück und bauen auf vertrackte Rhythmen und dissonante Riffpower, die eher in ihrer Wut eher an die früheren Werke inklusive der "Hollow Crown" erinnern.
Die Erklärung hierfür liefert die Band quasi selbst: Nachdem man in früheren Werken eher jugendlich-unbekümmerte Texte zum Besten gab, wendet man sich auf "Daybreaker" sozial-kritischen und politischen Themen zu, die angesichts der heutigen Vorkommnisse nichts mehr anderes als Zorn, Wut und Verzweiflung ob der Ohnmacht des Einzelnen gegenüber den Entscheidungen der Mächtigen der Welt zu lässt - und dies spiegelt sich auf "Daybreaker" in Wort und Ton optimal wieder:
So lassen einen nach dem schön-anschwellenden Intro "The Bitter End" die Tracks "Alpha Omega", "These Colours Don´t Run" (mit wuchtigem Endpart, der schön schmissig mit einem garstig geschmetterten "You Fucking Pigs!" gestartet wird) und "Daybreak" erst einmal kaum Zeit zum Luftschnappen, so intensiv und dicht sind diese Tracks geraten. Von dem von Oliver Sykes (BRING ME THE HORIZON) unterstützten "Even If You Win, You´re Still A Rat", "Outsider Heart" und "Feather Of Lead" gar nicht zu sprechen - das ist Energie in ihrer rohesten Form auf Plastik gebrannt - ich bin mir sicher: Würde man diese CD im heimischen Öfchen verkokeln, könnte man den kompletten Winter mollig-warm heizen. Wäre vielleicht ein Tipp für unsere "tolle" Regierung und ihre anstehende und fast schon zum Scheitern verurteilte Energiewende...aber ich schweife ab, schulljung!
Und dennoch gibt es die Verschnaufpausen, um die mit der "The Here And Now" gewonnenen Fans nicht vollends zu vergraulen. Dies kann dem Gesamtkonzept natürlich nur mehr als gut tun und sorgt für Abwechslung. "Truth, Be Told", "Behind The Throne" und das abschliessende "Unbeliever" könnte man als "Ruhepole" von "Daybreaker" bezeichnen; dennoch strotzen auch diese Songs ebenso vor Vitalität und Feuer.
Und noch eines ist bemerkenswert: In diese Platte muss man erst hineinwachsen, sich einarbeiten - geschenkt wird einem heutzutage ja eh nix mehr, gute und interessante Musik schon gar nicht! Der positive Effekt: Die Langzeitwirkung ist garantiert und lässt mich noch nen halben Punkt auf die Bewertung draufpacken.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ARCHITECTS diesen Sommer auf den großen Festivals mit diesem und den letzten bereits sehr guten Alben in der Hinterhand zu den großen Abräumern gehören werden - Wetten nehme ich ab sofort an! (Brix)
Bewertung: 8,5 / 10
Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 41:23 min
Label: Century Media Records
Veröffentlichungstermin: 28.05.2012
