Affector - Harmagedon

Affector - HarmagedonNachdem sich ENCHANT nun bereits seit fast einem ganzen Jahrzehnt eine Auszeit gönnen, ist wenigstens ihr Sänger Ted Leonhard in diesem Jahr wieder auf der Bildfläche aufgetaucht, zum einen als Nick D' Virgilio Ersatz bei SPOCK'S BEARD und zum anderen als Sänger bei diesem hoch interessanten Progressive Projekt. Von einer Band zu sprechen, da tue ich mich bei AFFECTOR etwas schwer, da sich die vier beteiligten Musiker über die halbe Welt verteilen, zwei Mal USA und zwei Mal Europa; TRANSATLANTIC lassen grüßen.

Das musikalische Fundament von AFFECTOR wird dabei auf dem alten Kontinent gelegt, von dem deutschen Gitarristen Daniel Fries und dem niederländischen Drummer Collin Leijenaar, dem Tour-Schlagzeuger von NEAL MORSE. Vermutlich kamen so auch die Kontakte in die Staaten zustande, denn neben Ted Leonhard komplettiert SYMPHONY X Basser Mike LePond den Vierer. Einen festen Keyboarder haben AFFECTOR nicht, stattdessen greift man auf vier Gastkeyboarder zurück, die mit zum Besten gehören, was man kriegen kann; Derek Sherinian, Jordan Rudess, Alex Argento und Neal Morse, da fehlt eigentlich nur noch Kevin Moore.

Aber was natürlich viel wichtiger ist, kann „Harmagedon“, das Debüt, an dem Fries und Leijenaar über vier Jahre lang gewerkelt haben, auch überzeugen? Es fällt auf jeden Fall direkt auf, dass alles wie aus einem Guss klingt, wofür auch die gelungene Produktion von Rich Mouser ihren Beitrag leistet. Wie für ein progressives Konzeptalbum üblich, beginnt „Harmagedon“ mit einem Intro, genau genommen haben AFFECTOR sogar zwei Intros auf ihrer Debütplatte! „Overture Part 1: Introduction“ als zweiminütigen Ausflug in die Klassik sowie „Overture Part 2: Prologue“ als typischen instrumentalen Prog-Opener, der die verschiedene Motive bereits skizziert, wie man das von einigen SPOCK'S BEARD/NEAL MORSE Alben kennt.

Mit „The Rapture“ und dem Titelstück beinhaltet „Harmagedon“ auch zwei Longtracks mit einer Spielzeit von je fast einer Viertelstunde, so dass man am Ende locker die 1-Stunden-Marke übertreffen kann. Überraschenderweise verbergen sich dahinter die zwei schwächsten Stücke, denn weniger toll an diesem Scheibchen hier ist seine Berechenbarkeit. Gegen die hier gebotene Mischung aus symphonischem Progressive Rock/Metal (insgesamt deutlich mehr Metal als Rock, wo auch immer man da die Grenze ziehen mag) gibt es natürlich nichts einzuwenden, aber dass teilweise komplette Passagen nach DREAM THEATER klingen, ist dann doch etwas zu viel und endet in einem unerlässlichen Punktabzug. Es sind auch deshalb die kürzeren Stücke wie „Cry Song“ und zum Abschluss „New Jerusalem“, die vollends zu Überzeugen wissen, vielleicht liegt genau da die Zukunft von AFFECTOR.

Trotz dieser Kritik ist mir „Harmagedon“ immer noch 8 Punkte wert, weil sowohl das Konzept, auf das ich hier nicht näher eingehe, als auch die Musik in weiten Teilen wirklich sehr gut ist. (Maik)


Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 64:33 min
Label: Inside Out
Veröffentlichungstermin: 18.05.2012