Wenn man fünf Jahre pausenlos tourt und trotz aller Anstrengung von der Musikpresse vollends ignoriert wird, dann das Label bankrott geht und sich am Schluss auch noch der Sänger mit Kohlenmonoxid das Leben nimmt, ist es verständlich, dass erstmal keiner der Band mehr Lust hat, sich noch groß mit Musik zu beschäftigen. So musste HELLs Debutalbum „Human Remains" ganze 29 Jahre seit der Gründung der Band 1982 in der Höllensuppe schmoren, bis dieses Jahr mit neuer Besetzung die feierliche Reinkarnation stattfinden kann.
Ganz nach der Bezeichnung „Occult Metal" sind die Songs sehr viel dunkler angehaucht als bei den Kollegen PRIEST, die ja bekanntlich lieber Motorrad fahren als okkulte Messen zu halten. In fast allen Songs wie zum Beispiel „Plague And Fyre" oder „Blasphemy And The Master" dreht es sich um Herrn Satan persönlich, wer auf Shakespeare steht, höre den Song „Macbeth" und „Save us From Those Who Would Save Us" bekommt von mir noch nen Extrapunkt, weil er sich mit dem Thema Kindesmissbrauch in der Kirche beschäftigt. Man merkt, wie viel Anstrengung und Perfektionismus hinter den Songs stecken, fast jeder Track beginnt mit einem Sample und hat seine ganz eigene Atmosphäre.
Der erste Hörgang mag überfordern, denn die Songs sind alle komplex gehalten, sehr viele wie beispielsweise „The Devil´s Deadly Weapon" oder „No Martyrs Cage" haben Überlänge und die Exzentrik von Sänger David Bower, der als beruflicher Schauspieler sein dramatisches Talent auch auf „Human Remains" nicht vermissen lässt, bliebt Geschmackssache. Meine Ohren sagen mir aber, dass dieser alt-neue Mix aus Metaloper, Irrenhaus und NWOBHM genau das ist, was im Regal noch neben PRIEST und Co fehlt, nur halt ein wenig Verspätung hat, weil's damals in der Hölle noch so schön kuschlig warm war.
So haben es die Herren der Hölle doch noch in den Metal-Himmel geschafft. Ihre Gigs sind schon lange Geheimtipps und mit ihrem Debut „Human Remains" sind sie nun ein offizieller Tipp. Das Stück „The Quest" bringts auf den Punkt: „If you truely believe in what you do, one day your dreams will come true" Beide Daumen hoch! (Coralie)
Bewertung: 9 / 10
Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 66:50 min
Label:Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin:13.05.2011