Dass Frontiers nicht nur mit seinen skandinavischen Vertragspartnern den melodischen Rock der Achtzigerjahre ständig aufleben lässt, beweist die gerade unter Vertrag genommene amerikanische Rockband ALLIANCE, die seit 1993 besteht und bereits fünf Alben veröffentlichte. Das Trio besteht aus Top-Musikern, allesamt jenseits der 70 Lenze, die aufgrund ihrer langjährigen musikalischen Vergangenheit wissen, wie man amerikanischen Rock 'n' Roll zelebriert. Der Kalifornier Robert Berry (THREE, GTR, THE GREG KIHN BAND, AMBROSIA) gibt mit seiner rauen Rockröhre den Ton an, Drummer David Lauser ist bestens bekannt für seine Arbeit mit Sammy Hagar und Gitarrist Gary Pihl stand lange Zeit in Diensten von Sammy Hagar und BOSTON. Der neueste Longplayer „Before Our Eyes“ zeigt sich erwartungsgemäß nicht in der Weise innovativ, dass das Rad bzw. der Musikstil neu erfunden wird.
Man orientiert sich an alten Werten und besticht erwartungsgemäß mit gediegener Härte, starken Melodien und versierter Gitarrenarbeit. Im Gegensatz zu den skandinavischen Kollegen, groovt das Werk allerdings typisch amerikanisch verstärkt mit bluesiger und ziemlich cooler Ausrichtung. ALLIANCE spielen Songs für die Cabrio-Fahrt auf dem endlosen Highway.
Der Opener „Tell Somebody“ entpuppt sich mit seiner lässigen Gesangsharmonie, den treibenden Riffs und der dezenten Keyboard-Unterstützung als Ohrwurm. „Nothing Will Make You Change“ besticht durch die Refrains und weckt wie die meisten Songs Reminiszenzen zu TOTO, BOSTON oder FOREIGNER.
Überhaupt werden die Tracks immer wieder von den starken Soloeinlagen des Gary Phil veredelt und David Lausers Schlagzeugspiel zeugt von einer unbändigen Energie. „Too Many People“ könnte ein Song von BAD COMPANY sein, rockt eindringlich mit bluesiger Note. Im Gegensatz dazu kreieren ALLIANCE dann eine schnelle Rocknummer wie „Face Of The Justice“, der mit seiner Americana-Ausrichtung durch einen additiven Banjo-Moment enorm an Dichte gewinnt. So bleibt „Before Our Eyes“ durchgängig abwechslungs- und ideenreich. Die Band bedient gediegen alle Stilrichtungen der traditionellen amerikanischen Rockmusik. Ein positiver Rocker wie „Good Life“ gelingt heute nicht mehr jedem und ist Achtziger-Jahre-Rock in Reinform.
Konträr steht dem wieder „Joan Of Arc“ entgegen, eine Ballade mit emotionalem Tiefgang, die durch die raue Stimme von Robert Berry aus der „Kitsch-Ecke“ gezerrt wird. „A Bone To Chew In“ ist für mich eines der Highlights des Albums und mutiert mit den lässigen, Riff-dominierten Licks zu einem Blues-Rocker der Extraklasse.
Fazit: Man merkt der Band die langjährigen musikalischen Erfahrungen und die Wurzeln ihrer Inspiration an. Und das ist auch gut so; ALLIANCE rockt ordentlich in amerikanischer Tradition mit makellosen und abwechslungsreichen Melodien und Stilvarianten, ohne zu sehr in nostalgischen Gewässern zu fischen. Sehr geeignet für JOURNEY oder FOREIGNER-Fans und allen Freunden guter klassischer Rockmusik. (Bernd Eberlein)
Bewertung:

7 / 10
Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: keine Angabe
Label: Frontiers Music
Veröffentlichungstermin: 28.03.2025