Vier Meter Hustensaft - Kein Vergeben Kein Vergessen (EP)

In der heutigen Zeit kommt es leider nur noch selten vor, dass eine Band, noch dazu nicht nur in digitaler Form, eine Pressemappe versendet. Von daher gibt das von mir schon einmal einen kleinen Bonuspunkt. Danach frage ich mich, wie man auf einen derart „putzigen“ Bandnamen wie VIER METER HUSTENSAFT kommt. Allerdings ist das recht schnell erklärt. Für diesen ist nämlich die Tochter von Gitarrist Philipp „Phil“ Altenhofen verantwortlich, die ihrem Papa nach einem erkältungsbedingten Arztbesuch erklärte, dass der Arzt ihr genau das verschrieben hätte. VIER METER HUSTENSAFT stammen aus Düsseldorf und gründeten sich 2020, also mitten in der Pandemie.

Mit der EP „Also weiblichen Gesang, find ich ja eher so semi“ (2020), dem Album „Influenza“ (2022), der Single „Kein Vergeben“ (2024) und der am 27.09. erschienenen neuen EP „Kein Vergeben Kein Vergessen“ bringt man es auf bereits vier Veröffentlichungen. Bei einem solchen Bandnamen und dem Herkunftsort sollte rasch klar sein, dass VIER METER HUSTENSAFT keinen Deutschrap spielen, sondern lupenreinen Punkrock mit deutschen Texten.

Dabei zeigen sich Yvonne „Yve“ Wagner (Gesang), Philip „Phil“ Altenhofen (Gitarre, Hintergrundgesang), Andreas „Andy“ Wagner (Bass, Hintergrundgesang) und Dirk „The Lobster“ Löber (Schlagzeug, Hintergrundgesang) lyrisch zwar durchaus kritisch, tun dies jedoch ohne erhobenen Zeigefinger oder die Anwendung der in diesem Genre sonst vorherrschenden Feindbilder. Das unterscheidet die Düsseldorfer schon einmal wohltuend von einem Großteil ihrer Kollegen.

Das eröffnende „Kein Vergeben“ setzt sich kritisch mit den Zwängen und der Unterdrückung durch ein Elternteil auseinander, im darauf folgenden „Misch Dich Ein“ geht es um Homo- und Transphobie, „Nightbeaver“ macht den alltäglichen Druck und die Rastlosigkeit des modernen Lebens zum Thema, bei „Alle gegen Einen“ geht es um Ignoranz und das Leugnen von Problemen wie zum Beispiel dem Klimawandel, während das NONSTOP-STEREO-Cover „Hammerschlageffekt“ exzessiven Konsum von Tabletten und anderen Substanzen thematisiert. Man sieht also, dass VIER METER HUSTENSAFT mit ihren Texten durchaus etwas zu sagen haben. Die Botschaften dahinter sind sowohl wichtig als auch richtig.

Leider hapert es für mich noch ein wenig an der musikalischen Umsetzung. Natürlich erwarte ich von einer Punkband jetzt keine hochtechnischen, filigranen Songs oder Gesang wie bei einer Symphonic-Metal-Band. Aber mehr als die üblichen drei Akkorde, ständige Wohoo-Chöre im Hintergrund und den recht invariablen Gesang von „Yve“ hätte ich dann doch dankend angenommen. So wird es trotz guter Ansätze hier leider recht schnell langweilig. (Matthias)

Bewertung:

Matthias9,5 6 / 10

Anzahl der Songs: 5
Spielzeit: 15:20 min
Label: NRT Records
Veröffentlichungstermin: 27.09.2024

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