Van Zant - Always Look Up

Holy Shit! Welchen Teufel haben die VAN ZANT-Brüder denn hier nur geritten? Das fragt man sich wahrscheinlich zunächst bei dem sehr christlich geprägten Plattencover, mit dem eindeutigen Titel und der damit verbundenen Aufforderung: „Always Look Up“. Die Brüder Johnny Van Zant, seines Zeichens Sänger von LYNYRD SKYNYRD und Donnie Van Zant (ehemals 38 SPECIAL) haben im Laufe ihrer Karriere mehr als 50 Millionen Alben verkauft und wohl kaum eine Sünde ausgelassen. Eigentlich hatte ich bei der Ankündigung eines neuen Longplayers ein hartes Southern-Rock Album erwartet, aber weit gefehlt. Und wie um Gottes Willen landen die Ikonen südlich der Mason-Dixie-Linie bei Frontiers Music?

Bereits im Vorfeld sorgte das Album für kontroverse Diskussionen von „aufgeschlossenen“ Nihilisten, welche die stark religiöse Ausrichtung des Albums als kruder „Redneck-Kram“ von dummen Trump-Wählern und Hinterwäldlern im Netz bezeichneten. Dem kann man natürlich entgegenhalten, dass Johnny und Donnie als echte „Rednecks“ den Süden nun mal mit Attributen wie Tradition, Familie und eben Gottesfürchtigkeit belegen, was sie aber noch lange nicht zu tumben republikanischen Suprematisten macht, die nur sturzbesoffen in der Gegend rumballern.

Okay, aus welchen Gründen auch immer, war es den VAN ZANT-Brüdern wohl wichtig, ein ausschließlich christliches Album aufzunehmen, durchgängig „den Herrn zu loben“ und als Botschafter das „Wort Gottes zu verkünden“, um die Welt vor dem Sündenfall zu retten. Legitim ist das allemal, das haben auch schon ELVIS, JAMES BROWN, LITTLE RICHARD oder STRYPER gemacht. Zu dem Album äußerten sich die Brüder übrigens wie folgt: „Ich denke, dass dieses Album uns wahrscheinlich mehr bedeutet als das, was wir in der Vergangenheit gemacht haben, und es ist ganz anders“, sagt Johnny. „Es ist wahrscheinlich nicht das, was die Leute von uns erwarten, was ich irgendwie cool finde.“ „Wir sind so tief gesunken, dass wir nur noch nach oben schauen können“, fügt Johnny hinzu. „Ich hoffe, sie finden Jesus, denn ich glaube, wir brauchen ihn jetzt mehr denn je.“ Letztendlich bleibt es doch jedem selbst überlassen, woran er glaubt oder an was er festhält.

Nun aber zur Musik: Schnell war klar, dass hier kein neues LYNYRD SKYNYRD-Album entstanden ist. Die durchgängigen Bibelbotschaften sind in dem Umfang schon befremdlich, was mir als „Nicht Muttersprachler“ natürlich nicht in Gänze auffällt und man mehr auf die Musik konzentriert ist, die von der immer noch guten Stimme des Johnny Van Zant dominiert wird und Ronnie sich eher im Hintergrund hält. Da bemerkt man zum Glück eher den wunderschön eingesetzten Gospelchor, der das Feeling des tiefen Südens dann doch bestimmt.

Von den missionierenden Texten abgesehen, erwarten den Hörer einige pathetische Country-Balladen wie „It`s Up To You“, mit schöner Steel-Pedal Guitar und der Aufforderung „es liegt an dir, Jesus zu folgen“. Die eingesetzten Gitarrensoli und Slides kommen durchgängig gut. aber fast alle Songs erfolgen aus der „Ich Perspektive“ im Prediger-Stil und Johnny und Donnie wollen uns auf den rechten Weg führen. „Speak His Name“ hat verdammt viele „Hallelujahs“ und das Album gipfelt in der Ballade „Why God Brought Me Here“, wo die Brüder im Himmel ihre verstorbenen Verwandten ausfindig machen. Schöne Vorstellung, aber textlich schon harte Kost. Musikalisch gefallen am besten die Rocknummern „Warrior“ und das deutlich härtere „Jesus Christ“, die auch LYNYRD SKYNYRD-Nummern sein könnten.

Fazit: Ich bin immer noch irritiert von der Fülle der messianischen Sendungsbotschaften. In den Südstaaten wird die Scheibe mit Sicherheit ein Verkaufsschlager und starke Gefühle hervorrufen; negative und positive. Wer glaubt, „Free Bird“ sei pathetisch gewesen, wird hier eines Besseren belehrt. Aber mein Glaube bezieht sich hier in erster Linie auf die Aufrichtigkeit der VAN ZANT-Brüder, für die die Auseinandersetzung mit Jesus und Gott essentiell so wichtig erscheint und sie als Botschafter des Herrn nur Liebe verbreiten. Und ob man gläubig ist oder nicht, die Botschaften über Liebe und Vergebung tun keinem weh. Außerdem ist der Gospel-Chor fantastisch. (Bernd Eberlein)

Bewertung:

8,5 5 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 49:20 min
Label: Frontiers Music
Veröffentlichungstermin: 22.11.2024

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