Thunder - Live At Islington Academy & Live At Leeds

Thunder LiveWenn es um arbeitsintensive Live-Präsenz geht, ist die britische Hardrock-Formation THUNDER sicherlich eine der besten Adressen. 1989 in London gegründet, erschien mit Hilfe von Andy Taylor (DURAN DURAN) 1990 ihr Debutalbum „Backstreet Symphony“ mit der Hit-Single „Dirty Love“. Bis heute sind THUNDER mit Unterbrechungen wahre Workaholics. Sie spielten als Support für die größten Bands der Welt (u.a AEROSMITH, IRON MAIDEN, BON JOVI, VAN HALEN, STATUS QUO), stiegen selbst jedoch nie in die weltweite Königsklasse auf. Nur in Großbritannien füllen sie jede Halle und die große Fanschar weiß die schweißtreibenden Performances zu schätzen.

THUNDER stehen für melodiösen, rhythmisch akzentuierten, harten Rock mit Blueseinflüssen und großartige Balladen. Das spiegelt sich auch seit über dreißig Jahren in den Chartplatzierungen von Großbritannien wider. Das zweite Album „Laughing on Judgement Day“ erreichte 1992 Platz 5 der UK-Charts. Auch die neueren Veröffentlichungen konnten sich bestens in den Charts etablieren und zeugen von der Zeitlosigkeit dieser famosen Hardrock-Band.

In der aktuellen Besetzung sind mit Ausnahme des Bassisten Chris Childs noch alle Gründungsmitglieder aktiv. Danny Bowes ist immer noch einer der ausdrucksstärksten Shouter des Hardrocks. Seine Stimme, die der von Paul Rodgers sehr ähnelt, ist kraftvoll und zeigt keinerlei Verschleiß. Seine rechte Hand ist der geniale Riff-Schmied Luke Morley, den David Coverdale einst für WHITESNAKE rekrutieren wollte, dieser jedoch dankend ablehnte. Ben Matthews (Gitarre, Keyboard, Gesang) und Harry James (Drums) komplettieren das Quintett.

Zum Glück befindet sich der Classic-Rock heutzutage wieder im Höhenflug. JOURNEY, DEF LEPPARD, STATUS QUO, SAXON und alle anderen, in den Neunzigern totgesagt, füllen die Stadien oder große Hallen. So verwundert es nicht, dass der Fokus von THUNDER auf ihren prädominierenden Live-Auftritten liegt. Es erscheint deshalb nur logisch, dass am 26.01.2024 zwei weitere Konzerte, „Live At Leeds“ und „Live At Islington Academy“ veröffentlicht werden.

Jahr 2015 veröffentlichten THUNDER das zehnte Studioalbum „Wonder Days“ und begaben sich damit auf eine dreitägige UK-Arena-Tour. Eine der Neuveröffentlichungen ist das Live-Konzert vom 03. März 2015, dass in der First Direct Arena in Leeds stattfand. Primär interessant ist hier die Setlist, die gleich sechs Songs von „Wonder Days“ enthält. Der gleichnamige Titelsong eröffnet das Konzert und lässt es gleich richtig krachen mit deutlichen Reminiszenzen zu LED ZEPPELIN und BAD COMPANY; ein echter Aufheizer. “River Of Pain“ potenziert die Stimmung gleich als memorabler „harter Rocker“ vom Erfolgsalbum „Behind Closed Doors“. Lässig cool kommt das bluesgetränkte „Black Water“. „Ressurection Day“ ist eine toller Mid-Tempo-Song, „Broken“, ebenfalls vom damals brandneuen Album, wird vom melancholischen Gesang dominiert und steht in einer Reihe mit den ganz großen Achtziger-Balladen. Geile Riffs dominieren im treibenden Rocker „The Thing I Want“. Über sieben Minuten erstreckt sich das erhabene, bassbestimmte „Riffmonster“ „When The Music Played“. „Wonder Days“ wird von Kritikern häufig als das beste Album der Band bezeichnet. Die kurze Tour diente eigentlich als Reha-Maßnahme für Ben Matthews, der sich gerade von Kehlkopfkrebs erholt hatte.

Ansonsten präsentierten die Haudegen ein Best Of ihrer langen Karriere, wo die Überballade „When Love Walked In“, die Erfolgshymne „Backstreet Symphony“ und „Dirty Love“ unentbehrlich sind. Gerade „Dirty Love“ als Schlusssong setzt die Massen noch einmal extrem in Bewegung und animiert acht Minuten lang zum Party-mäßigen Mitgröhlen.

Die zweite Neuveröffentlichung, „Live At Islington“ ist eine weitere Perle, die während der Tour zum achten Studioalbum „Robert Johnson`s Tombstone“ am 19. Dezember 2006 im Kontext des „Christmas Bash“ von Planet Rock Radio UK vor 800 Fans stattfand. Das Set enthält neben den bekannten Überfliegern das grandiose „Robert Johnson’s Tombstone“, dass im Intro ungewohntes „Southern Feeling“ versprüht und dann mit einem Riffgewitter in einen knallharten Rocksong übergeht. Das ikonische „River Of Pain“ steht dem in nichts nach. Danny Bowes zeigt abermals seine einmaligen Fähigkeiten als Hardrock-Shouter und die Gitarrenfraktion gibt mächtig Gas. Das damals brandneue „The Devil Made Me Do It“, mit der Botschaft über „Liebe und Versuchung“, marschiert mit markanten Blues-Licks voran wie eine LED ZEPPELIN-Nummer; ein grandioser Song. „Low Life In High Places“ sorgt wie immer für Gänsehaut; einfach eine Granatenballade.

So stellt man sich die Frage, ob man sich trotz inflationärer Live-Dokumente zwei weitere Live-Scheiben von THUNDER zulegen soll. Auf jeden Fall, denn jedes Konzert versetzt den Hörer eindrucksvoll vor die Bühnen. Man spürt, dass die Fans geschlossen hinter der großartigen Band stehen und lässt den Funken energetischer Urgewalt des authentischen Quintetts überspringen. (Bernd Eberlein)

Bewertung:

Ebi9,0 9 / 10

Label: earMusic
Anzahl der Songs: 10 (CD 1) / 16 (CD 2)
Spielzeit: --:-- min
Veröffentlichungstermin: 26.01.2024

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