Seit ihrem siebten Album, welches sich ganze 5 Wochen auf Platz 1 der spanischen Albumcharts halten konnte, wissen wir auch endlich alle wie man ANGELUS APATRIDA richtig ausspricht. Einen Namen in der Thrash Metal Szene hat sich die Band in den mittlerweile auch schon dreiundzwanzig Jahren ihres Bestehens eh schon lange erspielt. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass die Truppe aus Albacete ganz klar zum Besten zählt was der europäische Thrash zu bieten hat. Mit ihren beiden letzten Alben „Cabaret De La Guillotine“ (2018) und „Angelus Apatrida“ (2021) legten Guillermo Izquierdo (Gitarre, Gesang), David G. Álvarez (Gitarre), José J. Izquierdo (Bass) und Victor Valera (Schlagzeug) die Messlatte bereits verdammt hoch. Wobei „Angelus Apatrida“ deutlich härter ausfiel als seine Vorgänger. Was nicht nur an den tiefergestimmten Gitarren lag.
Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass ANGELUS APATRIDA kontinuierlich starke Werke abliefern. Trotzdem durfte man gespannt sein, ob die Gruppe aus dem Südosten Spaniens mit ihrem am 20.10. erschienenen achten Album das hohe Niveau des Vorgängers würde halten können.
Zunächst einmal muss man sagen, dass Izquierdo und Co. wohl keinen besseren Titel als „Aftermath“, was in etwa „Auswirkung“ oder „Folge“ bedeutet, für Album Nummer 8 (ja, es ist die achte und nicht wie von anderen Magazinen geschrieben die siebte Scheibe!) hätten wählen können. Denn die Auswirkungen und vor allem Folgen von Pandemie, Umweltzerstörung und Kriegen erfahren wir alle gerade jeden Tag.
Da fällt es fast ein wenig schwer die Überleitung zu der auf „Aftermath“ enthaltenen Musik zu finden. Doch diese sollte nun wirklich nicht ignoriert werden.
Schon mit dem Opener „Scavenger“ liefern ANGELUS APATRIDA ein richtiges Brett ab, welches die Nackenwirbel erstmal richtig knacken lässt. Weiter geht es mit „Cold“, das entfernt an TESTAMENT zu Zeiten von „The Ritual“ (1992) erinnert und dessen Refrain sofort ins Ohr geht. Hatten die Spanier in der Vergangenheit nur wenige Gäste auf ihren Alben, so fahren sie hier gleich vier auf, von denen einige durchaus überraschend sind. Den Anfang macht Jamey Jasta (HATEBREED) bei „Snob“, das ihm wie auf den Leib geschneidert wirkt. Wobei Guillermo in einem aktuellen Interview sagte, dass Jasta eigentlich für einen anderen Song vorgesehen war, sich aber „Snob“ höchstpersönlich ausgesucht hat. Eines der Highlights auf „Aftermath“. Beim folgenden „Fire Eyes“ gibt Pablo Garcia von WARCRY ein Solo zum Besten. Mit „To Whom It May Concern“ haben ANGELUS APATRIDA gar eine Halbballade am Start, die vollkommen überzeugt. Überhaupt ist „Aftermath“ sehr abwechslungsreich ausgefallen. Für „What Kills Us All“ bei dem sie von Rapper Sho-Hai unterstützt werden beziehen ANGELUS APATRIDA gerade von einigen langjährigen Fans ziemlich Prügel. Dabei ist die Nummer knüppelhart und der kurze Rap-Part, der noch dazu auf Spanisch ist, stört mich persönlich überhaupt nicht. Weiterhin ist es der Verdienst des Rappers, dass wir Izquierdo hier erstmals in seiner Muttersprache singen hören.
Doch die Übernummer und ungewöhnlichste Kollaboration hat man sich bis zum Schluss aufgehoben. Bei „Vultures And Butterflies“ gibt sich Todd La Torre (QUEENSRYCHE) die Ehre. Was komplett unpassend wirkt, erweist sich als absoluter Höhepunkt des Albums. Es kann durchaus sein, dass einigen Hörern „Aftermath“ nicht hart genug sein wird. Ich finde jedoch, dass wir es hier nicht nur mit dem bisher abwechslungsreichsten, sondern auch besten Werk aus der Feder von ANGELUS APATRIDA zu tun haben. (Matthias)
Bewertung:
10 / 10
Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 50:41 min
Label: Century Media
Veröffentlichungstermin: 20.10.2023