Jógvan - Tøgn

jogvan tognJógvan Joensen ist in der färöischen Musikszene nicht gerade sehr präsent, er ist aber auch kein Unbekannter. 2015 veröffentlichte er eine EP mit dem Namen „Love That You Love“ und wurde im Jahr darauf bei den Faroese Music Awards in der Kategorie „Sänger des Jahres“ nominiert. Zwischenzeitlich wurde es etwas ruhiger um den Multiinstrumentalisten, der derzeit in Kopenhagen am Rhythmical Music Conservatory studiert. Nun ist mit „Tøgn“ sein Debütalbum unter seinem Vornamen JÓGVAN erschienen.

„Tøgn“ bedeutet Schweigen, und auch wenn auf dem Album nicht geschwiegen wird, so ist es doch ein sehr ruhiges Album geworden, das man nicht mal so eben nebenbei hören kann. Es ist aber auch ein Album auf sehr hohem Niveau. Der klassische Komponist Tróndur Bogasson hat JÓGVAN unterstützt, und das sowohl instrumental als auch als Produzent und Arrangeur. Die Sängerinnen des Chores KATA (unter ihnen z.B. Guðrið Hansdóttir) sind bei den Stücken als Backgroundsängerinnen zu hören und verleihen damit den Liedern ihre ganz eigene zarte, melodische Note.

Aber auch aus vielen anderen Projekten bekannte färöische Musiker wie Torleik Mortensen und Jan Rúni Poulsen haben an diesem Album mitgearbeitet. Obwohl Komponist Jógvan Joensen selbst viele verschiedene Instrumente beherrscht, hat er dieses Feld den Spezialisten überlassen und beschränkt sich auf „Tøgn“ auf den Gesang.

Musikalisch ist das Album schwer zu beschreiben. Es ist äußerst vielseitig, man findet Elemente von Singer/Songwriter, Ambient, klassischer Musik und auch der traditionellen färöischen Musik wird hier immer wieder Respekt gezollt. Viele der Stücke weisen den für den Kettentanz typischen Rhythmus auf, kommen jedoch in einem modernen Gewand daher. Dabei wird alles zu einer harmonischen Einheit verwoben, in der kein Instrument zu weit im Vordergrund steht.

In den Stücken geht es um Schweigen, Stille, Sehnsucht, Abhängigkeit und Liebe. Entsprechend ist die Grundstimmung des Albums eher düster, jedoch nicht deprimierend, sondern oft sehr erhaben, beinahe schon sakral. „Djúptonktur“ ist ein gutes Beispiel hierfür. Der düstere, erdige, wunderschöne Klang des eingesetzten Klaviers, der beinahe an eine Orgel erinnert, verleiht dem Song eine ausgesprochene Würde. Auch bei „Hoyr Mín Sannleika“ glaubt man eher eine Orgel als ein Klavier zu hören. In diesem Stück beweist JÓGVAN auch, wie viel Kraft und Dramatik man in ein eigentlich ruhiges Lied packen kann. Ein wahnsinnig starker Song.

Immer wieder werden auch Soundsamples von Wellen eingesetzt, was bei färöischer Musik nur natürlich wirkt. Sowohl „Í Tokuni“ (kein Cover des gleichnamigen Songs von EIVØR) als auch „Øll Orka Farin“ werden so eingeleitet. „Í Tokuni“ ist auch ein weiteres Beispiel für ein sehr ruhiges, aber dennoch extrem dramatisches Stück. Und manchmal wird es auch ganz modern-vertrackt, fast schon abgehackt mit vielen Sounds, die sich nur schwer zuordnen lassen, wie z.B. bei „Løtan“. Und dennoch findet sich am Ende alles irgendwie zu einem harmonischen Ganzen zusammen. „Mær Leingist“ dagegen kommt fast schon poppig daher.

„Tøgn“ ist ein unglaublich vielseitiges Album, gefüllt mit gefühlvoller Melancholie, gespielt von äußerst fähigen Musikern und über allem liegt die sanfte Stimme von Jógvan Joensen, die die einzelnen Stücke miteinander verbindet. Streicher, Klavier und dezent eingesetzte Blechbläser verleihen den Songs eine beinahe sakral anmutende Erhabenheit, die den Hörer tief berührt. Wenn man bedenkt, dass JÓGVAN ja fast noch am Beginn seiner musikalischen Karriere steht, darf man gespannt sein, was von ihm in der Zukunft noch kommen wird. (Anne)

 

Bewertung:

Anne8,0 8 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 32:54 min
Label: Tutl Records
Veröffentlichungstermin: 23.06.2023

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