Arch Enemy - Deceivers

archenemy deceiversNachdem sich ARCH ENEMY bei den letzten beiden Alben mit „War Eternal“ und „Will To Power“ für mächtige und bedrohliche Albumtitel entschieden haben, taufte man sein elftes Studioalbum auf den recht unspektakulären Namen „Deceivers“. Ich persönlich hätte „Exiled From Earth“ als Albumtitel cooler gefunden, nicht nur weil die Schlussnummer des Albums wahrscheinlich das Highlight dieser Platte ist, sondern auch weil der Titel die apokalyptische Atmosphäre des Albums gut untermauern würde.

Sei es drum, „Deceivers“ ist natürlich kein unspektakuläres Album geworden, insbesondere dann, wenn man eher auf die alten ARCH ENEMY abfährt, also zu der Zeit als Angela Gossow gerade als Sängerin übernommen hat oder sogar noch früher. Ein Album wie „Deceivers“ hätte ich mir auch gut als Nachfolger zu „Burning Bridges“ (1999) vorstellen können. Natürlich ist das, was ARCH ENEMY hier vorlegen immer noch Melodic Death Metal, verglichen mit dem Vorgänger „Will To Power“ wirkt vieles aber wieder etwas räudiger und weniger melodisch geprägt. Das kann man jetzt gut oder schlecht finden.

Das aktuelle Album der multinationalen Band (darf man das so sagen), muss man sich als Hörer erst einmal erarbeiten, Songs, die beim ersten Hören bereits fest im Ohr verwurzelt sind, finden sich meiner bescheidenen Meinung nach nicht auf diesem Album. Hatte man im Vorfeld vielleicht erwartet, dass ARCH ENEMY mit diesem Album alles auf die Karte Mainstream setzen würden, dann hat man sich dem Albumtitel folgend definitiv getäuscht. Das Quasi-Titelstück „Deceiver, Deceiver“, „The Watcher“ und „House Of Mirrors“ sind ganz schöne Brecher, da regiert die Härte und Alissa kann wieder einmal zeigen, dass sie ganz schön fies growlen kann.

Ebenfalls eine Täuschung im Albumkonzept stellt der Opener „Handshake With Hell“ dar, eine Nummer, in die man sozusagen das Intro integriert hat und bei der Alissa stellenweise wieder ihren klaren Gesang auspackt. Das ist insofern bemerkenswert, dass alle weiteren Songs klar im Death und Thrash Metal verwurzelt sind und an klaren Gesang ist nicht mehr zu denken. Der Opener hingegen macht auch Schlenker in Richtung Symphonic Metal und man erinnert sich stellenweise an Bands wie DELAIN oder BEYOND THE BLACK. „Handshake With Hell“ ist sicherlich das abwechslungsreichste Stück des Albums und nach dem Albumabschluss in Form von „Exiled From Earth“ mein zweitliebstes Stück des Albums, aber repräsentativ ist es nicht.

So weit so gut. „Deceivers“ ist wie nicht anders zu erwarten natürlich eine gute Platte geworden, trotzdem habe ich so das Gefühl, dass die Band hier nicht ganz das Niveau der letzten Alben erreicht. Zum einen fehlen die wirklichen Highlights, also solche Songs wie „As The Pages Burn“, „We Will Rise“ oder „Ravenous“, die aus keinem Live-Set wegzudenken sind. Und zum anderen ist das hier das erste ARCH ENEMY Album, bei dem ich nicht sofort bereit bin laut zu schreien: „Was für verdammt geile Gitarren“.
Jeff Loomis ist inzwischen auch schon so einige Jahre mit an Bord dieser Band, aber irgendwie habe ich so das Gefühl, dass er sich hier nicht so austoben durfte wie er das eigentlich kann. Darunter leidet das Album letztendlich schon ein Stück weit, denn wie gesagt, ARCH ENEMY verzichten dieses Mal weitgehend auf die sehr eingängigen Refrains, was kein Fehler sein muss, aber gerade deshalb hätten mehr melodische Soli der Platte gut getan. Von daher fand ich die letzten beiden Alben der Band inspirierter und ich kann mir gut vorstellen, dass man in zehn Jahren nicht mehr so viele Songs von diesem Album im Liveset der Band finden wird, sollten ARCH ENEMY dann noch existieren.

Wenn es um Melodic Death Metal geht, bevorzuge ich aktuell dann doch das Debütalbum von THE HALO EFFECT. Andererseits möchte ich auch nicht zu viel kritisieren, denn die meisten Songs des Albums sind durchaus gut und die Entscheidung der Band wieder kompromissloser zu klingen, verdient auch Respekt und war so vielleicht nicht unbedingt zu erwarten. (Maik)

Bewertung: 

Maik 20168,0 8 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 45:09 min
Label: Century Media
Veröffentlichungstermin: 12.08.2022

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden