Lea Kampmann - If I Ever Made You Cry, I'm Sorry

leakampmann ifievermadeyoucryimsorryVon LEA KAMPMANN hatte ich schon früher gehört, aber wirklich in Kontakt kam ich mit ihr erst im Zuge der Faroese Music Awards 2019, wo ich sie in der Woche davor live sehen konnte. Mit Ihrem Song „Moonsick“ von ihrer Debüt-EP „Common Blue“ konnte sie mich sofort überzeugen und seitdem verfolge ich sie musikalisch zumindest sporadisch. 2020 hat sie sich dann – „dank“ Corona gezwungenermaßen - mit Heiðrikur á Heygum zusammengetan und unter dem Namen EINANGRAN eine wunderschöne EP veröffentlicht.

Und nicht erst seitdem ist sie richtig produktiv. Derzeit laufen die Aufnahmen für das Debütalbum von EINANGRAN, aber davor erscheint zunächst ihr neues Soloalbum namens „If I Ever Made You Cry, I’m Sorry“. Auf die Veröffentlichung wurde man lange vorbereitet. Bereits 2020 erschien mit „Higher“ die erste Single. In dem Song, in dem Leas wunderschöne Stimme perfekt zur Geltung kommt, geht es um die Angst, die sich entwickeln kann, wenn man länger in einer Beziehung ist und dem anderen sehr viel von sich preisgibt. Und je mehr der andere weiß, je besser er einen kennt, desto größer wird die Angst davor und steigert sich schließlich durch sich selbst in unendliche Höhen und am Ende steht dann wieder das Alleinsein.

Im August letzten Jahres folgte dann mit „Ghost“ der nächste Song samt Video. Dieses Stück hat Lea gemeinsam mit Greta Svabo Bech geschrieben, die in der färöischen Musikszene ja auch beileibe keine Unbekannte ist. In dem Stück geht es um Einsamkeit und das Gefühl, sich alleine und unsichtbar wie ein Geist zu fühlen, was im Video auch perfekt visualisiert wird.

Überhaupt geht es auf dem Album oft um das Alleinsein. Sei es nun freiwillig oder unfreiwillig –also sowohl um alleine als auch um einsam sein. Den Wörtern „alone“ und „lonely“ begegnet man auf der Scheibe immer wieder. Auch in „Circles“, das ebenfalls bereits veröffentlicht wurde, geht es in gewisser Weise um Einsamkeit. Nämlich um die Einsamkeit, die man spürt, wenn man sich in Beziehungen immer eine Tür offen hält, immer auf eine Gelegenheit auf etwas besseres hofft, hofft, dass der Schwarm, der sich überhaupt nicht für einen interessiert, einen endlich wahrnimmt und überhaupt das ganze Leben lang immer nur hofft und wartet und sich im Kreis dreht bis man irgendwann realisiert, dass man das ganze Leben lang einfach nur sinnlos gewartet hat anstatt gelebt zu haben.

Positiver wird es mit „When I’m Sleeping Alone“. Hier wird beschrieben, wie schön und befreiend Alleinsein sein kann, wenn man es nur zulässt und lernt, sich selbst zu lieben. Wie singt Lea so schön? „I’d rather be alone than lonely with you“. Insgesamt hat sich LEA KAMPMANN etwas vom Stil ihrer Debüt-EP wegentwickelt. Zwar sind ihre Songs immer noch eher ruhig und melancholisch, im Vergleich zu „Common Blue“ dann aber fast schon fröhlich. Die Stücke sind schneller geworden, facettenreicher und auch vielschichtiger instrumentiert. Stand auf der Debüt-EP noch oft die Gitarre im Vordergrund, so ist sie hier kaum auszumachen, der Sound ist insgesamt poppiger und elektronischer geworden. Dennoch dominieren ruhige, getragene, oft traurige Songs – zärtlich instrumentiert – das Album.

Dabei ist die Scheibe für meinen persönlichen Geschmack schon eine Spur zu ruhig geraten. Dennoch ist „If I Ever Made You Cry, I’m Sorry“ ein wirklich gutes Album geworden. LEA KAMPMANN hat eine wahnsinnig schöne, warme Stimme, die hier perfekt zur Geltung kommt. Auch die ganz hohen Töne klingen bei ihr leicht, natürlich und ungezwungen. Und wenn man bedenkt, wie jung sie noch ist, dann kann man hier zukünftig sicher noch einiges erwarten. Eigentlich schon etwas schade finde ich es, wenn sie wie in „Stay“ ihre Stimme mit Effekten belegt. Ja, das ist ein nettes Stilmittel, aber irgendwie auch überflüssig in meinen Augen. Die Scheibe ist ein schönes Popalbum, dem man die färöische Herkunft ziemlich schnell anhört, so typisch ist der Sound für färöischen Pop. Aber dennoch ist die Eigenständigkeit von Leas Kompositionen vorherrschend. Wer auf sanfte, ruhige, leicht melancholische Popmusik steht, der ist mit diesem Album gut beraten. (Anne)

 

Bewertung:

Anne7,5 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 26:60
Label: Tutl Records
Veröffentlichtungstermin: 25.02.2022

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