THE QUILL veröffentlichen ihr Debütalbum 1995. In ihrem Hard Rock ist ebenso eine Kombination von Blues Rock, Heavy Metal und Stoner Rock enthalten. Die Siebzigereinflüsse sind klar. An einer Stelle ist es wie die ROLLING STONES meets BLACK SABBATH. An anderen Stellen empfinde ich, als würden KISS auf LED ZEPPELIN treffen. Wie auch immer setzt die Band ihre eigene Mischung zusammen und klingt am meisten nach sich selbst. “Earthrise“ ist ein Album, das Selbstsicherheit und Energie ausstrahlt, während die Texte sowohl über das Leben philosophieren als auch die Gesellschaft und die Erde auf der wir leben reflektieren.
Die vorherige Scheibe “Born From Fire“ (2017) gab uns Songs wie “Snake Charmer Woman“, das schöne “Keep It Together“ und das schwer rollende “Set Free Black Crow“. Letztgenanntes lässt mich an BLACK SABBATH, DIO und frühe RAINBOW denken. Vor allem ist ihr größter Hit “Stone Believer“ auf dieser Platte. Der Track ist absolut phänomenal und bereits ein Klassiker. Die schwedische Gruppe hat viele gute Alben in ihrem Gepäck. Nun ist es Zeit für Nummer neun.
Sänger Magnus Ekwall Erzählt über die Texte der neuen Produktion: “Sie handeln von verschiedenen Arten von Entfremdung, welche ich als zunehmendes Problem in der Welt heute erachte. Sei es auf größerer Ebene, in der Politik und unter uns als menschlicher Rasse – aber ebenso auf einem individuelleren Level mit sozialer Distanzierung, mentalen Störungen und Krankheiten.“ Auf dem Albumcover sitzt ein Alien und betrachtet die Erde aus der Entfernung. Die Weltraumperspektive für die komplette “Earthrise“ kam eher natürlich.
Die Melodie in “Hallucinate“ rollt vorwärts, ein Lied das mit der Zeit besser und besser wird. Einen dicken Sound hört man von den Saiteninstrumenten. Die Drums atmen Power. Der Chorus ist ziemlich catchy und schon beim zweiten Durchlauf musste ich mitsingen. “Keep On Moving“ ist ein gutes Beispiel für den typischen, klassischen THE QUILL-Sound. Die Musik pumpt mit leichtem Schub von Bass und Gitarre, was dem Song eine angenehme Gangart verleiht. Das ist Feelgood-Rock, der Deine Batterien auflädt und Dich mit Energie erfüllt.
Christian Carlsson ist ein exzellenter Gitarrist und ein Beweis seiner Fertigkeiten kann man in “Dwarf Planet“ finden, einem Lied, in welchem eine Menge Dinge passieren. Auf der Slidegitarre kreiert Carlsson mit einem starken Echo etwas, dass uns an Vögel im Hintergrund erinnert. Es ist ein cooler Effekt und gibt atmosphärische Tiefe, die dieses Mal wirklich gut in ihre Weltraumthematik passt. Die erste Strophe ist langsam, dann strömt die Musik aus und bringt den Track hoch ins Mid-Tempo. Die Gruppe besteht aus Musikern, die eine glühende Leidenschaft für ihre Arbeit haben. Hier fühlt es sich an, als ob sie auf einer Umlaufbahn im All reisen, was Dich fast rückwärts treibt, Deinen Verstand öffnet und die Gedanken frei gestalten lässt.
Der Refrain mag ein wenig monoton sein, aber etwas, was extrem cool ist, ist der rohe, raue Basston im Intro zu “Left Brain Blues“. Er ist kratzig, rauchig und lärmend wie ein alter Auspuff am Auto. Der Mittelpart ist im 60‘s, 70‘s Flower Power-Stil und durch die meiste Zeit bei dem Tune segelt die Gitarre wie ein Backgroundsänger in feiner Weise herein. Ein Track, der mich beschwingt ist “The Zone“. Das Stück transportiert eine reizende Dynamik und Tiefe. Die Musik fließt wie eine kurvige Straße langsam vorwärts. In der Mitte des Songs zieht das Tempo plötzlich an. Die leichten und schnellen Schläge von Jolle Atlagic‘s Drumsticks wandeln sich dann in kraftvolles Hämmern mit zügig höher werdenden Geschwindigkeit. Ein großartiges Gitarrensolo wird zur Krone des Werks. Der letzte Refrain endet mit allen Mann in Gesellschaft und lauten Stimmen.
In der fantastischen Komposition “Earthrise“ wurde wundervoller Hard Rock geliefert. Der Titeltrack ist melodisch, rau und in angenehmer Weise fesselnd. Heavy Rock, versiert vermischt mit ein wenig Verspieltheit und einer großen Dosis Ernsthaftigkeit. Ekwall hat einen relaxten Singstil mit Power. Er startet “Evil Omen“ sanft und schön singend. Die Melodie gleitet weiter, leicht und vorsichtig. Die Saiteninstrumente werden auf coole, kauende Art gestartet. Zusammen mit dem pumpenden Schlagzeug geht der Song in ein mittleres Tempo, wo Jolle‘s exquisites Spiel vorwärts wirbelt. Die bloße Musik scheint eine Story zu erzähle zu haben.
Von Zeit zu Zeit entdecken die Bandmitglieder die Kunstform des akustischen Songs und sie denken es wäre cool ihn hineinzunehmen. Nicht auf allen Scheiben, aber auf “Earthrise“ geschah es, nachdem Bassist Roger Nilsson verspielt ein paar Dinge auf einer akustischen Gitarre probiert hatte. “Dead River“ rundet alles in lieblicher Weise ab. Anstelle eines ganzen Drumkits sind da Congas und andere Rhythmusinstrumente. Von der akustischen Gitarre abgesehen haben sie mit diffusen Gitarreneffekten verziert, um das Psychedelische heraus zu werken. Denkt jetzt nicht, dass es etwas Schwieriges oder Seltsames ist. Auf der Gegenseite hat dieses Material ein inneres Glühen und eine Energie, die alles erleuchtet . Es ist natürlich und fast ein wenig berührend. Gedanken wie zurück zu den Anfängen, Kameradschaft und zusammen schaffen wir es, tauchen auf. Manchmal ist das Einfache am besten. Es wurde ein andersartiges und positives Ende, erfüllt mit Hoffnung. (Anna)
Bewertung:
8,5 / 10
Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 47:44 min
Label: Metalville
Veröffentlichungstermin: 26.03.2021