Bei NERVOSA drehte sich in den letzten Jahren das Besetzungskarussell schneller als die Drehtür im hiesigen Dorint-Hotel. Besonders der Posten am Schlagzeug schien bei den Brasilianerinnen bisher ein wahrer Schleudersitz zu sein und so herrschte dort seit der Gründung im Jahr 2010 ein ständiges Kommen und Gehen. So verschliss man bis zum heutigen Tag, zählt man die temporären Aushilfen mit, bisher sage und schreibe fünf Schlagzeugerinnen. Doch damit nicht genug, denn 2020 krachte es dann so richtig im Bandgefüge. Von der Besetzung, die 2012 das Demo „Time Of Death“ einspielte, ist mittlerweile nur noch Gitarristin Prika Amaral am Start. Das restliche Personal wurde komplett ausgetauscht.
Mit Prika Amaral (Gitarre), Diva Satanica (Gesang), Mia Wallace (Bass) und Eleni Nota (Schlagzeug) ist man zudem vom Trio zum Quartett angewachsen. Auch die Phase in der NERVOSA eine rein brasilianische Angelegenheit waren, ist damit beendet. Anno 2021 besteht die Gruppe aus einer Brasilianerin, einer Spanierin, einer Italienerin und einer Griechin. Wobei Amaral bereits angekündigt hat, dass sie nach dem Ende der Pandemie ihren Wohnsitz nach Italien verlegen wird. Die Musikerinnen orientieren sich zukünftig also gen Europa.
Aber wie klingen die „neuen“ NERVOSA jetzt eigentlich?
Zunächst muss man ganz klar sagen, im Großen und Ganzen auch nicht so viel anders als die bisherige Besetzung, bei der ich bisher stets der Meinung war, sie würde ihr Potenzial nicht wirklich zu einhundert Prozent nutzen. Das gilt so leider auch für die aktuelle Besetzung. Doch dazu gleich.
Der größte Unterschied dürfte auf „Perpetual Chaos“ ganz klar der Gesang sein. Wo ihre Vorgängerin Fernanda Lira meistens zwischen Gekeife und Gekrächze unterwegs war, da setzt Diva Satanica auch einmal auf Growls. Das Ergebnis klingt dann häufig wie eine Mischung aus Lira und Angela Gossow (ex-ARCH ENEMY). Bei Stücken wie „Venomous“, „People Of The Abyss“, dem Titelsong oder dem zusammen mit Schmier (DESTRUCTION) eingesungenen „Genocidal Command“ und auch bei den beiden leicht aus dem Rahmen fallenden Songs „Time To Fight“ und „Rebel Soul“ funktioniert das auch schon recht gut und NERVOSA liefern damit gute Arbeit ab. Allerdings besteht die Scheibe aus 13 Songs.
Genau hier liegt dann auch das Problem. Der Großteil des auf „Perpetual Chaos“, das auch schon das vierte Album von NERVOSA ist, enthaltenen Materials kommt nämlich über den Status des Füllers nicht hinaus. Sprich fünf oder sechs Lieder weniger hätten es auch getan. So bleibt nach der Hälfte der Stücke einmal mehr absolut nichts hängen.
Der größte Schwachpunkt ist hier allerdings mal wieder der Klang. Warum man die Produktion erneut in die Hände von Martin Furia gelegt hat, ist mir ein Rätsel. Dieser hat schließlich bereits den Vorgänger klangtechnisch verhunzt. Auch „Perpetual Chaos“ klingt steril bis zum geht nicht mehr.
Letztendlich bleibt zu sagen, dass NERVOSA auch auf ihrem vierten Werk und in neuer Besetzung weiterhin nicht in der Lage sind, ihr Potenzial voll auszuschöpfen. Eine handvoll guter Songs ist in der heutigen Zeit einfach zu wenig. Bleibt zu hoffen, dass man mit dem fünften Album, und dann auch wesentlich eingespielter, endlich die Kurve kriegt. (Matthias)
Bewertung:
7 / 10
Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 44:37 min
Label: Napalm Records
Veröffentlichungstermin: 22.01.2021