Harakiri For The Sky - Mӕre

harakiriforthesky maereBisher sind HARAKIRI FOR THE SKY vollkommen an mir vorbeigegangen. Das heißt, eigentlich bin ich an ihnen vorbeigegangen. Denn irgendwie ging ich bei dem Namen immer davon aus, dass das wieder so eine käsige Nu-Metal-Band ist, die die jungen Leute gut finden. Hat mich nie wirklich interessiert. Aber in den letzten Wochen ist es immer öfter passiert, dass, wenn ich mir auf YouTube Songs angehört habe, statt der saunervigen Werbung was kam, was richtig gut klang. Irgendwann hab‘ ich dann auch mal geguckt, was YouTube mir da immer wieder unter die Nase reiben muss. „feat. Neige“ stand da. Das kann ja schon mal nicht verkehrt sein. Aber der Bandname und meine vollkommen falsche Assoziation haben mich noch immer zurückgehalten.

Irgendwann hab‘ ich mir dann aber doch mal den ganzen Song, nämlich „Sing For The Damage We’ve Done“ angehört. Und scheiße, das ist geil! Warum hat mir das keiner früher gesagt? Ja, gut, bei diesem Song ist noch Neige von ALCEST dabei und hat dem Stück auch musikalisch einen fetten Stempel aufgedrückt, aber das ändert ja nichts daran, dass das Stück ganz grundsätzlich halt einfach gut ist. Der Text dazu hat mich dann vollends überzeugt und ich habe mir das komplette Album vorgenommen.

Und das ist ein ziemlicher Brocken. Fast anderthalb Stunden dauert es. Das ist in Zeiten, in denen sich die meisten Alben irgendwo zwischen 30 und 45 Minuten bewegen, viel verlangt vom Hörer. Bei den ersten Hördurchgängen wird man von der Mächtigkeit des Albums fast erschlagen und man merkt, wie gegen Ende die Aufmerksamkeit doch nachlässt. Doch mit jedem Hördurchgang schälen sich mehr und mehr Details heraus.

Für mich als alten ALCEST-Fan ist natürlich „Sing For The Damage We’ve Done“ ganz vorne bei den Favoriten dabei. Aber auch die meisten anderen Songs haben es in sich. Schon der Opener „I, Pallbearer“ macht Lust auf mehr – ein intensiver Song, in dem man sich völlig verlieren kann. Doch auch „Us Against December Skies“ und „I’m All About The Dusk“ können mich überzeugen. Die altbekannte Mischung aus Black und Post Metal ist perfekt gelungen und garniert wird das Ganze mit traurigschönen, stimmungsvollen Melodien. „I’m All About The Dusk“ erinnert auch immer mal wieder an ALCEST, was den Song noch toller macht.

Ein fantastisches Stück ist auch „And Oceans Between Us“, ein intensiver Song, der sich über große Strecken im Midtempo bewegt, immer wieder in den Black Metal ausbricht, aber auch immer wieder zur Ursprungsmelodie zurückkehrt. Hier kommen die vielen Stimmungen, die man auf dem Album findet, richtig schön raus.

Für „Silver Needle – Golden Dawn“ hat man sich mit der Stimme von GAEREA einen weiteren Gast auf dem Album eingeladen. Der Song, der zunächst eher ruhig beginnt, wird allmählich immer chaotischer, bis er dann plötzlich endet. Ganz sanft wird es dann bei „Time Is A Ghost“, bis auch dieser förmlich explodiert. Den Abschluss des Albums bildet dann das PLACEBO-Cover „Song To Say Goodbye“. Dabei schaffen es die Österreicher, sowohl die unverkennbaren Eigenheiten des Songs beizubehalten, als auch ihm ihren ganz eigenen Stempel aufzudrücken. Und ich muss gestehen, dass mir diese Version deutlich besser gefällt als das Original.

Und überhaupt gefallen mir HARAKIRI FOR THE SKY ausgesprochen gut. Mal wieder so eine Band, bei der ich mich frage, wie ich die all die Jahre so übersehen konnte. „Mære”, der Nachtmahr, ist ein absolut überzeugendes Album geworden, das mit seiner düsteren Atmosphäre perfekt zu den aktuellen Zeiten passt. Kein Wunder, wurde es doch wärhend des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 aufgenommen. Allerdings muss ich sagen, dass das Album vom Hörer schon wirklich Aufmerksamkeit verlangt und es ist fast schon mutig, heutzutage ein solch langes Album herauszubringen. Ich persönlich finde es gut, mich nerven eher 30-Minuten-Alben, aber gerade bei den ersten Hördurchgängen hat das Album doch auch Längen – bis man dann mal seine ganze Schönheit erfasst hat, in all die düsteren, dunklen Stimmungen eingetaucht ist. Aber alles in allem – haben HARAKIRI FOR THE SKY einen Fan dazugewonnen und ich kann dieses Album nur weiterempfehlen. (Anne)

 

Bewertung:

Anne8,0 8 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 84:33 min
Label: AOP Records
Veröffentlichungstermin: 29.11.2019

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