Fremmand - Wrong

fremmand wrongFREMMAND gelten zwar als dänisch-färöische Band mit Sitz in Aarhus, wo auch die meisten Bandmitglieder wohnen, aber andererseits stammt die Mehrzahl der Bandmitglieder auch von den Färöern, so dass man die Truppe wohl durchaus als färöisch bezeichnen kann. Zudem sind sie beim färöischen Label Tutl unter Vertrag. Die Band selbst ist noch ziemlich jung, wurde 2017 gegründet und im Jahr darauf erschien das Debütalbum. Die beteiligten Musiker sind dagegen keine Unbekannten in der Szene. Im Mittelpunkt steht natürlich Sängerin Jana Hjalmgrimsdóttir, die man unter anderem von der Band MARY GOLD kennt.

Gemeinsam mit Drummer Tobias Weltzer hat sie FREMMAND ins Leben gerufen und auf dem ersten, selbstbetitelten Album war man auch noch deutlich synthlastiger. Doch dann stießen Bassistin Tinna Tótudóttir (u.a. HAMFERÐ) und Gitarrist Sigmund Zachariassen (JOE & THE SHITBOYS) zur Band und damit bekam die Musik des Vierers einen deutlich härteren Anstrich. Ein ersten Vorgeschmack auf den leicht veränderten Sound bekam man mit der zwischendrin veröffentlichten Single „Vón“, auf der sich schon der Song „Legendary Lover“ befand, der nun auch auf dem neuen Album zu finden ist.

Den Text dafür hat Peter Hayes geschrieben, seines Zeichens Sänger und Gitarrist von BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB, einer kalifornischen Band, die freundschaftlich eng mit FREMMAND verbunden ist. Aber auch andere hochkarätige Gäste findet man auf dem Album: Carlos Alomar (DAWID BOWIE) und Richard Fortus (GUNS ‘N‘ ROSES, THE DEAD DAISIES). „Legendary Lover“ war dann auch der Song, der mich auf die Band aufmerksam gemacht hat. Mit seinem an DEPECHE MODE erinnerndem, leicht düsteren Sound hat mich das Stück gleich in seinen Bann gezogen. Spätestens da war für mich klar, dass ich das ganze Album hören muss.

Und darauf findet man so manche Perle. Sei es nun der Opener und Titelsong „Wrong“ (kein Cover des gleichnamigen DEPECHE-MODE-Songs), dessen Synthieklänge sich tief in die Gehörklänge bohren oder das düstere „Death Has Made A Fool Of Us“, das sich ruhig und getragen seinen Weg sucht und einen einfach nicht mehr loslässt.

Im herrlich synthpoppigen „It’s Too Late“ gibt es dann auch mal männlichen Gesang zu hören, was wirklich gut zu diesem durchaus tanzbaren Song passt. In „Ljósi“ werden dann wieder ganz andere Töne angeschlagen. Flehend singt Jana immer wieder „Bróðir kom heim!“ in diesem beklemmenden Stück. „Innanlongsul“ erinnert mich am Anfang immer wieder an TÝR, nimmt dann aber eine ganz andere Richtung. Während die Instrumente entfernt am Horizont eher eine Geräuschkulisse denn eine wirkliche Melodie aufbauen, steht im Vordergrund der Sprechgesang von Jana Hjalmgrimsdóttir, was dem kürzesten Song des Albums einen eher experimentellen Charakter verleiht.

Im krassen Gegensatz dazu steht das sehr melodiöse „Calling It Out“, dass sich auch als Soundtrack für einen Roadmovie gut machen würde. Wunderbar arrangierte Synths geben dem Song sowohl einen modernen Anstrich als auch einen kräftigen Touch 80er-Jahre und machen ihn zu einem der besten Stücke des Albums. Einer der interessantesten Songs ist auch „Run To Fire“ das mit einer interessanten Mischung aus färöischen und englischen Texten besticht. Aber auch instrumental gibt es hier mit einem Saxophon mal was ganz anderes zu hören. Und Saxophon und Synths passen erstaunlich gut zusammen.

Beschlossen wird das Album von „Kasta hamin“, dem längsten Song der Platte. In einem ausgiebigen instrumentalen Intro wabern die Sounds in den Boxen hin und her, bevor der schreitende, rhythmische Gesang einsetzt und einförmig durch den Song führt. Auch zum Ende hin gibt es einen ausgiebigen experimentellen Instrumentalteil, der das Album langsam ausklingen lässt.

Aber was heißt hier ausklingen? Gleich nochmal von vorne! „Wrong“ ist ein Album, das man problemlos in Dauerschleife hören kann. FREMMAND verbinden gekonnt Poprock mit Synths und kreieren dabei eine Atmosphäre, die permanent zwischen tanzbar und düster-depressiv schwankt. Damit erinnern sie immer wieder an DEPECHE MODE in ihren dunkleren Phasen, auch an NEW ORDER. Und haben dabei dennoch ihren ganz eigenen Stil entwickelt, insbesondere Jana Hjalmgrimsdóttirs tolle Stimme gibt den Songs immer wieder das gewisse Etwas. Im Gegensatz zum Debut hat man den Synthanteil ein wenig zurückgefahren, dafür ist man gitarrenlastiger geworden, was dem Sound der Band wirklich gut zu Gesicht steht. Dazu kommt, dass die Truppe ein Händchen dafür hat, Songs zu schreiben, die schon beim ersten Hören ins Ohr gehen und die man da auch nicht wieder raus haben will. Man weiß überhaupt nicht, welchen Song man als Anspieltipp herausstellen sollte, weil einfach alle gut sind. Am eingängigsten sind sicher „Legendary Lover“, „It’s Too Late“ und „Calling It Out“, aber darauf sollte man sich nicht beschränken, sondern das Album in seiner Gesamtheit hören. Einfach große Klasse! (Anne)

 

Bewertung:

Anne8,5 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 41:30 min
Label: Tutl Records
Veröffentlichungstermin: 05.02.2021

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