Storm Seeker - Guns Don't Cry

stormseeker gunsdontcrySTORM SEEKER habe ich bereits zweimal auf dem Dong Open Air gesehen und ich habe sie mir dort jedes Mal gerne angesehen und hatte bei den Auftritten viel Spaß. Nur auf Platte habe ich mir die Band bisher noch nicht gegeben. Da stellt das neue Album „Guns Don’t Cry“ doch eine gute Möglichkeit dar. Also da mal reingehört und nach dem zweiten Durchgang war mir klar: Das will ich nicht noch einmal hören. Viel zu viel Gefiedel, viel zu viel Piraterie (ist dieses Genre nicht langsam mal am Ende?) und vor allem viel zu fröhlich. Gruselig. Aber was man angefangen hat, muss man auch beenden, also ran ans Review.

Allerdings hab‘ ich bei den ersten beiden Durchgängen wohl einen sehr unlustigen Tag erwischt. Denn als ich mir dann noch das Video zu „row row row“ angesehen habe, musste ich doch sehr schmunzeln. Mit viel Liebe zum Detail hat man ein herrlich blödes Video (wohl unter dem Motto „in meiner Badewanne bin ich Kapitän“) zusammengezimmert. Absolut sehenswert. Und auch hörenswert. Alleine schon wegen des großartigen, leicht selbstironischen Textes (z.B. „no grizzly bear is near to fear“).

Schon gleich zu Beginn des Albums gibt es die absolute Anleitung, wie man sich als echter Pirat zu benehmen hat. „How To Be A Pirate“ erinnert zwar stark an ALESTORM, besticht aber auch mit einem absoluten Ohrwurmrefrain. Und Sänger Timothy singt herrlich piratig. Und als Sahnehäubchen darf auch die Piratenbraut mal singen. Hoch geht es auch beim sehr irisch-piratisch geprägten „Naval Hitchhike“ her, bei dem so manche Probleme von Anhaltern angesprochen werden.

Um zwischenmenschliche Probleme geht es auch im Titeltrack „Guns Don’t Cry“. Denn am Ende ist dir ja doch nur eine treu. Wer das ist, müsst ihr wohl selber herausfinden. Davor gibt es aber noch einen meiner Favoriten auf dem Album: „Shoot This Ship Down“. Der Song ist mal nicht mit überbordender Fröhlichkeit beladen, sondern hat durchaus seine dramatischen Momente, geht dabei sofort ins Ohr und auch der weibliche Gesang ist hier sehr gut gelungen.

Die Beschreibung „dramatisch“ passt auch gut zu „One More Day“. Der weibliche Gesang passt sehr gut zu dem eher sparsam instrumentierten Song. Und auch dieses Stück hat eine Melodie, die man so schnell nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Auch „One More Day“ gehört definitiv zu meinen Favoriten. Leider endet der Song viel zu schnell und plötzlich. Interessant und mal was ganz anderes ist „Compass“, bei dem man schon fast eine Art Sprechgesang verwendet. Was aber sehr gut zu dem ruhigen und ernsthaften Song passt, der allerdings schon nach weniger als zwei Minuten endet und wirkt, als fehlte hier ein Stück. Schade.

Aber die Piraten von STORM SEEKER ziehen nicht nur raubend und brandschatzend über die sieben Weltmeere – manchmal treffen sie sich auch mit Freunden. Und das tun sie auf diesem Album ausgiebig. Sei es nun bei „Deathwatch Beetle Party“ mit Mr. Hurley von MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN, bei „Maelstrom“ mit Teufel von TANZWUT oder „Sextant“ mit Seeb von ORDEN OGAN. Von diesen Dreien finde ich dabei „Maelstrom“ am interessantesten. Hier verwendet man mit Deutsch, Dänisch und Englisch gleich drei Sprachen. Aber auch das ruhige und getragene „Sextant“ hat durchaus seine Reize und ist ein gelungener Ausklang für das Album. Oder wäre. Wäre da nicht noch dieser letzte Song. Der ist zwar nur knapp zwei Minuten lang, aber das sind zwei Minuten zu viel. Die Band hat sich entschieden, eine Metalversion von „Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu Strand-Bikini“ aufzunehmen. Als wäre das Original nicht schon grauenvoll genug. Sorry, bei aller Liebe, dieses Teil konnte ich mir nur einmal anhören. Seitdem muss ich das Album an dieser Stelle immer abbrechen. Ganz, ganz furchtbar. Das kann ich wirklich nicht vertragen.

Im Gegensatz zum Rest des Albums, das nach genauerem Hinhören doch gar nicht so furchtbar und vor allem gar nicht so fröhlich ist, wie mein erster Eindruck war. Und überhaupt agiert die Band sowohl musikalisch als auch songschreiberisch auf einem höheren Niveau als die meisten Bands des Genres, und damit meine ich ausdrücklich auch gewisse Szenegrößen. Zwar wird dieses Album bei mir zu Hause eher selten laufen, da Pirate Metal einfach nicht so mein Ding ist, aber live werde ich mir die Band nach wie vor gerne ansehen (falls das denn endlich mal wieder möglich ist), denn ab und zu macht so ein bisschen Piratenmetal mit Augenzwinkern doch schon Spaß. (Anne)

 

Bewertung:

Anne7,5 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 35:36 min
Label: NoCut / SPV
Veröffentlichungstermin: 29.01.2021